Reisen soll Spaß machen! Damit auch Herzkranke ihren Urlaub genießen können und dabei ihre Gesundheit nicht gefährden, sollten sie ihre Reise gut planen. Die Deutsche Herzstiftung hat speziell für Herzkranke die wichtigsten Punkte für eine gelungene Reise zusammengefasst. Durch Beachtung dieser Empfehlungen können sie ihre Ferien in vollen Zügen genießen, während sie gleichzeitig ihre Gesundheit im Blick behalten.
In diesem Artikel:
- Mit Herzkrankheit in den Urlaub? Wer darf reisen?
- Das richtige Reiseziel für Herzpatienten
- Als Herzpatient in den Urlaub fliegen
- Das sollten Herzpatienten bei Ihrer individuellen Erkrankung beachten
- Was sollten Herzpatienten am Urlaubsort beachten?
- Reiseset der Herzstiftung
- Wann sollten Herzrpatienten auf eine Reise verzichten?
Mit Herzkrankheit in den Urlaub
Die gute Nachricht gleich vorneweg: Auch Menschen mit Herzproblemen müssen in der Regel nicht aufs Reisen verzichten. Grundsätzlich sollten Betroffene jedoch immer mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt Rücksprache halten, ob und wann eine Reise möglich ist oder nicht. Nur so lassen sich Risiken durch Überlastungen oder etwa Fehleinschätzungen vermeiden. Erster Anhaltspunkt, ob eine Reise empfehlenswert ist, ist die individuelle Belastbarkeit.
Darf ich als Herzpatient in den Urlaub reisen?
Besprechen Sie Details Ihrer Reise immer mit Ihrem Arzt. Ihr Kardiologe kann Ihnen spezifische Empfehlungen geben, die auf Ihr Risikoprofil zugeschnitten sind. Bestimmte Eingriffe und Erkrankungen am Herzen sollten eine bestimmte Zeit zurückliegen, um sicher in den Urlaub fahren zu können:
- nach frischem Herzinfarkt: anhängig von Infarktgröße und -lokalisation (Vorderwand-/ Hinterwandinfarkt). Bei niedrigem Risiko z. B. bereits nach 3 Tagen reisen möglich; empfohlen: 14 Tage warten
- nach Stent-Implantation/PCI: nach 2 bis 3 Tagen bei unkompliziertem Verlauf möglich; empfohlen: Bei Zugang durch die Leistenarterie 1 Woche warten
- nach Bypass-Op: nach 10 Tagen bei unkompliziertem Eingriff möglich; empfohlen: bei Flügen 14 Tage warten
- nach Katheterablation: nach 2 bis 3 Tagen möglich; empfohlen: 1 Woche warten (da Zugang durch die Leistenarterie)
- nach großem herzchirurgischem Eingriff: nach 14 Tagen möglich, bei postoperativen Problemen nach ca. 6 Wochen möglich
- nach Implantation von CRT-Schrittmacher/ Defibrillator: nach 2 bis 3 Tagen bei unkompliziertem Eingriff möglich; empfohlen: 14 Tage warten
Herz-Tipp:
Herzpatienten sollten sich rund drei Wochen vor der Reise nochmals untersuchen lassen. So kann überprüft werden, ob der Erkrankungszustand stabil ist und die Medikation kann eventuell noch geändert werden.
Das richtige Reiseziel für Herzpatienten
Bei der Wahl des richtigen Urlaubsziels sollten Herzpatienten den Klima- und Zeitwechsel berücksichtigen. Sehr hohe Temperauren können ohne Vorsichtsmaßnahmen bei vorbelasteten Menschen beispielsweise einen Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Aufenthalte in großen Höhen (über 3.000 Meter) können den Herzmuskel zu stark belasten und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen. Tropische und subtropische, arktische und subarktische Klimata sind für Herzpatienten grundsätzlich nicht zu empfehlen, denn sie strengen das Herz-Kreislauf-System zu sehr an. Generell gilt: Je ausgeprägter der Klimawechsel von Heimat zum Reiseziel ist, desto belastender ist der Aufenthalt fürs Herz. Sinnvoller ist es, eine Klimazone zu wählen, an die der Körper bereits gewohnt ist. Optimale Reisezeiten für Herzpatienten sind das Frühjahr und der Herbst.
Herz-Tipp:
Sorgfältige Reisevorbereitung verringert das Risiko einer Überbelastung. Herzpatienten sollten sich langsam am Urlaubsort eingewöhnen. Bewegung sollte auch im Urlaub regelmäßig mit leichter bis mittlerer Belastung erfolgen.
Flugreise ja oder nein? Das sollten Herzpatienten wissen
Langes Sitzen bei Langstreckenflügen bringt die Gefahr einer Thrombose mit sich, die zur Lungenembolie führen kann. Ein besonderes Risiko einer solchen Gerinnselbildung besteht bei Venenleiden, abgelaufener Venenthrombose, nach Operationen z. B. am Knie und im Bauchraum, bei Gerinnungsstörungen, Rauchern, Frauen nach einer Geburt, Frauen, die die Pille einnehmen. Mit dem Arzt sollte besprochen werden, ob Thrombosestrümpfe und Heparinspritzen ratsam sind.
Patienten mit koronarer Herzkrankheit, Herzschwäche, Herzklappenersatz, Schrittmacher- und Defi können fliegen, wenn sie gut belastbar sind, die Krankheitssituation stabil ist und sich Herz-Symptome nicht akut verschlechtern/verändern. Krankenunterlagen sollten während des Fluges griff bereit sein. Ausreichend Medikamente, die während der direkten Reisezeit nötig sind (plus Puff er), ins Handgepäck plus Medikationsplan zum Bedarfsnachweis.
