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Warum Schmerzen nach Herz-Op?

Viele Menschen haben große Angst vor Schmerzen nach einer Herz-Op – diese Ängste sind in der Regel unbegründet: Nur in etwa 5 % treten Schmerzen auf.

Frau liegt im Krankenhausbett
monkeybusinessimages - Istock

Die Vorstellung von einer Herz-Op jagt vielen Patientinnen und Patienten einen Schrecken ein. Viele haben Angst vor der Operation, da sie Komplikationen oder Folgeschäden befürchten. Doch die Arbeit im OP-Saal ist längst Routine für Herzchirurginnen und -chirurgen geworden. Je nach Art der Erkrankung des Herzens und abhängig von Patienten-spezifischen Besonderheiten wird die Herzoperation mit Durchtrennung des Brustbeins (Sternotomie) oder minimal-invasiv durchgeführt. 

Erfreulicherweise ist mit Schmerzen nach dem Eingriff nur in den seltensten Fällen zu rechnen. Über 95 % aller Patientinnen und Patienten sind selbst direkt nach der Herzoperation schon beschwerdefrei. Treten dennoch Schmerzen auf, sind sie in jedem Fall sehr ernst zu nehmen und abklärungsbedürftig. Kommen die Beschwerden direkt nach der stationären Behandlung auf, sollten Sie auf jeden Fall einen ambulanten Termin bei Ihrer/m Herzchirurgen/in oder Ihrer/m Kardiologen/in vereinbaren.

Schmerzen durch unvollständige Heilung des Brustbeins (Pseudarthrose) 

Probleme nach der Herz-Op können auftreten, wenn beiden Brustbein-Hälften nicht ordnungsgemäß zusammengewachsen sind. Bei einer Sternotomie wird das durchtrennte Brustbein nach einer Herz-Op mit sogenannten Drahtcerclagen verschlossen – das sind Drahtschlingen, die das Brustbein fest zusammenhalten. Es besteht jedoch das Risiko, dass das Brustbein nicht perfekt heilt. Diese Instabilität kann zu Schmerzen und Entzündungen in dem Bereich führen, was besonders unangenehm und gefährlich ist. Treten direkt nach der Herz-Op Beschwerden auf, weil das Brustbein nicht optimal zusammenwächst, kommt häufig nur eine erneute Operation mit neuer Verdrahtung infrage.

Aber auch durch ein verstärktes Husten direkt nach der Herz-Op kann das Brustbein instabil werden und zu Schmerzen führen. Besonders Raucherinnen und Raucher sind von diesem Husten betroffen. Jedoch kämpfen auch 20 bis 30 % der Nichtraucher/innen nach der Herz-Op mit diesem Hustenreiz. Der Grund ist der Beatmungsschlauch, der während der Operation in die Luftröhre geschoben wurde und beim Entfernen für ein wundes Gefühl im Hals sorgt.
 

Herz-Tipp:

Beim Husten ein Kissen oder eine Handtuch-Rolle fest mit beiden Händen gegen die Brust drücken. Dadurch stabilisiert man das Brustbein und schützt es vor einer Lockerung.

Schmerzen durch falsches Verhalten nach der Operation

Aber auch bei perfektem Zusammenschluss kann es nach der Herz-Op zu einer Instabilität kommen. Zum Beispiel dann, wenn Patientinnen und Patienten nicht die empfohlene Ruhe nach der Operation einhalten, weil sie sich schon wieder fit genug fühlen. Insbesondere in den ersten drei Wochen sollte man sich sorgfältig an die ärztlichen Empfehlungen halten, um die Heilung des Brustbeins nicht zu gefährden. Besonders wichtig: Obwohl in der Regel keine Schmerzen vorliegen, sollen in den ersten drei Monaten Bewegungen und Tätigkeiten vermieden werden, die eine verstärkte Kraft auf das Brustbein ausüben, z.B. Golfen, Tennis oder Brustschwimmen. Dazu zählt auch das Heben von schweren Lasten. Nach drei bis vier Monaten ist das Brustbein stabil, und es können wieder alle Sportarten durchgeführt werden.

Herz-Tipp:

Einige Kliniken legen den Patientinnen und Patienten nach der Herz-Op eine stabilisierende Weste an. Dazu gehen die Meinungen jedoch auseinander. Vorteil einer solchen Weste ist, dass die Betroffenen dadurch immer wieder an den Eingriff erinnert werden und sich entsprechend vorsichtiger verhalten. Nachteilig ist, dass die Weste den Brustkorb einengt und das Einatmen erschwert. Dadurch kann sich eine Lungenentzündung entwickeln. 
 

Schmerzen längere Zeit nach Herz-Op durch Drahtcerclagen

In seltenen Fällen (2-3 %) kann es viele Monate nach der Operation zu Schmerzen oder Missempfindungen im Brustbein aufgrund der eingebrachten Drahtcerclagen kommen. Ist das der Fall, gibt es die Möglichkeit, die schmerzenden Drähte in einem kurzen, meist nur 15-minütigen Eingriff, zu entfernen. 

Übrigens: In manchen Fällen wird Jahre nach der Herz-Op der Brustkorb aus anderen Gründen noch einmal geröntgt. Es kann passieren, dass dann auf dem Röntgenbild erkennbar ist, dass eine oder mehrere Drahtcerclagen gebrochen sind. Das klingt beunruhigend – ist es aber nicht. Eine gebrochene Drahtcerclage ist nicht behandlungsbedürftig

Auch bei minimal-invasiven Eingriffen können Schmerzen entstehen

Einige Herzoperationen können auch mit minimal-invasiven Techniken durchgeführt werden. Hierbei wird das Brustbein nicht durchtrennt. Die Chirurgin oder der Chirurg verschafft sich über einen kleinen seitlichen Schnitt von wenigen Zentimetern zwischen den Rippen Zugang zum Herzen. Weil an den Rippen ein Nerv entlangläuft, kann es nach der Operation eher zu Schmerzen kommen als bei einer Durchtrennung des Brustbeins. Um das zu verhindern, erhalten die Patientinnen und Patienten für die direkte Phase nach der Operation über einen Katheter ein lokales Schmerzmittel. Dieses Schmerzmittel wird nicht in Tablettenform verabreicht, weil es dabei zu eventuellen Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Problemen beim Atmen sowie mit der Verdauung kommen kann. Das Schmerzmittel über den Katheter wirkt gezielt und nicht auf den gesamten Körper.

Experte

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Friedhelm Beyersdorf
Portrait von Prof. Friedhelm Beyersdorf

Ihre Fragen

  1. Manchmal kann es nach einer Herz-Op noch längere Zeit zu Beschwerden im Bereich der Narbe kommen. Lesen Sie, was in solchen Fällen zu empfehlen ist.

    Rainer Moosdorf

    Prof. Dr. med.

  2. Nach einer Herz-Op können die Drähte am Brustkorb den Alltag beeinträchtigen. Erfahren Sie, ob man das Material auch wieder entfernen lassen kann.

    Hellmut Oelert

    Prof. Dr. med.

  3. Erfahren Sie, was es nach einer Bypass-Operation zu beachten gibt und wie lange Sie mit Schmerzen rechnen müssen.

    Friedhelm Beyersdorf

    Prof. Dr. med. Dr. h. c.