Ihr Blutdruck ist über den Tag eigentlich gut eingestellt. Lediglich am Morgen fallen Ihnen immer mal wieder erhöhte Werte auf. Wichtig ist es in solchen Fällen, die Medikamente nicht einfach nach Gefühl zu ändern, wie die folgende Sprechstunden-Antwort betont. Vielmehr sollte eine kontinuierliche Messung Ihrer Werte im Tages- und Nachtverlauf erfolgen, was mit einer sogenannten Langzeitblutdruckmessung unkompliziert möglich ist und wonach Sie in der Arzt-Praxis ohne Weiteres fragen können.
Die Sprechstunden-Frage im Wortlaut:
Mein Mann erhielt vor acht Monaten drei Stents. Seither misst er täglich den Blutdruck, jeweils morgens um 6:30 Uhr. Dabei ergeben sich folgende Werte: systolisch zwischen 130 und 150 mmHg, diastolisch zwischen 88 und 98, Puls zwischen 56 und 64. Bei einer Messung etwa zwei Stunden später sinken die Werte auf 130/80. An Medikamenten erhält er früh Metoprolol (23,75 mg), ASS 100 und Ticagrelor (90 mg), abends Simvastatin und Ticagrelor (je 90 mg) und vor der Bettruhe Ramipril (2,5 mg). Ist der manchmal doch hohe Druck am Morgen unbedenklich? Sollte man die Medikation besser ändern? (Martha E., Kassel)
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Experten-Antwort:
Sie fragen, ob für Ihren Mann die Medikation zur Behandlung eines erhöhten Blutdruckes ausreicht, weil die Werte morgens manchmal über dem Therapieziel liegen:
Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei den eingenommenen Medikamenten nur bei Metoprolol und Ramipril um blutdrucksenkende Wirkstoffe handelt. Allerdings senken sie den Blutdruck in den genannten Dosierungen nur mäßig – somit könnte eine Verstärkung der Behandlung bezogen auf den Blutdruck durchaus sinnvoll sein.
Langzeitblutdruckmessung als wertvolle Hilfe
Bevor man die Medikation ändert, sollte aber eine Langzeitblutdruckmessung erfolgen, die den Gesamtverlauf des Blutdrucks sowohl am Tag als auch in der Nacht über volle 24 Stunden wiedergibt und worauf Ihr Mann seine Ärztin oder seinen Arzt problemlos ansprechen kann. Man bekommt dann ein kleines Gerät mit nach Hause, das den Blutdruck automatisch z. B. alle 15 oder 30 Minuten misst.
Anhand einer solchen Langzeitblutdruckmessung lässt sich schließlich sehr gut sagen, ob nur eine Dosis-Erhöhung der Medikamente zu empfehlen ist oder z. B. eine weitere Medikamenten-Einnahme am Abend erfolgen sollte, damit sich am nächsten Morgen niedrigere Werte einstellen: Ohne eine Langzeitblutdruckmessung ist dazu keine verlässliche Aussage möglich.
Blutdruck wie tief senken?
Nach den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie ist das erste (Minimal-)Ziel die Senkung des Blutdrucks auf Werte unter 140/90 mmHg. Für Ihren Mann, wenn er über 65 Jahre alt ist, sollte sich der Wert optimalerweise in einem Bereich von systolisch 140 bis 130 mmHg bewegen und diastolisch 80 bis 70 mmHg. Liegt das Alter Ihres Mannes dagegen noch unter 65 Jahren, ist sogar ein Zielblutdruck systolisch zwischen 130 und 120 mmHg anzustreben. Zu beachten ist, dass es sich bei diesen Werten um diejenigen Grenzen handelt, die für die Blutdruckmessung in der Arztpraxis gelten. Gegenüber den selbst gemessenen Werten zu Hause kann ein großer Unterschied bestehen, denn die Werte zu Hause können oft durch das entspannte Umfeld niedriger liegen als in der Arztpraxis. Die Voraussetzung ist zudem, dass diese niedrigen Werte auch tatsächlich vertragen werden und Ihrem Mann dann z. B. nicht ständig schwarz vor Augen wird.
Meine Empfehlung:
Wenn bei Ihnen wie in diesem Fall die morgendlichen Blutdruck-Werte zu hoch sind, dann sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf eine Langzeitblutdruckmessung an. Dies ist oft eine große Hilfe und erlaubt eine medizinisch fundierte Blutdruck-Einstellung.
Experte
Prof. Dr. med. Gerd Bönner (Universität Freiburg) ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.