Die koronare Herzkrankheit (KHK) verursacht anfangs in der Regel kaum Beschwerden. Sie entsteht aufgrund einer zunehmenden Einengung (Arteriosklerose) der Blutgefäße. Ablagerungen (Plaques) verringern deren Durchmesser immer stärker – und führen Patientinnen und Patienten schließlich in die Arztpraxis. Bei der KHK-Diagnose stehen heute verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Alle Verfahren haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen.
Das Arztgespräch: Symptome einer KHK erfassen
Beim ersten Besuch in der Arztpraxis geht es um die sogenannte Anamnese: Im Gespräch wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mögliche Symptome der koronaren Herzkrankheit erfragen. Dazu zählen ein Enge- und Druckgefühl im Brustkorb, das bis in den Rücken oder in den Oberbauch ausstrahlen kann. Bei manchen Betroffenen steht Luftnot im Vordergrund. Typisch ist, dass Symptome einer KHK unter körperlicher Belastung, etwa beim Treppensteigen und nicht selten auch unter seelischem Druck, auftreten oder stärker werden. Ist man wieder in Ruhe, verschwinden auch die Beschwerden.
Treten die Krankheitszeichen regelmäßig auf, spricht man von einer stabilen Brustenge (Angina pectoris). Der Herzmuskel erhält unter Belastung keine ausreichenden Mengen an Sauerstoff und Nährstoffen. Gleichzeitig können Stoffwechselprodukte nur noch langsam abtransportiert werden. Falls Plaques reißen und sich an der Stelle ein Blutgerinnsel bildet, droht nicht zuletzt ein Herzinfarkt. Dann verschließt sich das betroffene Herzkranzgefäß komplett.
Aus medizinischer Sicht ist klar: Bei einer KHK muss etwas unternommen werden. Nur haben nicht alle Patientinnen und Patienten die typischen Symptome. Deshalb versucht die Ärztin bzw. der Arzt, im Gespräch weitere Risikofaktoren in Erfahrung zu bringen, etwa wenig Bewegung oder Nikotinkonsum. In den Laborwerten sieht man, ob hohe Werte an schädlichem Cholesterin (LDL-Cholesterin) vorhanden sind. Und die Blutdruckmessung zeigt, ob Patientinnen und Patienten an Bluthochdruck (arterieller Hypertonie) leiden. Nicht zuletzt wird der Body Mass Index (das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße) bestimmt, um Übergewicht zu erkennen. Wundern Sie sich nicht über Fragen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Verwandten. Familiäre Häufungen deuten auf ein erbliches Risiko für KHK hin.
Herz-Tipp:
Notieren Sie sich vor dem Arztgespräch alle Beschwerden möglichst genau. Wo hatten Sie Schmerzen, wie lange hielten diesen an? Und gab es bestimmte Auslöser, etwa körperliche Anstrengung?
KHK-Diagnose: verschiedene Untersuchungsverfahren
Verdichtet sich der Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit, folgen weitere Untersuchungen. Beim Elektrokardiogramm (EKG) werden elektrische Aktivitäten des Herzmuskels erfasst. Ruhe-EKGs bringen bei Verdacht auf KHK keinen großen Erkenntnisgewinn. Sie liefern zwar Hinweise auf einen Herzinfarkt in der Vergangenheit, sind aber ansonsten oft unauffällig, falls der Herzmuskel keinen Schaden genommen hat.
Ärztinnen und Ärzte machen sich einen Trick zunutze. Sie bringen ihre Patientinnen und Patienten auf ein Laufband bzw. auf ein Fahrrad-Standgerät (Ergometer) und messen kontinuierlich das EKG. Dabei wird die körperliche Belastung immer weiter gesteigert. Treten Veränderungen im EKG auf, spricht viel für Engstellen in den Herzkranzgefäßen. Doch das Belastungs-EKG kann – speziell bei Frauen – auch falsche Informationen liefern.
Die normale Echokardiographie, also die Ultraschalluntersuchung des Herzens, bringt Ärztinnen und Ärzten bei Verdacht auf die koronare Herzkrankheit nur einen Erkenntnisgewinn, wenn früher ein Herzinfarkt – unbemerkt – abgelaufen ist. Deshalb untersuchen sie Patientinnen oder Patienten nicht nur in Ruhe, sondern belasten den Herzmuskel. Das geschieht entweder mit dem Ergometer oder durch die Gabe von Arzneistoffen, um den Herzmuskel zu beanspruchen. Werden Stress und Ruhe verglichen, liefert die Stress-Echokardiographie Hinweise auf Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße. Die Untersuchungsmethode erfordert viel medizinische Erfahrung – und eignet sich nicht für alle Patientinnen und Patienten.
