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Plötzlicher Bluthochdruck – was soll ich tun?

Warum es zu Blutdruckspitzen kommt, was Sie tun können und wann Sie zum Arzt müssen

Aktualisiert: 30.04.2024

Arzt-Patienten-Gespräch
Shutterstock

Plötzlicher Bluthochdruck: Wann gefährlich? 

Auslöser eines deutlichen Blutdruckanstiegs sind häufig Stress oder ein abruptes Absetzen der gewohnten Blutdruckmedikamente. Wie gefährlich der plötzliche Blutdruckanstieg ist und auf welche Maßnahmen es dann ankommt, hängt davon ab, ob mit dem hohen Blutdruck ernste Beschwerden verbunden sind, die auf einen akuten Organschaden deuten. Hohe Blutdruckwerte z.B. von bereits über 180/100 mmHg, die mit Symptomen wie Schmerzen im Brustkorb, Atemnot oder verschwommenes Sehen einhergehen, müssen im Krankenhaus notfallmäßig behandelt werden. „Dann handelt es sich um einen Bluthochdrucknotfall (hypertensiven Notfall), bei dem sofort die Rettungsleitstelle über die 112 alarmiert werden muss.“, erklärt Herzspezialist Prof. Dr. Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik (Nephrologie, Hypertensiologie, Endokrinologie, Diabetologie, Rheumatologie) der Universitätsmedizin Mannheim und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Denn im schlimmsten Fall kann es unter anderem zu einem Schlaganfall oder zum Versagen der Autoregulation im Gehirn kommen mit einer Erweiterung der Arterien im Gehirn und einem Hirnödem. Dieses löst dann zum Beispiel Krampfanfälle aus und führt zur Bewusstlosigkeit.

Bluthochdruckkrise überwinden: Das können Sie tun 

Nicht immer sind jedoch mit einem Blutdruckanstieg ernste Beschwerden verbunden. Ist ein gemessener Wert merklich erhöht (über 200/100 mmHg), aber sind keine Beschwerden oder nur leichte Symptome wie unspezifische Kopfschmerzen und Schwindel vorhanden, ist es oftmals ausreichend, wenn sich die Betroffenen zunächst hinlegen und Ruhe bewahren. Hier sprechen Mediziner dann von einer hypertensiven Krise. Nach etwa 15 bis 30 Minute sollte der Blutdruck nochmal nachgemessen werden. Meist wird sich der Blutdruck dann bereits spontan wieder gebessert haben. Nach einer Bluthochdruckkrise sollte der Patient seinen Blutdruck die nächsten Tage besonders sorgfältig überwachen. Bleibt der Blutdruck nach weiteren Messungen unverändert hoch, ist eine sofortige Behandlung beim Arzt oder in der Ambulanz einer Klinik notwendig. Doch auch wenn die Erhöhung nur einmalig oder hin und wieder auftritt, sollte der behandelnde Arzt oder die Ärztin informiert werden, um die bisherige Blutdruck-Therapie zu überprüfen und gegebenenfalls die Dosis bzw. den Einnahmezeitpunkt anzupassen oder ein weiteres blutdrucksenkendes Medikament hinzufügen.

Herz-Tipp:

Patientenschulungen können helfen, dass hypertensive Krisen vermieden werden. Dabei wird über die korrekte Blutdruckmessung und die medikamentöse Therapie informiert und es werden Tipps zum Umgang mit Blutdruckschwankungen vermittelt. Fragen Sie auch Ihren Arzt, wie Sie sich bei einem plötzlichen Blutdruckanstieg richtig verhalten. Das beruhigt und gibt Ihnen ein gewisses Maß an Sicherheit.

