Richtiges Verhalten bei Atemstillstand bei Kindern
Wiederbelebung bei Kindern rettet Leben. Besonders Eltern, Angehörige und Freunde von Kindern mit angeborenem Herzfehler kennen die Sorge vor einem Herznotfall. Um mutig und ohne Angst Erste Hilfe bei einem Kind leisten zu können, ist es wichtig zu wissen, wie man im Ernstfall richtig handelt, bis professionelle Hilfe kommt. Notfälle sind im Kindesalter glücklicherweise selten: Nur fünf Prozent aller Notfallversorgungen sind Einsätze bei Kindern unter 14 Jahren. Bei Kindern mit Herzfehlern treten Notfälle allerdings zehnmal häufiger auf als bei gesunden Kindern. Der sofortige Beginn der Herzdruckmassage bei Kindern mit einem Kreislaufstillstand ist von größter Bedeutung. Nur die kindgerechte Reanimation kann die Sauerstoffversorgung der Organe aufrechterhalten. Haben Sie keine Angst vor der Ersten Hilfe beim Kind. Handeln Sie! Sie können als Laie nichts falsch machen – außer nicht zu helfen.
Bei einem Herznotfall ist die schnelle Wiederbelebung für das Kind entscheidend. Bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff kann das Gehirn dauerhaften Schaden nehmen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wiederbelebung bei Kindern
Was tun, wenn ein Kind nicht mehr richtig atmet? Wie mache ich eine Wiederbelebung beim Kind? Viele Menschen verunsichert Erste Hilfe – besonders bei Kindern. Die Angst ist groß, etwas falsch zu machen. Grundsätzlich gilt: Bei einem herzkranken Kind wird die gleiche Herz-Lungen-Wiederbelebung angewendet wie bei gesunden Kindern. Das Ziel ist immer die Aufrechterhaltung des Kreislaufs. Halten Sie im Notfall folgende Reihenfolge ein: Prüfen, Rufen, Drücken.
Schritt 1: Prüfen Sie die kritische Situation
Notfälle kommen im Kindesalter glücklicherweise selten vor. Bei Kindern mit Herzfehlern sind sie etwas häufiger als bei gesunden Kindern. Wichtig ist, dass Sie einen Notfall erkennen und versuchen, Ruhe zu bewahren. Bemerken Sie, dass das Kind nicht auf Sie reagiert oder gar bewusstlos ist, überprüfen Sie die Situation:
- Befinden Sie sich in einer potenziell gefährlichen Situation, zum Beispiel im Straßenverkehr, sorgen Sie zuerst für Ihre Sicherheit und die des Kindes.
- Schauen Sie, dass Sie das Kind gut sehen können. Schalten Sie, wenn möglich, das Licht an.
- Überprüfen Sie die Reaktionsfähigkeit des Kindes. Sprechen Sie das Kind laut an. Klatschen Sie laut an seinem Ohr. Stimulieren Sie das Kind, indem Sie auf seinem Brustbein oder Schlüsselbein reiben.
Sehen, Hören, Fühlen!
Überprüfen Sie, ob das Kind regelmäßig atmet, und setzen Sie zur Einschätzung der Situation Ihre Sinne ein: Machen Sie den Oberkörper des Kindes frei, damit Sie sehen können, ob Bewegungen von Brustkorb und Bauch vorhanden sind. Wenn Sie keine oder nur unregelmäßige Bewegungen sehen, ist dies nicht ausreichend! Beugen Sie sich über das Kind, sodass Ihr Ohr über Mund und Nase ist und hören Sie nach Atemgeräuschen. Legen Sie Ihre Hand auf den Brustkorb des Kindes und fühlen Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Ist eine regelmäßige und gleichmäßige Atmung vorhanden, legen Sie das Kind in eine stabile Position auf die Seite und behalten Sie die Atmung weiterhin im Blick. Atmet das Kind nicht, unzureichend oder unregelmäßig, starten Sie die Reanimation.
