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Mit der Smartwatch Vorhofflimmern erkennen

Insbesondere wenn Vorhofflimmern nur gelegentlich auftritt, kann eine Smartwatch bei der Diagnose der Herzrhythmusstörung unterstützen.

Frau misst mit Ihrer Smartwatch den Puls
iStock/Nastasic

Die Diagnose von Vorhofflimmern gestaltet sich in manchen Fällen schwierig – vor allem, wenn es nur gelegentlich auftritt und von Patienten und Patientinnen nicht bemerkt wird. Moderne Smartwatches können helfen, die Herzrhythmusstörung frühzeitig zu erkennen und schwere Folgen zu verhindern.

Diagnose von Vorhofflimmern

Eine sichere Diagnose von Vorhofflimmern ist nur mittels Elektrokardiogramm (EKG) möglich. Im Ruhe-EKG zeigt sich Vorhofflimmern durch typische Abweichungen vom normalen Sinusrhythmus. Bei einigen Patienten tritt die Herzrhythmusstörung nur anfallsartig auf. Bei diesem paroxysmalen Vorhofflimmern ist es möglich, dass das EKG zur Zeit der Messung einen normalen Rhythmus anzeigt. In diesen Fällen ist es sinnvoll, ein 24-Stunden- oder Langzeit-EKG anzufertigen.  Auch eine Smartwatch kann gerade in solchen Fällen bei der Diagnose unterstützen.

Welche Smartwatch erkennt Vorhofflimmern?

Die Zahl der Smartwatches, die Schritte zählen, Puls, Blutsauerstoffgehalt oder andere Werte messen, wächst stetig. Ebenso bieten immer mehr Geräte eine Funktion zum Erkennen von Vorhofflimmern an. Doch nur wenn die Smartwatch als Medizinprodukt zugelassen ist, lassen sich die Daten zur weiteren medizinischen Behandlung nutzen.

Wie funktioniert die Messung per Smartwatch?

Moderne Smartwatches können unter anderem den Puls messen. Dazu ist in der Regel kein Brustgurt mehr nötig. Um Vorhofflimmern mit der Smartwatch zu erkennen, gibt es zwei unterschiedliche Verfahren: die Ableitung per 1-Kanal-EKG und die Messung der Pulswelle durch Photoplethysmographie.

Ableitung per 1-Kanal-EKG

  • Beim diesem Verfahren arbeitet die Smartwatch wie ein Mini-EKG: Als Elektroden fungieren die Ober- und die Unterseite des Gerätes. Während die Unterseite Kontakt zum Trägerarm hat, muss die Oberseite mit einem Finger des anderen Arms berührt werden, um die Ableitung zu aktivieren. Auf diese Weise wird ein sogenanntes 1-Kanal-EKG erzeugt.

Messung per Photoplethysmographie

  • Dieses Verfahren basiert auf der Absorption von Infrarotstrahlen durch den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Anhand der unterschiedlichen Reflexion des Lichts in den verschiedenen Phasen der Herzaktion erstellt das Smartphone eine Pulskurve. Eine spezielle Software kann über Unregelmäßigkeiten der Pulskurve Vorhofflimmern erkennen und den Träger der Uhr warnen. 

Wie genau ist ein EKG mit einer Smartwatch?

Beide von Smartwatches genutzte Verfahren – ob mit Elektroden oder per Photoplethysmographie – sind in der Lage, Vorhofflimmern mit einer Sicherheit von über 90 Prozent zu erkennen. Das heißt: Weniger als zehn Prozent der Ereignisse mit Vorhofflimmern werden von einer Smartwatch fälschlicherweise als normal diagnostiziert. Auch die Zuverlässigkeit, einen normalen Rhythmus zu erkennen, liegt über 90 Prozent.

Was bedeutet Screening auf Vorhofflimmern?

Wegen der möglichen schwerwiegenden Folgen von Vorhofflimmern empfehlen Fachgesellschaften, Risikopatienten regelmäßig auf die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern zu testen (Screening). Patienten über 75 Jahre sollten systematisch und regelmäßig auf Vorhofflimmern untersucht werden. Auch bei Patienten über 65 Jahren, die Risikofaktoren für einen Schlaganfall aufweisen, sollte ein systematisches Screening erfolgen. Hierbei kann eine Smartwatch unterstützen. Die endgültige medizinische Diagnose erstellt dann der Arzt.

 

Experte

Prof. Dr. Christian Veltmann
Bild von Prof. Dr. Veltmann

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  3. Wer eine regelmäßige Pulskontrolle zum Herzschutz machen möchte, dem stehen einige Möglichkeiten dazu zur Verfügung. Lesen Sie hier, welche es gibt.

    Stephan Willems

    Prof. Dr. med.

1 Kommentar
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ING Kurt Hausmann Linsengericht

Frage: Durch eine kürzlich erfolgte Myocarduntersuchung wurde bei mir festgestellt, dass ich einen Hinterwandinfarkt hatte. Er konnte keine zeitliche Einschränkung vornehmen. Muss aber zwischen 2016 (Herz-Bypass-OP) und 2022 gewesen sein. Ich habe/hatte eine Rechtsherzinsuffiziens. Ich habe starke brennende Schmerzen in der Mitte meiner Brust. Eine Magenspiegelung ergab, dass ich keine Speiseröhrenentzündung habe. Der Kardiologe hält weitergehende Untersuchungen für nicht notwendig. Ich bin Vorhofflimmern gefährdet.
- Ist die Situation für mich gefährlich?
- Wenn ja, was raten Sie mir?
Ich bin Mitglied bei der Herzstiftung und bin 79 Jahre alt.
MfG
Kurt Hausmann