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Behandlung der Angina pectoris

Welche Medikamente und welche weiteren Therapien gibt es?

Arzt stellt PAtient Rezept aus
SARINYAPINNGAM - Istock

Heute stehen Ärztinnen und Ärzten zahlreiche Medikamente zur Verfügung, um eine Angina pectoris im Akutfall, aber auch langfristig, zu behandeln. Neben der medikamentösen Behandlung gibt es auch die Möglichkeit, stark verengte Blutgefäße im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung zu erweitern oder mittels Operation „Umgehungen“ (Bypässe) anzulegen. 

Angina pectoris: Medikamente bei Anfällen 

Kommt es erstmals zu einem starken Angina-pectoris-Anfall oder sind die Beschwerden deutlich schwerer als bei früheren Angina pectoris-Anfällen, sollte sofort der Notarzt verständigt werden (Telefon bundesweit 112). Denn die Symptome können auf einen Herzinfarkt hindeuten. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollten Sie erste Hilfe leisten und die betroffene Person nicht aus den Augen lassen.
Treten die Symptome immer in ähnlichen Situationen auf, etwa unter körperlicher Belastung, bei Stress oder Ärger, ohne dass es rasch zu einer Verschlechterung kommt, handelt es sich um eine stabile Angina pectoris. Ärztinnen und Ärzte verordnen für den Schmerzanfall schnell wirksame Nitropräparate, um die Herzkranzgefäße zu erweitern. Das können Sprays oder Kapseln sein. Wichtig ist, die Arzneimittel immer dabei zu haben, denn man weiß nie, wann es zum nächsten Anfall kommt. Achtung: Nitropräparate dürfen auf keinen Fall zusammen mit Potenzmitteln (Phosphodiesterase-5-Hemmern) eingenommen werden – der Blutdruck kann lebensbedrohlich stark absinken. 

Medikamente zur Angina-pectoris-Dauertherapie 

Neben Arzneimitteln für den Akutfall verordnen Kardiologinnen und Kardiologen auch Medikamente zur dauerhaften Anwendung. Dazu gehören Wirkstoffe, die helfen, einen Verschluss der Gefäße zu verhindern, indem sie die Verklumpungsneigung der Blutplättchen reduzieren (Thrombozytenaggregationshemmer). Besonders oft werden Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel verschrieben. Betablocker verringern die Herzfrequenz und senken den Blutdruck unter Belastung, dadurch können sie Angina pectoris-Anfällen vorbeugen. Vasodilatatoren wie lang wirksame Nitrate erweitern die Gefäße - daher der Name. Je nach Arzneistoff kommt es zu einer mehr oder minder starken Gewöhnung und dadurch einem Wirkverlust (Nitrattoleranz). Deshalb kann ein Wechsel auf Calciumantagonisten sinnvoll sein. Sie erweitern ebenfalls die Blutgefäße – jedoch über einen anderen Mechanismus als Nitrate. Je nach Grunderkrankung sind auch Blutdrucksenker oder Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels (Statine, u.a.) erforderlich. Sie verhindern, dass sich eine koronare Herzkrankheit weiter verschlechtert und beugen so Angina-pectoris-Attacken vor. Die Grunderkrankung heilen sie aber nicht. 

Calciumantagonisten bei Angina pectoris

Nitrate können bei der Dauertherapie ihre Wirkung verlieren. Alternativ verordnen Ärztinnen und Ärzte Calciumantagonisten, wie Sie hier nachlesen können.

Herz-Tipp:

Nehmen Sie Ihre Arzneimittel unbedingt ein, wie es Ihnen empfohlen wurde. Vergessen Sie keine Präparate und halten Sie sich an die Mengenangaben. Damit verringern Sie Ihr Risiko möglicher Folgeerkrankungen deutlich. Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt umgehend, sollten Nebenwirkungen auftreten. Setzen Sie keine Medikamente eigenmächtig ab.  

Angina pectoris: Die Grunderkrankung heilen 

Bei stärkeren Verengungen (Stenosen) der Herzkranzgefäße versuchen Ärztinnen und Ärzte, die Engstelle im Herzkatheterlabor zu erweitern. Sie schieben einen kleinen Kunststoffschlauch (den Katheter) über die Pulsader in der Leiste oder am Handgelenk bis zu den verengten Blutgefäßen. Mit einem Röntgengerät und durch Gabe von Kontrastmittel kontrollieren sie die richtige Lage. Dann wird die Engstelle per Ballon erweitert, und Ablagerungen werden in die Gefäßwand gedrückt. Ein kleines Metallgitter (Stent) verhindert, dass sich die betroffene Stelle wieder verengt. Sind mehrere Blutgefäße betroffen oder gelingt die Eröffnung mit dem Ballonkatheter nicht, legen Chirurg/innen Bypässe als „Umgehungsstraßen“ für die Blutzufuhr an. Bevorzugt werden hierzu wegen des dauerhaft besseren Ergebnisses beide Brustwandarterien. Alternativ werden Beinvenen oder Unterarmarterien verwendet. 

Angina pectoris: Vorbeugende Maßnahmen 

Mit Medikamenten oder Eingriffen ist es nicht getan. Ärztinnen und Ärzte raten Betroffenen, ihren Lebensstil grundlegend zu verändern. Dazu zählen – soweit zutreffend:

  • der Verzicht auf Zigaretten,
  • wenig bis kein Alkohol,
  • gesunde Ernährung,
  • viel Bewegung
  • und eine Normalisierung des Körpergewichts.

Auch von einer jährlichen Grippeschutzimpfung profitieren Patientinnen und Patienten, da sie ein erhöhtes Risiko aufweisen. 

Expertin

Prof. Dr. med. Christiane P. Tiefenbacher
Bild von Prof. Tiefenbacher

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