Wenn Sie einen Monitor haben und der Alarm ausgelöst wurde, schauen Sie auf die Ursache der Alarmierung und bestätigen Sie den Alarm. Schauen Sie sich dann ebenfalls das Kind an und überprüfen Sie die Bewusstseinslage. Ist das Kind bewusstlos und stellen Sie bei ihm keine Atemtätigkeit fest (bewegter Brustkorb, Atemgeräusche hören) oder ist die Atmung unregelmäßig oder unzureichend, beginnen Sie sofort mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Schritt 2: Rufen Sie so schnell wie möglich Hilfe
Sind Sie zu zweit, gilt Folgendes: Eine Person bleibt beim Kind und beginnt mit der Wiederbelebung. Die zweite Person setzt den Notruf unter 112 ab und bleibt am Telefon, um weitere Anweisungen entgegenzunehmen. Ebenso schaut sie, dass das Rettungsteam den richtigen Ort findet und schnell zum kleinen Patienten gelangen kann. Liegen ein Arztbericht oder eine Notfallkarte vor, übergibt sie diese an das Rettungsteam. Sind Sie allein und in der Öffentlichkeit: Schreien Sie laut um Hilfe und machen Sie auf sich aufmerksam. Bleiben Sie jedoch bei Ihrem Kind. Wenn Sie ein Mobiltelefon bei sich haben, wählen Sie den Notruf 112. Stellen Sie die Lautsprecherfunktion ein, damit Sie Fragen beantworten und Anweisungen von der Person am Notruf empfangen können. Beginnen Sie dann sofort mit der Wiederbelebung beim Kind.
Wenn Sie allein sind und kein Mobiltelefon haben: Überprüfen Sie die Atmung. Wenn das Kind nicht atmet, starten Sie so schnell wie möglich mit der Herzdruckmassage. Führen Sie zuerst eine Minute die Basismaßnahmen durch, bevor Sie Hilfe holen und Ihr Kind schlimmstenfalls allein lassen müssen.
Schritt 3: Wiederbelebung mit Atemspenden beginnen
Gehen Sie für die Wiederbelebung beim Kind wie folgt vor:
- Mund öffnen: Öffnen Sie zunächst den Mund des Kindes und schauen Sie hinein. Entfernen Sie, sofern vorhanden, sichtbare Gegenstände aus dem Mund.
- Kopfhaltung korrigieren: Achten Sie für die Wiederbelebungsmaßnahmen beim Kind auf die richtige Kopfhaltung: Bei Säuglingen (bis zu einem Jahr) ist es wichtig, dass der Kopf in einer Neutralposition gelagert ist, damit die Atemwege frei sind. Bei älteren Kindern muss der Kopf leicht überstreckt und das Kinn angehoben sein, damit die Atemwege frei sind. Falls die Halswirbelsäule aufgrund eines Unfalls instabil sein könnte, führen Sie die Bewegungen sehr vorsichtig aus und stützen Sie den Hals des Kindes.
Fünf Atemspenden geben
Bei Kindern liegt häufig ein Atemwegsproblem vor, welches im Notfall auch zu einem Kreislaufstillstand führen kann. Deshalb werden bei der Reanimation nach Überprüfen der Lebenszeichen zuerst fünf Atemspenden gegeben, bevor bei dem leblosen Kind mit der Herzdruckmassage begonnen wird. Legen Sie für die Atemspende Ihre Lippen um den Mund des Kindes und atmen Sie etwa eine Sekunde gleichmäßig und kräftig in den Mund des Kindes aus (Nase dabei sanft mit Zeigefinger und Daumen zudrücken). Bei einem Säugling legen Sie die Lippen über Mund und Nase. Sie führen die Atemspenden richtig durch, wenn sich der Brustkorb sichtbar nach oben bewegt. Warten Sie, bis sich der Brustkorb wieder gesenkt hat und geben Sie die nächste Atemspende. Beatmen Sie das Kind insgesamt fünfmal. Falls die Atemspenden nicht möglich sind, beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage beim Kind.
Herzdruckmassage bei Kindern: Anleitung Schritt für Schritt
Sind nach der Atemspende keine sichtbaren Lebenszeichen vorhanden, beginnen Sie beim Kind sofort mit der Herzdruckmassage.
- Legen Sie das Kind dazu möglichst auf eine harte Unterlage.
- Knien Sie sich neben den Körper und legen Sie den Ballen einer oder beider Hände auf den Druckpunkt in der unteren Hälfte des Brustbeins.
- Halten Sie die Arme gerade und drücken Sie diese dann zirka fünf Zentimeter in die Tiefe. Entlasten Sie dann wieder vollständig, ohne dabei den Kontakt zwischen Hand und dem Brustkorb des Kindes zu verlieren. Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich sein.
- Drücken Sie 100- bis 120-mal pro Minute.
- Nach je 30 Herzdruckmassagen geben Sie dem Kind zwei Atemspenden.
