Was ist der Blutdruck?
Der Blutdruck ist die Kraft, die das Blut auf die Wand von Arterien und Venen ausübt. Ohne diese Kraft kann der Fluss des Blutes nicht aufrechterhalten und können die Organe nicht bis in die kleinste Zelle des Körpers mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Der Blutdruck hängt wesentlich von zwei Faktoren ab: von der Kraft bzw. dem Druck, mit dem das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt und von der Elastizität und dem Durchmesser der Gefäße. Gemessen wird der Blutdruck in „Millimeter Quecksilbersäule“, abgekürzt mmHG (HG ist das chemische Symbol für Quecksilber).
Beim Blutdruck gibt es zwei Messgrößen den systolischen und den diastolischen Wert. Der systolische Wert ist der Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn der Herzmuskel sich maximal anspannt und das Blut kraftvoll in den Körper pumpt (Systole). Der diastolische Wert gibt den niedrigsten Druck unmittelbar vor der nächsten Herzkontraktion in den Gefäßen an, also wenn der Herzmuskel entspannt ist und das Organ sich wieder mit Blut gefüllt hat (Diastole). Der Wert hängt im Wesentlichen von der Elastizität beziehungsweise dem Widerstand der Gefäße ab. Gesteuert wird der Blutdruck durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Vorgänge im Körper:
- Gefäßaktionen: Verengen sich die Blutgefäße, steigt der Blutdruck. Weiten sie sich, sinkt der Blutdruck. Geregelt wird dieser Mechanismus über Rezeptoren, Messfühler in den Gefäßen, die sehr schnell auf Druckveränderungen reagieren können. So wird ein plötzlicher Anstieg schnell ans Gehirn gemeldet, das dafür sorgt, dass das Herz langsamer pumpt und Gefäße sich weiten.
- Hormone: Der Körper stellt in den Nieren und Nebennieren sowie in den sympathischen Nervenfasern blutdruckregulierende Hormone her. Dazu gehören beispielsweise Angiotensin II, Aldosteron, Renin, Adrenalin und Noradrenalin. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) – dieses ist auch eine wichtige Ansatzstelle für blutdrucksenkende Medikamente.
- Vegetatives Nervensystem: Der Sympathikus verstärkt Kraft und Frequenz der Herzschläge und der Blutdruck erhöht sich. Der Parasympathikus hingegen senkt den Blutdruck.
Die Regulation des Blutdrucks erfolgt dabei unbewusst, sie ist unabhängig von unserem Willen.
Wieso schwankt der Blutdruck im Tagesverlauf?
Der Blutdruck ist eine dynamische Größe und schwankt bei jedem Menschen im Laufe des Tages. Er ist von zahlreichen Faktoren abhängig: Bei körperlicher und seelischer Ruhe sinkt er in der Regel; bei körperlicher Anstrengung oder Belastungen steigt er, weil dann die Muskeln verstärkt mit Blut versorgt werden müssen. Genauso können Temperaturschwankungen (extreme Hitze oder Kälte) den Blutdruck beeinflussen oder seelische Zustände wie Wut und Ärger. Dabei sorgen nämlich die Stresshormone Adrenalin und Cortisol dafür, dass das Herz schneller schlägt und die Gefäße sich verengen. Auch tageszeitliche Schwankungen des Blutdrucks sind normal. Man spricht hier von einem natürlichen “zirkadianen Rhythmus”. So steigt der Blutdruck kontinuierlich nach dem Aufwachen an, während er in den Nachtstunden abfällt. Ein Minimum ist zwischen zwei und drei Uhr morgens erreicht. Frauen haben in der Regel bis zum Alter von etwa 50 Jahren einen etwas niedrigeren Blutdruck als gleichaltrige Männer, danach gleicht sich der Unterschied weitgehend an.
Was ist ein normaler Blutdruck?
Die Höhe des Blutdrucks ist ein wichtiger Indikator: Er zeigt an, wie gesund wir sind. Als normal wird bei Erwachsenen ein Blutdruck von 120/80 mmHg bezeichnet, ebenso Werte zwischen 120-129/80-84 mmHg. Als weitere Faustregel gilt: Bluthochdruck, startet ab 140/90 mmHg. Es kommt allerdings darauf an, wo und wie der Blutdruck gemessen wird. In der Sprechstunde des Arztes gilt als hoher Blutdruck, wenn im Schnitt an zwei Tagen ein Wert über 140/90 mmHg ermittelt wurde. Bei der Selbstmessung zu Hause gilt als Bluthochdruck, wenn im Schnitt an sieben aufeinander folgenden Tagen Werte über 135/85 mmHg auftreten. In der 24-Stunden-Langzeitblutdruckmessung sollte der Mittelwert aus Tag und Nacht unter 130/80 mmHg liegen, um Bluthochdruck auszuschließen.