Bluthochdrucknotfall: So reagieren Sie richtig 

Bei einem hypertensiven Notfall, liegen die systolische Blutdruckwerte meist bei 200 bis 220 mmHg und die diastolischen Blutdruckwerte bei 100 bis 120 mmHg. Ein Notfall kann jedoch auch schon bei niedrigeren Blutdruckwerten auftreten. Es sollte daher immer der Notarzt unter 112 gerufen werden, wenn zu dem plötzlichen Bluthochdruck mindestens eines der genannten Symptome auftritt:

  • Brustschmerzen (Schmerzen, Brennen oder ein starkes Druckgefühl)
  • Atemnot
  • starkes Schwindelgefühl (eventuell mit starken Kopfschmerzen verbunden)
  • Seh- oder Sprechstörungen (neurologische Ausfälle)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Nasenbluten
  • Benommenheit
  • Krampfanfälle
  • Lähmungen

Diese Beschwerden weisen auf akute Schädigungen der vom Bluthochdruck betroffenen Organe hin. „Wichtig: Die Beschwerden sind entscheidend und nicht die absolute Höhe des Blutdrucks, der durchaus auch unter 200/100 mmHg liegen kann“, sagt Prof. Krämer.  Es empfiehlt sich, bei dem Anruf den Verdacht Bluthochdrucknotfall zu äußern, damit die Leitstelle direkt einen Rettungswagen mit Notarzt zur Erstversorgung schickt.

Bluthochdrucknotfall: Behandlung im Krankenhaus

Die Notfallbehandlung im Krankenhaus richtet sich nach den Symptomen und Schäden an den Organen. Bei einem Schlaganfall zum Beispiel darf der Blutdruck nicht zu schnell gesenkt und in den ersten Tagen nicht zu tief gesenkt werden. Ein Einriss der Wand der Körperschlagader (Aorta) hingegen macht es erforderlich, den Blutdruck so schnell wie möglich zu senken. Dazu verabreicht der Arzt beispielweise das Medikament Urapidil, ein sogenannter Alpha-Rezeptoren-Blocker, der den Blutdruck senkt, indem er die Gefäße erweitert.  Hat sich in der Lunge aufgrund des überhöhten Drucks Flüssigkeit angesammelt (Lungenödem), wird beispielsweise Nitroglycerin eingesetzt, ein Medikament mit gefäßerweiternder Wirkung und/oder Furosemid, eine entwässernde Substanz aus der Gruppe der Diuretika.

Blutdruckentgleisungen: Ursachen

Wichtig ist nach einer solchen Klinikbehandlung zu prüfen, ob es ein konkretes gesundheitliches Problem gibt, das den hypertensiven Notfall ausgelöst hat. Bei Bluthochdruck-Patienten kann beispielsweise eine Ursache für die Hochdruckkrise eine unzureichende Medikamentendosierung oder eine Interaktion mit anderen Medikamenten vorliegen. Zum Beispiel können bestimmte Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen der Blutdrucksenkung entgegenwirken. Auch eine nicht konsequente Medikamenteneinnahme, kann zur Blutdruckentgleisung führen. Gerade beim abrupten Absetzen von Blutdruckmitteln drohen krisenhafte Anstiege. Auch psychische Stresssituationen können durchaus derartige Blutdruckanstiege verursachen. Folgende weitere Ursachen können Gründe für eine Entgleisung des Blutdrucks sein:

  • Hormonstörungen und Schilddrüsenstoffwechselstörungen
  • Aortenisthmusstenose (Engstelle der großen Körperschlagader Aorta)
  • Nierenerkrankungen (z.B. eine Verengung einer Arterie in der Niere)
  • nächtliche Atempausen (Schlafapnoe-Syndrom)
  • bestimmte Medikamente: Schmerzmittel (z.B. Diclofenac oder Ibuprofen), Kortisonpräparate, Sympathomimetika, Erythropoetin, Antidepressiva oder die Pille
  • die Einnahme von Drogen (z.B. Amphetamine, Kokain)
  • Genussmittel wie Alkohol und Lakritze
  • Schwangerschaft

Bei der Ursachensuche für einen Bluthochdrucknotfall helfen zudem spezielle Laboruntersuchungen von Blut und Urin, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes, insbesondere der Nieren, der Nierenarterien und der Nebennieren. Gegebenenfalls erfolgen Untersuchungen im Schlaflabor und Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren, wie der Magnetresonanz- (MRT) oder der Computertomografie (CT).