Gibt es keine Möglichkeit der Atemspenden, führen Sie dauerhaft die Herzdruckmassage beim Kind durch. Hören Sie erst dann mit der Wiederbelebung beim Kind auf, wenn professionelle Hilfe eintrifft oder das Kind Lebenszeichen zeigt.
Herzdruckmassage bei Babys
Für die Herzdruckmassage bei Säuglingen gibt es zwei Techniken:
Wiederbelebung beim Baby: Herzdruckmassage mit der Zwei-Finger-Technik
Legen Sie den Säugling in Rückenlage auf eine harte, flache Unterlage. Halten Sie den Kopf so, dass die Atemwege offen bleiben. Drücken Sie die untere Brustkorbhälfte mit zwei Fingern (Zeige- und Mittelfinger) um mindestens vier Zentimeter nach unten. Achten Sie danach auf eine vollständige Entlastung des Brustkorbs nach dem Drücken, ohne dabei den Kontakt zwischen Hand und Brustkorb des Babys zu verlieren. Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich sein. Drücken Sie 100- bis 120-mal pro Minute. Nach je 30 Herzdruckmassagen beatmen Sie das Baby zweimal. Gibt es keine Möglichkeit der Atemspende, führen Sie dauerhaft die Herzdruckmassage durch. Hören Sie erst dann mit der Wiederbelebung beim Baby auf, wenn professionelle Hilfe eintrifft oder der Säugling Lebenszeichen zeigt.
Herzdruckmassage beim Säugling mit der Zwei-Daumen-Technik
Legen Sie den Säugling möglichst auf eine harte, flache Unterlage. Suchen Sie den Druckpunkt in der unteren Hälfte des Brustbeins. Umgreifen Sie den Säugling mit beiden Händen und legen Sie beide Daumen übereinander auf den Druckpunkt. Drücken Sie den Brustkorb um etwa vier Zentimeter nach unten und entlasten Sie wieder vollständig, ohne dabei den Kontakt zwischen Hand und Brustkorb des Säuglings aufzugeben. Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich sein. Drücken Sie 100- bis 120-mal pro Minute. Nach je 30 Herzdruckmassagen beatmen Sie den Säugling zweimal. Gibt es keine Möglichkeit der Atemspende, führen Sie dauerhaft die Kompressionen durch. Hören Sie erst dann mit der Wiederbelebung beim Baby auf, wenn professionelle Hilfe eintrifft oder das Baby Lebenszeichen zeigt.
Was ist der Unterschied zwischen der Wiederbelebung bei Kindern und Erwachsenen?
Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen der Kreislaufstillstand oft aufgrund einer Herzerkrankung auftritt, liegt bei Kindern häufig ein Atemwegsproblem vor, welches dann im Notfall auch zu einem Kreislaufstillstand führen kann. Aufgrund dessen werden bei der Kinderreanimation nach Überprüfen der Lebenszeichen zuerst fünf Atemspenden gegeben. Ebenso empfiehlt die Leitlinie bei Kindern im Anschluss an die Atemspende die Herzdruckmassage 30-mal durchzuführen und dann zwei Atemspenden zu geben (30:2). Für Erwachsene empfiehlt die Deutsche Herzstiftung, nur die Herzdruckmassage durchzuführen.
Besondere Herausforderungen: Verschlucken beim Säugling und Kleinkind
Immer wieder passiert es, dass Kinder Fremdkörper verschlucken, etwa beim Essen oder Spielen. Plötzliches Husten, Würgen und Atemgeräusche bei der Einatmung deuten auf einen Notfall durch Verschlucken hin. Ist das Kind voll ansprechbar, reagiert es auf Sie, hustet es laut und kann noch ausreichend Luft holen, handelt es sich um effektives Husten. Hier müssen Sie nicht eingreifen. Lassen Sie das Kind weiter kräftig husten, um den Fremdkörper zu entfernen. Um einen Notfall handelt es sich, wenn ineffektiver Husten auftritt, das Kind also nicht mehr so durchdringend hustet, abwesend wirkt, nicht auf Sie reagiert und angestrengt atmet. Führen Sie lebensrettende Sofortmaßnahmen durch und setzen Sie dann unverzüglich einen Notruf unter 112 ab. Stellen Sie das Telefon auf Lautsprecher.
Ersticken beim Säugling und Kleinkind: Erste-Hilfe-Maßnahmen
Droht das Baby an dem Fremdkörper zu ersticken, klopfen Sie ihm fünfmal mit der flachen Hand auf den Rücken, um den Fremdkörper herauszubringen. Sind die Atemwege nach dem Klopfen immer noch verschlossen, drücken Sie anschließend fünfmal auf den Brustkorb, wie bei der Herzdruckmassage.