Wie teilt der Arzt die Schwere eines Bluthochdrucks ein?
Je ausgeprägter eine Blutdruckerhöhung ist und je länger sie besteht, desto früher werden dadurch Organe geschädigt. Jeder Mensch ab 40 Jahren sollte daher seinen Blutdruck kennen und bei erhöhten Werten mit dem Arzt besprechen, was am besten zu tun ist. Für die Blutdruckwerte von Erwachsenen gilt folgende Einteilung.
- Optimal: <120mmHg/<80mmHG
- Normal: 120-129/80-84 mmHg
- Hochnormal: 130-139/85-89 mmHg
- Bluthochdruck Grad 1: 140-159/90-99 mmHg
- Bluthochdruck Grad 2: 160-179/100-109 mmHg
- Bluthochdruck Grad 3: >180/>110 mmHg
- isolierter systolischer Blutdruck:>140/<90 mmHg
Mit jedem Lebensjahrzehnt steigt der Blutdruck um einige mmHG an, weil die Gefäße im Laufe des Lebens an Elastizität verlieren. Als Grenzwert für die Einleitung einer medikamentösen Behandlung (inkl. Lebensstiländerung) gilt dennoch wegen der gravierenden Folgen eines zu hohen Drucks sowohl für die Gruppe der 18-65-Jährigen wie auch der 65-79-Jährigen (wenn leistungsfähig) ein Blutdruck von über 140/90 mmHg. Erst bei Hochbetagten ab 80 Jahren (wenn leistungsfährig) wird der Blutdruckgrenzwert auf 160/90 mmHg hochgesetzt.
Warum ist Bluthochdruck so gefährlich?
Ein anhaltend hoher Druck ist eine starke Belastung für die Gefäße. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu Schäden an wichtigen Organen wie Gehirn, Herz, Nieren und Augen. Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall, aber auch Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Bluthochdruck gilt als wesentlicher Grund für einen vorzeitigen Tod. Das Tückische: Zu hohe Blutdruckwerte bleiben oft lange Zeit unerkannt. Die Krankheit verursacht keine Schmerzen. Bluthochdruck-Symptome sind eher unspezifisch und werden häufig anderen Ursachen zugeschrieben. „Es ist halt gerade etwas stressig“, denken viele, wenn sie Schlafstörungen, Nervosität, Herzklopfen, Schwindel, Kopfschmerzen und eine verminderte Leistungsfähigkeit bei sich beobachten. Deshalb sollte jeder seine Blutdruckwerte regelmäßig messen.
Wie entsteht Bluthochdruck?
Bei 90-95 % der Patienten mit Bluthochdruck liegt eine sogenannte essenzielle oder primäre arterielle Hypertonie vor. Dies bedeutet, dass keine weitere Erkrankung als Ursache in Frage kommt. Verschiedene Faktoren können die Entstehung dieser häufigsten Form des Bluthochdrucks begünstigen. Nicht beeinflussbar sind darunter eine erbliche Veranlagung und das Alter. So nimmt die Häufigkeit für Bluthochdruck bei Männern ab dem 55. Lebensjahr und bei Frauen ab etwa dem 50. Lebensjahr deutlich zu. Mehr als die Hälfte aller Menschen über 60 Jahren haben dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte. Zu den wesentlichen Risikofaktoren, die das Entstehen einer essenziellen Hypertonie beitragen und die beeinflussbar sind zählen Faktoren unseres Lebensstils. Hierzu zählen:
- Rauchen,
- Übergewicht,
- Bewegungsmangel,
- ungesunde Ernährung (erhöhte Salzzufuhr, übermäßiger Alkoholkonsum)
- anhaltender Stress
Bei einigen Patienten hingegen findet man die Ursache für erhöhten Blutdruck in einer Erkrankung. Hier spricht man dann von einem sekundären Bluthochdruck. Bei den Erkrankungen handelt es sich vor allem um Nierenerkrankungen und um die Schlafapnoe, also häufige Atempausen während des Schlafes. Auch eine Überproduktion von Aldosteron, Cortisol, Schilddrüsen- und Stresshormonen treibt den Blutdruck nach oben. Von einem sekundären Bluthochdruck sind 5-10 % aller Bluthochdruckpatienten betroffen.
