So stark belastet die Herzklappenerkrankung den Körper
Bei einer Aortenklappenstenose ist die Öffnung der Herzklappe verengt. Für den Herzmuskel bedeutet das Stress, denn er muss viel Kraft aufbringen, um die verengte Klappe zu öffnen und das Blut hindurch zu pumpen. Bleibt die Aortenklappenstenose unbehandelt, lässt die Pumpleistung auf die Dauernach. Die Folge: Das sauerstoffreiche Blut wird nicht ausreichend in den großen Kreislauf gepumpt. Je nach Schweregrad geraten Patientinnen und Patienten schnell in Atemnot – auch schon bei relativ geringen Belastungen. Weitere Symptome können Schwindelgefühle bis hin zu Ohnmachtsattacken bei Belastung sein. Gehäuftkönnen auch Schmerzen im Brustkorb auftreten.
Belastungstest bringt Klarheit
Ist mit einer solchen Erkrankung überhaupt an Sport zu denken? Das lässt sich nicht generell beantworten. Die Frage, inwieweit Sport bei einer Aortenklappenstenose sinnvoll ist, müssen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen. Die Basis für die Entscheidung bilden bestimmte Untersuchungsergebnisse. Ein wichtiges Kriterium ist dabei der Schweregrad der Aortenklappenstenose, der sich in „leichtgradig“, „mittelgradig“ und „schwer“ oder „hochgradig“ gliedern lässt. Der Schweregrad lässt sich in der Regel mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens ermitteln (Herzecho). Ob Sie Sport treiben dürfen oder nicht, zeigt außerdem eine Langzeit-EKG-Untersuchung, bei der Ihr Herzrhythmus überprüft wird. Wie stark Sie sich beim Sport belasten dürfen, können Sie in vielen kardiologischen und sportmedizinisch ausgerichteten Arztpraxen mit einem Belastungstest ermitteln lassen. Hier wird Ihnen dann ein maximaler Puls genannt, den Sie nicht überschreiten sollten. Das können Sie im Training mit einer simplen Pulsuhr im Blick behalten. Dennoch sollten Sie sich nicht allein darauf verlassen: Treten Beschwerden wie Atemnot, Schwindelgefühl, Übelkeit, Schmerzen oder ungewohnt heftiges Schwitzen auf, sollten Sie Ihr Training abbrechen und sich kardiologisch untersuchen lassen.
Sport: Ja oder nein? Entscheidend ist der Schweregrad der Krankheit
Die folgenden Empfehlungen der Deutschen Herzstiftung e.V. können Ihnen als grobe Richtschnur dienen, welche körperliche Belastung bei einer Aortenklappenstenose erlaubt ist. Grundsätzlich sollten Sie jedoch immer mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt Rücksprache halten.
Erlaubt, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
- lediglich leichtgradige Aortenklappenstenose
- keine Beschwerden
- normale, altersentsprechende Pumpfunktion im Herzecho
- keine Auffälligkeiten im Belastungs-EKG
Erlaubt bei:
- mittelgradiger Aortenklappenstenose
- normaler Pumpfunktion
- unauffälligem Belastungs-EKG
Unter einer niedrigen Belastungsintensität versteht man zum Beispiel:
- Spazierengehen
- Radfahren in der Ebene
- zurückhaltend dosiertes Walken
- leichte Gymnastik
- Golf auf dem Kurplatz
- bei schweren Aortenklappenstenosen, bei denen eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Herzens vorliegt.
Experte
Prof. Hendrik Treede ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V. und Direktor der Klinik und Poliklinik für Herz- und Gefäßchirurgie in der Universitätsmedizin Mainz. Prof. Treede ist einer von wenigen Spezialist/innen in Deutschland, die voll-endoskopische Herzklappenoperationen unter Ausnutzung neuester Bildgebungsverfahren anbieten und Bypass-Operationen mit einem Da Vinci-OP-Roboter durchführen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt vor allem auf der Entwicklung und Anwendung von Interventionen mittels Katheter zum schonenden Ersatz von Herzklappen.