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Hitze, Kälte und Löcher – moderne Methoden gegen Herzrhythmusstörungen

Die Ablationstherapie bei Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern gibt es seit rund 40 Jahren. Seither hat sich viel getan. Wo bestehen neue Chancen?

Schematische Darstellung des elektrischen Reizleitungssystems des Herzens, einschließlich des SA-Knotens und des AV-Knotens, Herzleitungssystem
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Katheterablationen bei Herzrhythmusstörungen sind heute Routineeingriffe, die keine langen Krankenhausaufenthalte erfordern. Seit fast vier Jharzehnten gibt es dieses Verfahren bereits, das durch gezielte Narbenbildung im Herzgewebe elektrische Fehlfunktionen ausschalten soll. Und es hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt. 

Was ist mit einer Katheterablation heute möglich? Wo sind die Grenzen, wo künftige Chancen? Das erläutert in dieser Folge Prof. Isabel Deisenhofer aus München, die erst vor kurzem für ihre außergewöhnlichen Leistungen auf dem Gebiet der Elektrophysiologie des Herzens mit dem renommierten Medizinpreis der Fritz-Acker-Stiftung ausgezeichnet wurde. Prof. Deisenhofer leitet die Abteilung für Elektrophysiologie am Deutschen Herzzentrum München.

Individualisierte Ablationstherapie mit Hilfe von KI

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung weltweit. Die Pulmonalvenenisolation (PVI) gilt als Standardverfahren bei der Ablation von Vorhofflimmern. Allerdings ist die optimale Ablationsstrategie insbesondere bei Patienten mit persistierendem (lang anhaltendem) Vorhofflimmern weiterhin unklar. In einer kontrollierten Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht wurde, hat ein internationales Forscherteam um Prof. Isabel Deisenhofer den Nutzen Künstlicher Intelligenz (KI) untersucht. Ziel war es, durch eine KI-unterstützte Bewertung von Erregungsbildern des Vorhofs weitere Areale zu identifizieren, die bei einer Ablation den Erfolg der Therapie verbessern. 

Insgesamt 370 Patienten mit medikamentös nicht behandelbarem, persistierendem Vorhofflimmern nahmen an der Studie teil. Bei der einen Hälfte wurde eine konventionelle Pulmonalvenenisolation durchgeführt. Bei der anderen wurden zusätzlich weitere Areale abladiert, die nach der KI-Analyse auffällige Erregungsmuster zeigten. Das Ergebnis war erfreulich: Nach einem Jahr waren 88 Prozent der Patienten in der KI-Gruppe frei von Vorhofflimmern verglichen mit 70 Prozent in der herkömmlich abladierten Gruppe. Und trotz fast doppelt so langer Ablationsdauer in der KI-Gruppe (weil mehr Areale im Herzvorhof abladiert wurden), wurde die Behandlung in beiden Gruppen gleich gut vertragen.   

Diese Erkenntnisse könnten die zukünftige Behandlung von persistierendem Vorhofflimmern beeinflussen, indem mit Unterstützung künstlicher Intelligenz personalisierte Ablationsstrategien genutzt werden.

Quelle: Artificial intelligence for individualized treatment of persistent atrial fibrillation: a randomized controlled trial. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03517-w

Experte

Professor Dr. med Isabel Deisenhofer
Porträt Prof. Isabel Deisenhofer

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