Auch bestimmte Medikamente können Bluthochdruck auslösen. Hier sind vor allem die sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, kurz NSAR, zu nennen, eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Beispiele sind Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen. Als ungünstig für den Blutdruck kann sich auch die Pille zur Empfängnisverhütung auswirken. Sie liegt in verbesserter dritter Generation vor, hat aber immer noch Nebenwirkungen.
Wie wird Bluthochdruck diagnostiziert?
Vor einer Behandlung des Bluthochdrucks sollte eine sorgfältige Diagnostik stehen. Dabei ist zunächst die Diagnose eines Bluthochdrucks zu bestätigen. Das kann durch wiederholte Messungen in der Arztpraxis geschehen. Zudem sollten mögliche Ursachen der Erkrankung aufgedeckt werden, wozu eine Reihe von Untersuchungen erforderlich werden kann:
- Anamnese: Hier erfragt der Arzt eventuelle Beschwerden, die medizinische Vorgeschichte inklusive Medikamente und die Lebensumstände des Patienten.
- körperliche Untersuchungen: Abhören mit Stethoskop, Puls- und Blutdruckmessung, Berechnung BMI
- Blut- und Urinuntersuchungen (z.B. Blutfette, Blutzucker, Nierenwerte)
- EKG und Echokardiographie sowie einer Doppleruntersuchung der großen Gefäße.
Diese Untersuchungen sind notwendig, weil der hohe Blutdruck nicht isoliert behandelt wird, sondern in Zusammenhang mit den weiteren Risikofaktoren, denen der Patient ausgesetzt ist, und den Schäden, die der hohe Blutdruck bereits angerichtet hat. Sie müssen erkannt und mitbehandelt werden.
Blutdrucksenken: was tun?
Die Gesamtsituation des Patienten, die sich aus seinem Blutdruck, seinen Risikofaktoren und seinen Organschäden ergibt, bestimmt das Vorgehen in der Therapie. Sie beruht auf einer Doppelstrategie: auf Lebensstiländerungen und auf Medikamenten. Ziel der Bluthochdruckbehandlung ist es jedoch nicht allein, den Blutdruck zu senken, sondern die Prognose zu verbessern und schwere Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall zu verhindern. Die optimalen Blutdruckzielwerte hierfür werden intensiv erforscht. Aktuell wird pauschal von der europäischen Blutdruckgesellschaft (ESH) und in der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Hypertonie empfohlen, dass jeder Patient/jede Patientin im Alter zwischen 18 und 79 Jahren auf Werte unter 140 mmHg systolisch und 90 mmHg diastolisch – gemessen in der Arztpraxis – eingestellt werden sollte. Ein Absenken auf Werte unter 130/80 mmHg führt in der Regel zu noch besseren Therapieresultaten – vor allem bei Patienten mit bereits bestehender Herzerkrankung –, ist allerdings für manche auch mit unerwünschten Effekten verbunden. Es sollte daher stets eine individuelle Einschätzung erfolgen, welcher Blutdruckzielwert auf Basis der vorliegenden persönlichen Situation angemessen erscheint (partizipative Entscheidungsfindung). Die Empfehlung gilt auch für Patienten über 80 Jahre, wenn das vertragen wird.
Experte
Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung e.V., Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt a. M. und Mitglied im Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt a. M. Zu den Schwerpunkten des Herzspezialisten zählen u. a. die interventionelle Kardiologie und nichtinvasive Bildgebung.
Broschüre
Bluthochdruck-Broschüre der Herzstiftung
Download- und Bestellangebot
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Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen (2021)
PDF: 7,47 MB
Video zum Bluthochdruck
Unbemerkt schleicht er sich ein, man sieht und spürt ihn nicht. Still und leise schädigt er die Gefäße. Nur mit dem richtigen Druck kann das Blut unsere Organe optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Was aber hält in unserem Organismus die Regulation des Blutdrucks aufrecht und was passiert im Innern der Gefäße, wenn der Blutdruck erhöht ist und seine schädigende Wirkung entfaltet? Warum unterscheidet die Medizin zwischen „oberem“ und „unterem“ Wert und wofür steht „mmHg“? Welchen natürlichen Enflüssen untersteht der Blutdruck? Über diese und viele weitere Aspekte rund um Bluthochdruck und seine Folgen für Herz, Gehirn, Nieren und Augen, wenn er unbehandelt bleibt, erläutert dieser Clip.