Bei der Brustenge (Angina pectoris) treten anfangs unter starker körperlicher Belastung, später auch unter leichter Belastung und schließlich in Ruhe, anfallartige Schmerzen (Druckgefühl) im Brustkorb auf. Verursacht sind die Beschwerden durch Verengungen der Blutgefäße des Herzens, den Koronararterien.
Wie entsteht die Angina pectoris?
Ein hoher Blutdruck, ein hoher Spiegel an „schlechtem“ LDL-Cholesterin, der Konsum von Zigaretten, die Zuckerkrankheit, wenig Bewegung und starkes Übergewicht schaden unseren Blutgefäßen. Mittelfristig bilden sich Ablagerungen (Plaques) aus Fetten, Kalk und Bindegewebe in den Gefäßwänden und verengen die Gefäße. Sind die Herzkranzgefäße (Koronararterien) betroffen, wird unser Herzmuskel zu wenig mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Das führt zu Beschwerden wie Schmerzen im Brustkorb. Sie werden als brennend, einengend, aber auch als drückend beschrieben. Dabei ist Angina pectoris ein Symptom. Die eigentliche Erkrankung bezeichnet man als koronare Herzkrankheit (KHK).
Was genau ist eine koronare Herzkrankheit (KHK)?
Stabile und instabile Angina pectoris
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden bei der Angina pectoris zwei unterschiedliche Ausprägungen. Sie sprechen von der stabilen Angina pectoris, wenn Beschwerden nur unter Belastung auftreten, etwa beim Treppensteigen, in stressigen Situationen, nach einer reichhaltigen Mahlzeit oder in der Kälte. Die Beschwerden verändern zunächst ihre Intensität nicht. Kurze Ruhepausen oder Medikamente wie gefäßerweiterndes Nitrospray führen rasch zur Linderung. Die stabile Angina pectoris ist nach ärztlicher Abklärung nicht lebensbedrohlich, sollte aber überwacht und behandelt werden. Regelmäßige Untersuchungen machen Sinn. Im Unterschied dazu treten die Beschwerden bei der instabilen Angina pectoris bereits bei geringster Belastung oder in Ruhe auf und sind länger anhaltend. Hier ist rasche ärztliche Hilfe erforderlich, denn die instabile Angina pectoris deutet auf einen bevorstehenden Herzinfarkt hin. Reißen beispielsweise Plaques ein, können Blutgerinnsel entstehen, die die Koronararterie innerhalb von Sekunden vollständig verschließen. Ohne Blutzufuhr gehen Zellen im Herzmuskel rasch zugrunde.
Sonderformen der Angina pectoris
Neben der stabilen und der instabilen Angina pectoris gibt es noch einige Sonderformen. Bei der Prinzmetal-Angina, benannt nach ihrem Erstbeschreiber Myron Prinzmetal (1908 bis 1987), löst ein Krampf in Blutgefäßen Durchblutungsstörungen des Herzmuskels aus. Typisch ist ein starker Schmerz für wenige Sekunden bis Minuten in der Brustregion in Ruhe. Die Erkrankung ist selten, aber gefährlich. Sie kann zu einem Herzinfarkt führen. Bei der Walk-Through-Angina pectoris klingen typische Angina-pectoris-Symptome unter Belastung wieder ab, wenn man den Körper weiter beansprucht. Meist werden in diesem Fall Umgehungsgefäße (Kollateralen) erweitert, die eine Stenose oder einen Verschluss überbrücken. Nicht zuletzt kennen Kardiologinnen und Kardiologen noch die mikrovaskuläre Angina pectoris (Syndrom X). Während große Herzkranzgefäße keine Auffälligkeiten zeigen, sind feine Gefäße im Herzmuskel (Mikrovaskulatur) verengt.
Expertin
Prof. Dr. med. Christiane P. Tiefenbacher, Mitglied im Vorstand der Deutschen Herzstiftung e.V. und Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Wesel. Schwerpunkte: Vaskuläre Forschung: endotheliale Dysfunktion, Mikrozirkulation, Angiogenese, Klinische Forschung zur pAVK, KHK, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, seit 2008 Mitglied im Wiss. Beirat der Deutschen Herzstiftung.
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Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (2020)
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Angina pectoris trotz normaler Herzkranzgefäße
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