Wacher durch Energy Drinks?
Energy Drinks werden nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von vielen Kindern und Jugendlichen gerne – und zum Teil auch mehrmals am Tag – konsumiert. Nach einem europaweiten Überblick der European Food Safety Authority konsumieren Jugendliche sogar vergleichsweise am häufigsten Energy Drinks. Und in Deutschland wurden einer Untersuchung zufolge 6,6 Prozent der Jugendlichen zwischen 10-18 Jahren als „Hochverzehrer“ identifiziert, die die Höchstmengen für Koffein (nach Vorgaben der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde) überschritten.
Gerne werden die Energy Drinks etwa beim Computerspielen, vor dem Sport, während einer Prüfungsphase oder beim Feiern mit den Freunden getrunken. Meist erhoffen sich die jungen Konsumenten davon, wacher und leistungsfähiger zu sein. Damit Energy-Drinks die gewünschten Effekte erzielen, enthalten sie neben jeder Menge Zucker auch Substanzen wie Koffein, Taurin (ein antioxidativ wirkendes Aminosäureprodukt), Guarana (ein koffeinhaltiger Pflanzenextrakt) und Glucuronolacton (ein Produkt aus dem Kohlehydratstoffwechsel) sowie Farbstoffe und Aromen. Eine Dose Energy Drink (250 ml) enthält im Schnitt 80 mg Koffein.
Folgen bei hohem Konsum
Bei übermäßigem Konsum können Energy Drinks die Funktion des Herzkreislaufsystems ungünstig beeinflussen, wie Untersuchungsdaten nahelegen. Befürchtete Folgen: Auffälligkeiten des Herzrhythmus oder Blutdruckerhöhungen. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtete bereits 2008 in einer Stellungnahme zur Bewertung von Energy Drinks von Fällen mit Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen bis hin zu Todesfällen. Inwiefern das kardiale Risiko speziell bei jungen Menschen erhöht ist, das untersuchen nun Forscher in der EDUCATE-Studie (Energy Drinks Unexplored Cardiovascular Alterations in TEens and TwEens), die von der Deutschen Herzstiftung mit rund 69.000 Euro gefördert wird.
„Bisher existieren keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema bei Kindern. Im Rahmen der Studie möchten wir daher erstmalig die akuten Auswirkungen des Energy-Drink-Konsums auf die Herzkreislauffunktion gesunder Kinder und Jugendlicher untersuchen“, erläutert Studienleiter Dr. Felix Oberhoffer von der Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum der Universität München. „Vor allem die mit dem Konsum von Energy Drinks assoziierten Herzrhythmusstörungen können zu einem medizinischen Notfall führen, wie Studiendaten zeigen. Zusätzlich ist der übermäßige Konsum mit einem erhöhten Blutdruck assoziiert. Daher gehen wir davon aus, dass sowohl der akute wie auch der chronisch übermäßige Konsum das Risiko für Herz und Gefäße erhöht”, so der Arzt.
Inhaltsstoffe: So viel darf in Energy Drinks sein
Die gesetzlichen Bestimmungen zu Energy Drinks stehen in der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung. Danach handelt es sich bei Energy Drinks um ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk, das maximal 320 Milligramm Koffein pro Liter enthalten darf. Bei mehr als 150 Milligramm Koffein pro Liter müssen Getränke den Hinweis tragen: „Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen". Auch für andere Zutaten gelten Höchstgehalte.
Akute Effekte der Energy Drinks im Fokus
Die an der Studie teilnehmenden Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der kinderkardiologischen Abteilung am Klinikum der Universität München untersucht. An einem der beiden Tage konsumieren die Probanden eine definierte Menge eines Energy-Drinks. Am anderen Tag werden sie gebeten, innerhalb weniger Minuten eine definierte Menge eines zuckerhaltigen Vergleichsgetränkes, ohne die üblichen Bestandteile eines Energy Drinks, zu sich zu nehmen. „Um Verfälschungen der Studienergebnisse zu vermeiden, wissen die Kinder und Jugendlichen zunächst nicht, an welchem der beiden Tage der Energy Drink beziehungsweise das Vergleichsgetränk konsumiert wurde”, erläutert Dr. Oberhoffer den Ablauf.
Im Anschluss an den Getränkekonsum sollen dann in regelmäßigen Abständen die Herz-und Gefäßfunktion sowie die Herzströme der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gemessen werden. Nach einer vierstündigen Überwachung wird der Proband / die Probandin zudem mit einem Langzeit-Blutdruck-Messgerät und einem Langzeit-EKG ausgestattet, um Blutdruck bzw. Herzströme über weitere 24 Stunden zu kontrollieren.
Grenzwerte für Koffeinkonsum
Kinder und Jugendliche
gesunde Erwachsene (Einzeldosis)
gesunde Erwachsene (Tagedosis)
Sicherheit ist gewährleistet
„In der Studie achten wir streng auf die Gesundheit der jungen Probanden”, betont Oberhoffer. „Es werden sämtliche Maßnahmen ergriffen, um mögliche gesundheitliche Risiken zu minimieren.” So werden die TeilnehmerInnen vor dem Konsum der entsprechenden Getränke auf das Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen untersucht. Zudem wird die maximale als unbedenklich erachtete Tageshöchstdosis an Koffein nicht überschritten.
Sollten sich die akuten Effekte der Energy Drinks auf die Herzfunktionen bestätigen, erhärtet dies den Verdacht, dass ein übermäßiger Konsum die kardiovaskuläre Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefährdet. Aus den Ergebnissen könnten somit für die Zukunft auch präventive Maßnahmen für den Schutz Minderjähriger abgeleitet werden, hofft Dr. Oberhoffer.
Experte
Dr. Felix S. Oberhoffer, Abteilung für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin, LMU Klinikum München
Jetzt spenden!
Herzforschung, die hilft
Mit Ihrer Spende leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Forschung. Bitte unterstützen Sie die Herzforschung mit Ihrer Spende!
Unsere Empfehlungen
- Bfr.bund.de
- verbraucherzentrale.de
- Impact of High Volume Energy Drink Consumption on Electrocardiographic and Blood Pressure Parameters; Shah SA et al. J Am Heart Assoc 2019; 8: e011318
- EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA). (2015). Scientific Opinion on the safety of caffeine. EFSA Journal, 13(5), 4102