Herzschrittmacher werden klassischerweise zur Behandlung eines zu langsamen Herzschlags (sog. „Bradykardie“) eingesetzt, implantierbare Defibrillatoren zur Verhinderung eines Herzstillstands durch einen sehr schnellen, regellosen Herzschlag, dem Kammerflimmern. Der Einsatz von Herzschrittmachern mit und ohne Defibrillationsfunktion kann aber auch bei Herzschwäche sinnvoll sein. Bei der Resynchronisationstherapie wird den Betroffenen meist ein Dreikammerschrittmacher implantiert.
Für wen ist die Therapie geeignet?
Bei etwa jeder vierten Person mit Herzschwäche ist die Ausbreitung der Erregung im Herzen gestört. Die einzelnen Abschnitte der Herzwände ziehen sich nicht mehr gleichzeitig zusammen, wodurch die Pumpleistung deutlich abnimmt. Dies zeigt sich im EKG als sogenannter Linksschenkelblock. Diese Störung erhöht bei den Betroffenen das Risiko für einen plötzlichen Herztod. Durch die Resynchronisationstherapie (Cardiac Resynchronisation Therapy, CRT) werden die Herzkammern so stimuliert, dass sie sich wieder synchron bewegen. Die Beschwerden der Herzschwäche werden gelindert und das Risiko für einen plötzlichen Herztod sinkt. Nach den Leitlinien wird die Resynchronisationstherapie empfohlen, wenn eine Herzschwäche trotz optimaler Behandlung mit Medikamenten bereits bei geringen körperlichen Belastungen besteht.
So funktioniert die Resynchronisationstherapie
Für die kardiale Resynchronisationstherapie setzt die Ärztin oder der Arzt der Patientin oder dem Patienten in einer Operation meist drei Elektroden ein: Je eine Sonde wird im rechten Vorhof, der rechten Herzkammer sowie der linken Kammer des Herzens platziert. Die Sonden werden an ein Schrittmachergerät angeschlossen, das meist unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut oder dem Brustmuskel implantiert wird. Die Operation dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Das Gerät stimuliert beide Herzkammern (biventrikuläre Stimulation) und bewirkt damit, dass diese wieder synchron schlagen. Die Pumpkraft des Herzens nimmt wieder zu. Bei den meisten Patientinnen und Patienten verbessert sich das Befinden durch die Resynchronisationstherapie spürbar. Viele können wieder ohne Atemnot Treppen steigen oder leichte körperliche Arbeit verrichten. Der Erfolg entspricht in etwa der Verbesserung um ein NYHA-Stadium.
Resynchronisationstherapie mit Defibrillator
Da bei der Herzinsuffizienz das Risiko von lebensgefährlichen schnellen Herzrhythmusstörungen erhöht ist, werden bei der Resynchronisationstherapie oft kombinierte Systeme mit einem Defibrillator (ICD) eingesetzt. Der Defibrillator erkennt über die Elektroden gefährliche Herzrhythmusstörungen und kann diese durch die Abgabe eines Schocks unterbrechen. Dadurch sinkt das Risiko für einen plötzlichen Herztod.
Komplikationen der Resynchronisationstherapie
Probleme im Bereich der Elektroden kommen bei Dreikammerschrittmachern etwas häufiger vor als bei Ein- oder Zwei-Sonden-Systemen. Beispielsweise können die Elektroden verrutschen oder brechen und dadurch funktionsuntüchtig werden. Sie müssen dann ausgetauscht werden. Liegt die Elektrode in der linken Herzkammer zu nah am Zwerchfell, kann es zu Zwerchfellzucken kommen, das sich wie ein Schluckauf bemerkbar macht. Eine weitere, weitaus gefährlichere Komplikation ist die Infektion einer Elektrode oder des Schrittmacher-Gerätes. Anzeichen einer Infektion wie Schwellungen und Rötungen im Bereich des Implantationsortes oder Fieber und Schüttelfrost sollten Sie sofort Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt melden.
Nachsorge bei der Resynchronisationstherapie
Dreikammerschrittmacher sind komplexe Systeme, die regelmäßig kontrolliert werden müssen. Üblich sind Nachsorgetermine im Abstand von drei bis sechs Monaten. Dabei fragt die Ärztin oder der Arzt Sie nach Ihrem körperlichen und psychischen Befinden und überprüft die Leistungsfähigkeit und Funktion Ihres Herzens. Gegebenenfalls wird der Herzschrittmacher neu programmiert. Bei neueren Systemen kann ein Teil der Nachsorge durch Telemedizin erfolgen.
Experte
Prof. Dr. med. Christoph Stellbrink, Facharzt für Kardiologie am Klinikum Bielefeld.
Unser Informationsmaterial
-
Stärke Dein Herz! (2024)
PDF: 6,14 MB
Videos zur Herzschwäche
Klein und lebensrettend. Ein implantierbarer Defibrillator („Defi“) sieht aus wie ein Taschenfeuerzeug: flach, ein kleines Kästchen aus 70 Gramm hochentwickelter Technik, die vor dem plötzlichen Herztod bewahren kann. Eindrucksvoll berichtet ein Patient und Defi-Träger, was es bedeutet, einen solchen Notarzt in der Brust zu tragen und wie man mit Schockabgaben des Defi bei lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen umgeht. Welche Vorteile und Möglichkeiten ein Defi für den Alltag der Patienten mit sich bringt, was geht (Sport) und was nicht, aber auch welche Komplikationen es geben kann, erläutert der Leitende Rhythmologe am Herzzentrum Leipzig Prof. Dr. Gerhard Hindricks.
Was vor 15 Jahren undenkbar war, ist für Jens Ehrlich heute wie selbstverständlich: ausgedehnte Spaziergänge mit seinem Hund. 2005 führt eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) als Folge einer schweren Erkältung, die der Fotograf wegen beruflichem Stress nicht richtig auskuriert, zu den krankheitstypischen Herzschwäche-Symptomen: Flüssigkeitseinlagerungen im Körper, Leistungsabnahme, Atemnot. Wie der Patient im Zuge der Schrittmachertherapie wieder zu Kräften gefunden hat, was ein Herzschrittmacher für den Alltag bedeutet und wie man mit dem ständigen „Lebensretter“ in der Brust ein aktives Leben führen kann, davon berichtet Ehrlich aus eigenen Erfahrungen
Danke, verständlich erklärt. Ich werde mich wohl an den Gedanken gewöhnen müssen, dass mir das alles helfen wird, ein qualitativ besseres Leben zu führen.
Ich fand den Beitrag sehr gut, es wäre schön wenn ich noch jemanden hören könnte der einen Defibrilator hat
Verständlich erklärt, was mein kleiner Herzroboter so leistet. Danke!
Sehr guter Überblick, der einem bei der Entscheidung für diesen Eingriff sicherlich einen wertvollen Beitrag leistet.