Atemwege befreien beim Kind ab einem Jahr (!)
Bei größeren Kindern üben Sie statt der Kompression des Brustkorbs Druck auf den Bauch aus. Diese Notfall-Maßnahme ist unter dem Begriff Heimlich-Manöver bekannt und sollte nur dann durchgeführt werden, wenn kein Abhusten möglich ist.
Stellen oder knien Sie sich hinter das Kind und beugen Sie seinen Oberkörper nach vorne. Legen Sie Ihre Arme um den oberen Bauchbereich des Kindes. Ballen Sie eine Faust und setzen Sie diese zwischen den unteren Rand des Brustbeins und den Bauchnabel des Kindes. Wichtig: Die geballte Hand darf nicht auf dem Brustkorb oder Brustbein liegen. Umschließend Sie die Faust mit der anderen Hand und drücken Sie diese nun kräftig nach oben und in die Tiefe. Wiederholen Sie diesen Vorgang fünfmal. Achtung: Auch wenn die Atemwege nach dem Heimlich-Manöver wieder frei sind, sollte in jedem Fall eine Untersuchung durch einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin erfolgen!
Merke: Ist ein Kind aufgrund der fehlenden Luftzufuhr bewusstlos geworden, fangen Sie sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen an.
Wiederbelebung mit dem Defibrillator: Das müssen Sie wissen
Bei bekannten Herzrhythmusstörungen oder einem plötzlichen Zusammenbruch kann es notwendig sein, einen automatisierten externen Defibrillator (AED) zur Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern einzusetzen. Nach Absetzen des Notrufs schalten Sie den Defibrillator an. Wenn möglich, wählen Sie für Kinder unter acht Jahren beim AED die Dosisanpassung. Sie werden durch die Anwendung geleitet. Folgen Sie den Anleitungen und kleben Sie die Pads auf die entsprechenden Stellen auf. Bei Unsicherheiten hilft Ihnen die Person der Notrufleitstelle über Ihr Telefon weiter. Schalten Sie das Telefon auf Lautsprecher, sodass Sie beide Hände frei haben und die helfenden Anweisungen gut hören können.
Wiederbelebungsfähigkeiten regelmäßig auffrischen
Um im Notfall gewappnet zu sein, raten Herzexperten, sich Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Beatmung und Herzdruckmassage regelmäßig in Erinnerung zu rufen und zu üben. So wissen Sie im Ernstfall, worauf es bei der Wiederbelebung beim Kind ankommt, und fühlen sich sicherer. Nutzen Sie die Angebote der Laienreanimation, die immer mehr Einrichtungen für Kinder in Deutschland anbieten. Beispielsweise bieten Medizinstudierende im Rahmen der Initiative „First Aid for All“ Reanimationstrainings an. Kurse in Wohnortnähe finden Sie über Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Auch über die Krankenkassen können Sie Erste-Hilfe-Kurse für Kinder erfragen. Ebenso können die behandelnden Kinderärztinnen und -ärzte Empfehlungen für Angebote in Ihrer Nähe aussprechen.
Merke: Wie oft sollten Sie einen Erste-Hilfe-Kurs zur Wiederbelebung von Kindern besuchen, um Ihre Fähigkeiten aufzufrischen? Hilfsorganisationen empfehlen, die Erste Hilfe-Kenntnisse für Kinder alle zwei Jahre aufzufrischen.
Angebote der Deutschen Herzstiftung
Seit vielen Jahren macht sich auch die Herzstiftung für das Thema Wiederbelebung stark. Im Rahmen des Projekts „Lebensretter sein – Fußballer lernen Wiederbelebung“ werden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) kostenlose Reanimationsschulungen in Fußballvereinen durchgeführt. Ebenso entwickelt die Björn Steiger Stiftung gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung flächendeckend Schulungen und Aufklärungsmaßnahmen für Schulen. Weitere Infos rund um das Thema Laienreanimation finden Sie auf unserer Website: www.herzstiftung.de/wiederbelebung
Unsere Angebote
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Was tun im Notfall (2019)
Expertin
Oberärztin in der Kinderkardiologie, Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Sie ist Ausbilderin für europaweote zertifizierte Reanimationskurse des europäischen Rats für Wiederbelebung (ERC), im Besonderen auch für Familien mit herzkranken Kindern.