Bluthochdruck-Entgleisung vorbeugen: regelmäßiges und richtiges Messen

Bluthochdruckpatientinnen und -patienten, aber auch gesunde Menschen, sollten regelmäßig Ihre Blutdruckwerte kontrollieren. So werden Blutdruckauffälligkeiten erkannt. Für Patienten, die selbst ihren Blutdruck messen, ist es wichtig zu wissen, dass leichte Schwankungen des Blutdrucks grundsätzlich normal und nicht immer als bedrohlich anzusehen sind. So kann bei starker körperlicher Belastung, etwa beim intensiven Radfahren, der Blutdruck auch bei gesunden Menschen kurzzeitig auf etwa 200/100 mmHg ansteigen. Sehr wichtig ist auch das korrekte Blutdruckmessen, hierfür muß u.a. die Blutdruckmanschette auf Herzhöhe sein, eine 5-minütige Ruhepause (d.h. kein Reden, Fernsehschauen etc.) im Sitzen eingehalten werden und dann 3 Messungen im Minutenabstand erfolgen (der zu notierende Wert entspricht dem Mittelwert aus 2. und 3. Messung).  

Neben dem regelmäßigen Messen sind konsequente nichtmedikamentöse Maßnahmen – also Lebensstiländerungen – wichtig, um Entgleisungen des Blutdrucks zu verhindern. Wissenschaftlich besonders gut untersucht und belegt sind folgende nichtmedikamentöse Maßnahmen:

  • Bei Übergewicht: das Gewicht reduzieren
  • kochsalzarm essen (weniger als fünf Gramm Kochsalz pro Tag)
  • eine sogenannte mediterrane Kost mit viel Obst und Gemüse bevorzugen
  • regelmäßig Ausdauertraining betreiben, etwa Fahrradfahren, Walking, Joggen, Schwimmen
  • Entspannungstechniken zur Stressreduktion anwenden
  • Alkohol meiden
  • das Rauchen unterlassen

Blutdruck-Schwankungen: Medikamente zuverlässig einnehmen

Bei schwankendem Blutdruck sollten Sie die Blutdruck-Medikamente nie ohne ärztliche Absprache selbst anpassen. Eine gute Einstellung des Blutdrucks baut auf einer kontinuierlichen (regelmäßigen) Einnahme einer fest angesetzten Medikation auf, bei der sowohl feste Einnahmezeiten als auch die jeweilige Dosis festgelegt sind. Eine Einnahme von „Bedarfsmedikamenten“ ist im allgemeinen nicht sinnvoll und sollte nur nach Absprache mit ihrem Arzt und unter Einhaltung der empfohlenen Dosis erfolgen. „Eine stabile Blutdruckeinstellung ist nur möglich, wenn Blutdruck-Medikamente nicht „bei Bedarf, sondern regelmäßig eingenommen werden“, erklärt Prof. Krämer.  Entsprechend den aktuellen europäischen Blutdruckleitlinien aus dem Jahr 2018 wird für die meisten Hochdruckpatienten im Alter unter 65 Jahren ein Blutdruckzielkorridor von 120 bis 130 mmHg systolisch und von 70 bis 80 mmHg diastolisch bei Praxisblutdruckwerten gefordert. Bei Patienten im Alter über 65 Jahren liegt das Blutdruckziel bei 130 bis 139 mmHg systolisch und 70 bis 80 mmHg diastolisch. „Gelingt es dem Patienten zusammen mit seinem Arzt, diese Blutdruckzielkorridore zu erreichen, sind Entgleisungen des Blutdrucks kaum zu befürchten, “ so der Hochdruckexperte.

Experte

Prof. Dr. Bernhard Krämer
Bild von Prof. Dr. Bernhard Krämer

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