Auf jeden Fall Bordgymnastik: Ferse und Zehen abwechselnd heben, Fußkreisel, Unterschenkel beugen und strecken, Knie anheben, Rückendrücken. Viel trinken, vor allem Mineralwasser, keinen Alkohol. Alle zwei Stunden im Gang spazieren gehen. Hilfreich ist, gleich einen Gangplatz zu reservieren.
Das sollten Sie bei Ihrer individuellen Erkrankung beachten
Je nachdem, unter welcher Herzkrankheit Sie leiden, sollten Sie sich noch spezieller auf eine Reise vorbereiten.
- Notfallmedikament für Angina-pectoris-Beschwerden parat halten. Sprays/flüssige Arzneimittel bei Flügen im Handgepäck in Plastikbeutel packen.
- Bei neuerlicher Angina pectoris oder Belastungsluftnot einen Arzt aufsuchen, Belastung vermeiden, bei schwerer oder anhaltender Angina pectoris Rettungswagen rufen.
- Merkblatt zur Endokarditis-Prophylaxe mitnehmen
- Bei Malaria-Prophylaxe Interaktionscheck mit gerinnungshemmenden Medikamenten ratsam.
- Bei neuerlicher Belastungsluftnot, zunehmenden Ödemen oder Gewichtszunahme Arzt aufsuchen, Belastungen vermeiden, gegebenenfalls INR-Wert kontrollieren (lassen)
- Vor Flugreisen Eisenstatus im Blut (wichtig für die Sauerstoffaufnahme) kontrollieren lassen. Bei Sauerstoff bedarf frühzeitig bei der Fluglinie anfragen
- Bei neuerlicher Belastungsluftnot, zunehmenden Ödemen oder Gewichtszunahme Arzt aufsuchen, Belastungen vermeiden, gegebenenfalls INR-Wert kontrollieren (lassen)
- Sicherheitspersonal vorab informieren, dass ein elektrisches Herzgerät implantiert ist, damit Handscanner möglichst gar nicht oder nur kurz über die Brust fährt.
- Informationen zur Implantation – eventuell in englischer Sprache – bereithalten (z. B. Schrittmacher bzw. Defi -Ausweis)
- Bei Ohnmachtsanfällen, langsamem Herzschlag, Muskelzucken (im Schrittmacherbereich) Arzt aufsuchen.
- Für Patienten mit Defibrillator: Bei ungewöhnlichen ICD-Entladungen oder Rötungen an der Stelle, an der das Aggregat implantiert wurde, das nächste Defi - Zentrum aufsuchen. Außereuropäisch (z.B. Nordafrika, Türkei) gibt es nur vereinzelt Defi -Zentren. Infos am besten vor der Reise vom Hersteller einholen.
- Bei Amiodaron-Therapie zur Rhythmuskontrolle, penibel auf ausreichend Sonnenschutz achten, da die Substanzen die Haut lichtempfindlicher machen.
Was sollten Herzpatienten am Urlaubsort beachten:
Nach Erreichen des Reiseziels ist es wichtig, sich langsamen einzugewöhnen, d.h. in den ersten Tagen etwa auf längere Bergtouren verzichten oder lange Sonnenbäder vermeiden. Regelmäßige leichte bis mittlere Belastung ist auch im Urlaub wünschenswert, z.B. Wandern oder Radfahren - allerdings sollte diese nicht in der Mittagssonne stattfinden. Wer Schwimmen gehen möchte, sollte dies vorab mit dem Arzt sprechen. Denn beim plötzlichen Einsteigen in kaltes Wasser oder beim Ausstieg aus dem Wasser kann es unter Umständen zu Kreislaufproblemen kommen.
Patienten, die Medikamente nehmen, wie Marcumar, sollten ihre gewohnte Einnahmezeit beibehalten, denn so ist die Gefahr am geringsten, dass das Medikament vergessen wird. Da sich im Urlaub die Essgewohnheiten ändern können, sollten Herzpatienten, die Marcumar einnehmen, ihre Gerinnung in kürzeren Abständen kontrollieren. Im Allgemeinen sollten Herzpatienten auf eine gesunde Ernährung (Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse, wenig Fett und Salz) und ausreichend Flüssigkeit (Mineralwasser, Tee) achten.
Sicher in den Urlaub reisen
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Checkliste - Sicher auf Reisen (2023)
PDF: 2,32 MB
Wann sollten Herzpatienten auf eine Reise verzichten?
- bei generell sehr instabiler Herzgesundheit und ausgeprägter Herzschwäche (NYHA IV)
- bei zunehmenden Angina-pectoris-Beschwerden (Brustenge)
- bei zunehmender Luftnot und verstärkter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit (z. B. Beschwerden nach wenigen Treppenstufen)
- bei neu auftretenden Herzrhythmusbeschwerden
- bei wiederholtem Schwindel und kurzen Ohnmachtsanfällen bei verstärkter Wassereinlagerung (Ödemen) und ungewöhnlicher Gewichtszunahme
Experte
- 60323 Frankfurt am Main
- info@herzstiftung.de
- www.kardiologie-meinertz-jaeckle.de/
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.

Reisehilfen für Herzpatienten
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Reise-Set (2023)
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Sprachführer-West
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Sprachführer-Ost
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Reisetipps für Herzkranke (2023)
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Checkliste - Sicher auf Reisen (2023)
PDF: 2,32 MB