Um bessere Informationen zu bekommen, arbeiten Ärztinnen und Ärzte bei begründetem Verdacht auf eine KHK mit der Myokardszintigrafie (auch Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie oder SPECT genannt). Patientinnen und Patienten erhalten geringe Mengen einer schwach radioaktiven Substanz als Spritze in die Armvene. Dieser Marker (Tracer) verteilt sich danach im Körper. Je nach Durchblutung des Herzmuskels reichert er sich dort stärker oder schwächer an, was sich mit einer speziellen Kamera von außen bestimmen lässt. Das SPECT-Verfahren ist genauer als das Belastungs-EKG und kann auch bei Patientinnen und Patienten mit körperlichen Einschränkungen durch Herzerkrankungen durchgeführt werden. Fehleinschätzungen kann es dennoch geben – vor allem bei stark übergewichtigen Menschen.
Weitere Informationen liefert die Positronenemissionstomographie (PET). Auch hier erhalten Patientinnen und Patienten zu Beginn der Messung einen radioaktiven Marker. Hier lässt sich die Durchblutung sogar exakt angeben: Welches Volumen Blut erreicht den Herzmuskel pro Gramm Gewebe in einer bestimmten Zeiteinheit? Die PET ist präziser, aber aufwändiger und teurer als andere bildgebende Verfahren.
Auch die Kernspin- oder Magnetresonanztomographie (MRT) kommt zum Einsatz, um eine koronare Herzkrankheit nachzuweisen. MRTs arbeiten mit starken Magnetfeldern und Radiowellen, um Vorgänge im Körper darzustellen. Aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung gilt das Verfahren als technisch aufwändig, aber ohne Risiko. Speziell beim Stress-MRT erhalten Patientinnen und Patienten ein Medikament, um Blutgefäße zu erweitern – vergleichbar mit körperlichem Stress; daher der Name. Auch ein Kontrastmittel wird verabreicht. Reagiert eine Koronararterie nur schwach auf den Arzneistoff, deutet dies auf eine Verengung hin.
Stress-MRTs gelten als zuverlässig. Sie eignen sich jedoch nicht für Menschen mit sehr niedrigem Blutdruck, mit frischem Herzinfarkt sowie mit bestimmten Lungen- oder Herzklappenerkrankungen. Um den Effekt nicht zu verfälschen, dürfen 24 Stunden vor der Untersuchung keine coffeinhaltigen Getränke konsumiert werden. Coffein erweitert die Gefäße ebenfalls.
Bei der Computertomographie (CT) kreist eine Röntgenröhre und ein Detektor um den Körper. Sie liefern präzise Schnittbilder am Computer, um innere Organe zu beurteilen. Mittlerweile gelingen unter bestimmten Voraussetzungen auch Herz-CTs einschließlich den Herzkranzarterien. Der Herzschlag muss regelmäßig sein und sollte unter 60 Schlägen pro Minute liegen. Mit Arzneistoffen, sogenannten Betablockern, kann dieser Wert in vielen Fällen erreicht werden. Bei der Untersuchung bekommen Patienten ein Kontrastmittel als Injektion. Auf Kommando müssen sie die Luft kurz anhalten. Danach werten Ärzte die Bilder digital am Computer aus, um Verengungen der Herzkranzgefäße zu erkennen.
Diagnose und Therapie mit der Koronarangiographie
Alle bislang geschilderten diagnostischen Verfahren arbeiten mit Messgeräten außerhalb des Körpers. Ärztinnen und Ärzte sprechen von nicht-invasiver Diagnostik. Im Unterschied dazu bewegen sie bei der Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) einen dünnen Schlauch (den Katheter) über die Pulsader in der Leiste oder am Handgelenk bis zu den Herzkrankgefäßen. Dies geschieht unter ständiger Kontrolle mit Röntgenstrahlung. Ärztinnen und Ärzte spritzen Kontrastmittel in das Blutgefäß, um den Katheter richtig zu platzieren und um Engstellen aufzuspüren. Finden sie tatsächlich Verengungen, lassen sich diese, wenn sinnvoll und notwendig, sofort mit einem kleinen Ballon aufweiten und mit einem ringförmigen Metallnetz (Stent) stabilisieren. Die Herzkatheteruntersuchung ist nur erforderlich, falls Belastungsuntersuchungen Hinweise auf eine Verringerung der Durchblutung liefern. Komplikationen wie allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel, Verletzungen von Gefäßen und Nerven bzw. Blutungen treten selten auf. Mehr zu den Möglichkeiten, eine koronare Herzerkrankung zu behandeln, erfahren Sie hier.
Fakten zur Herzkatheter-Untersuchung
Experte
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München, Schwerpunkte: Interventionelle Kardiologie und Hypertensiologie sowie Molekularbiologie und Genetik von Herzerkrankungen, seit 2018 Vorstandsmitglied und seit 2021 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung.