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Stress im Job: Wie ein Burnout Herz und Seele belastet

Stress, Mobbing, Jobunsicherheit und Überforderung sind Risikofaktoren für Burnout wie auch für eine koronare Herzerkrankung. So beugen Sie vor.

Man hat im Büro stress und fasst sich ans Herz
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Wie schädigt Stress im Job das Herz?

Eine dauerhafte Belastung am Arbeitsplatz wirkt sich in mehrfacher Hinsicht ungünstig auf die Gesundheit aus. Unter anderem kann unser Blutdruck gefährlich ansteigen oder es kann zu einem Burnout-Syndrom (“Ausgebrannt-Sein”) kommen, dass Betroffene ebenfalls wieder körperlich und psychisch stark beeinträchtigt.

Auslöser ist auf der einen Seite, dass Stress ungesunde Verhaltensweisen begünstigt – etwa beim Essen und Alkoholkonsum – und oft auch mit zu wenig Bewegung einhergeht. Auf der anderen Seite wirkt sich Stress auch direkt auf unser vegetatives (unwillkürliches) Nervensystem aus. Und das kann z. B. zu Bluthochdruck oder Schlafstörungen führen. Außerdem werden Stresshormone wie Adrenalin und Entzündungsbotenstoffe freigesetzt, was auf Dauer die vorzeitige Alterung des Herz-Kreislauf-Systems fördert, u.a. die Verengung der Herzkranzgefäße und/oder Schädigungen des Herzmuskels. Die Folge können akute Herzbeschwerden bis hin zu Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen oder Herzversagen sein.  

Menschen mit einer starken Belastung durch chronischen Stress zeigen deutlich häufiger eine depressive Symptomatik, ein Burnout-Syndrom oder Schlafstörungen als Menschen ohne starke Belastung durch chronischen Stress. Das Mortalitätsrisiko (alle Todesursachen) in Assoziation mit psychosozialem Stress steigt. 

ACHTUNG!

Achten Sie auf Burnout-Warnsignale wie anhaltende Kraftlosigkeit, bleierne Müdigkeit, Stimmungsschwankungen/ständige Gereiztheit, Schlafstörungen und Nervenzucken. Haben Sie zudem das Gefühl einer inneren Leere und unfähig zu sein, überhaupt noch „Abschalten“ zu können? Dann suchen Sie professionelle psychologische Hilfe auf.

Wann wird Stress zum Burnout?

Anhaltende Stresssituationen im Beruf und/oder im Privaten ohne bewusste Erholungsphasen können irgendwann in einer körperlichen wie psychischen Erschöpfungsreaktion münden, die so ausgeprägt ist, dass der/die Betroffene aus eigener Kraft gar nicht mehr neue Energie schöpfen kann, auch nicht mehr leistungsfähig ist und emotional nur noch distanziert reagiert. Das kann Manager ebenso treffen wie den Krankenpfleger, ältere Menschen ebenso wie jüngere. 

Neben den Arbeitsbedingungen sind oft Aspekte in der Persönlichkeit der Betroffenen entscheidend: Es trifft häufig Menschen, die hohe Ansprüche an sich selbst und andere stellen und alles perfekt erledigen wollen, jedoch wenig Gegenleistung oder Bestätigung erfahren. Nicht selten sind auch ein schwaches Selbstwertgefühl und eine gewisse Konfliktscheu vorhanden. Es fehlen Bewältigungsstrategien, um mit Enttäuschungen oder Frust können umgehen – man spricht hier gerne von fehlenden Resilienzstrategien.  

Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund des Befundes Burnout verdoppelt. Im Jahr 2019 gab es in Deutschland nach Berechnungen der AOK rund 185.000 Betroffene. 

Faktoren im Arbeitsleben, die einen Burnout begünstigen sind: 

  • unerfüllbare Vorgaben 
  • unklare Erfolgskriterien 
  • große Verantwortung bei wenig sozialer Unterstützung 
  • Zeitdruck 
  • langweilige Routinen 
  • mangelnde Kontroll- und Einflussmöglichkeiten 
  • ständige Unterbrechungen des Arbeitsablaufes 
  • schlechtes Betriebsklima, Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen 
  • Angst um den Arbeitsplatz 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen Burnout als eigene Krankheit anerkannt und in den neuen internationalen Katalog zur Klassifizierung von Krankheiten (ICD) aufgenommen, der ab Anfang 2022 gilt. Voraussetzung für die Diagnose ist ein beruflicher Zusammenhang. Die Krankheit wird dabei in drei Dimensionen eingeteilt:

  1. Gefühl von Erschöpfung
  2. zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job
  3. verringertes berufliches Leistungsvermögen

 

Was hilft bei Burnout? 

Den meisten Patienten wird zunächst einmal eine berufliche Auszeit verordnet. In dieser Zeit können Betroffene ambulant oder bei einem stationären Aufenthalt zusammen mit Therapeuten Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Muskelentspannung nach Jacobsen erlernen und üben. Psychotherapie und Verhaltenstherapie sind weitere Bausteine. Auch Sport- und Bewegungsprogramme helfen. 

5 Tipps für mehr Gelassenheit im Job 

  • Schaffen Sie sich regelmäßig eine Rückzugsinsel, zum Beispiel 15 Minuten mit der Lieblingsmusik auf der Couch oder ein Getränk in der Sonne genießen. 
  • Erlernen Sie einfache Entspannungsübungen. 
  • Machen Sie regelmäßig Sport – ohne sich dabei total zu verausgaben.  
  • Üben Sie im Job (und auch im Privaten) mal „Nein!“ zu sagen.  
  • Setzen Sie sich bewusst (Lebens-)Ziele – das kann auch ein neues Hobby sein. 
Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig
Portrait von Prof. Karl-Heinz Ladwig

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