Das Herz-Kreislauf-System ist im Prinzip bei uns allen gleich aufgebaut – und es funktioniert bei Männern und bei Frauen auf die gleiche Weise. Und doch gibt es kleine Unterschiede, die zum Teil große Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben können. Dazu zählen Unterschiede in den kleinen Steuerungseinheiten unseres Körpers, den Hormonen. Dass es dabei nicht allein um die Unterschiede bei den Geschlechtshormonen geht, und welche Konsequenzen sich aus diesem Wissen der Gendermedizin für mehr Herzschutz ergeben sollten, das erfahren Sie im Gespräch mit Prof. Burkhard Sievers.
5 wichtige Unterschiede zwischen Frauen- und Männerherzen
1. Frauenherzen sind kleiner und müssen mehr bzw. schneller pumpen. Durchschnittliches Gewicht ca. 250-280 Gramm bei Frauen und 300-320 Gramm bei Männern. Bei Profisportlern – gleich welchen Geschlechts – kann das Herz übrigens fast doppelt so schwer werden.
2. Frauen haben fast ein Viertel weniger Hämoglobin im Blut, ihr Hämoglobinwert entspricht etwa 75-80 % des männlichen Blutwertes. Das bedingt einen dementsprechend geringeren Sauerstofftransport zu den Organen.
3. Frauen haben feinere/dünnere Gefäße, die stärker auf Stresshormone reagieren und u.a. leichter verkrampfen. Außerdem reicht dadurch schon weniger Plaqueablagerung, um sie gefährlich zu verengen.
4. Die weiblichen Östrogene wirken gefäßprotektiv (bis zur Menopause), indem sie die Arterien elastisch und dehnfähig halten. Die Dehnfähigkeit betrifft allerdings auch die Venen, was hier ungünstigerweise das Risiko für Krampfaderbildung erhöht.
5. Frauen haben in der Regel zwar mehr Gesamtkörperfett, was übrigens auch die Arzneimittelwirkung beeinflussen kann. Doch im Schnitt haben sie weniger Fett am Bauch als Männer, was ihr Risiko für Typ-2-Diabetes und die damit verbundenen Herzschäden verringert. Dafür lässt sich ein Diabetes zum Teil bei ihnen schwerer feststellen.
Experte
Professor Sievers ist Kardiologe und Angiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik I, Bereich Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und Intensivmedizin am Sana Klinikum in Remscheid und betreibt die Praxis Cardiomed24 in Meerbusch. Er hat mit seinem Team das erste gender-Herz-Zentrum in Deutschland gegründet. Außerdem ist er Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin (DGesGM).
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