Ein Tag ohne Kaffee? Für viele undenkbar. Bluthochdruck-Betroffene sollten beim Kaffee-Genuss allerdings ein paar Empfehlungen beherzigen – damit die Blutdruckmessungen zuverlässig sind und der Kaffee den Blutdruck nicht unnötig in die Höhe treibt.
Kaffee: Blutdruck steigt kurz nach dem Genuss
Koffein ist eines der ältesten Aufputschmittel. Der Pflanzenstoff regt das Herz und den Stoffwechsel an. Kaffee kann bei einzelnen Personen, genau wie Schwarztee und grüner Tee nach dem Trinken zu einer kurzfristigen Blutdruckerhöhung um etwa 10 bis 20 mmHg führen (Millimeter Quecksilbersäule). Doch Kaffee wirkt auf den Körper nicht immer gleich.
Das aufgenommene Koffein kann seine Wirkung im Körper ganz unterschiedlich zeigen. Wer nur gelegentlich Kaffee trinkt, muss mit einem höheren Blutdruckanstieg rechnen als Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken. Der Grund: Bei häufigerem Kaffee- oder Teekonsum gewöhnt sich der Körper an die Koffeinzufuhr. Infolge des Gewöhnungseffektes treten die Blutdruckanstiege nach ein bis zwei Wochen nicht mehr auf – oder fallen zumindest geringer aus.
Die weitverbreitete Annahme, dass Kaffee generell für Menschen mit Bluthochdruck schlecht ist und ihren Blutdruck weiter in die Höhe treibt, hat sich in Untersuchungen nicht bestätigt. Möglicherweise wirken weitere im Kaffee enthaltene Substanzen wie der Chlorogensäure (eine Kaffeesäure-Verbindung) der Koffeinwirkung entgegen. Es gibt auch keine Belege, dass Kaffeetrinken, das Risiko erhöht, einen Bluthochdruck zu entwickeln.
Achtung:
Koffein in Reinform, etwa in “Wachmacher-Pillen” kann durchaus einen ungünstigen Effekt auf den Blutdruck haben – besonders bei Menschen mit ohnehin zu hohen Werten.
Blutdruck: Kaffeeverzicht vor der Messung
Damit allerdings eine mögliche kurzfristige Blutdruckerhöhung nach dem Kaffeetrinken nicht die Blutdruckmesswerte verfälscht, ist es ratsam entweder vor dem Kaffeetrinken zu messen oder anschließend etwa 30 Minuten zu warten. Das gilt im Übrigen auch für das Trinken von schwarzem oder grünem Tee und ist vor allem für Bluthochdruck-Betroffene in Hinblick auf die Blutdruckmessungen wichtig zu wissen. Sonst sind die gemessenen Werte zu hoch. Ein genereller Kaffeeverzicht ist jedoch bei Bluthochdruck nicht erforderlich.
In einer aktuellen Untersuchung zum Effekt von Kaffee auf das Herz, die 2021 beim Kongress der europäischen Kardiologen vorgestellt wurde, haben die Wissenschaftler sogar festgestellt, dass ein moderater Kaffeekonsum mit bis zu drei Tassen am Tag sich vorteilhaft auf die Herzgesundheit auswirkte. Dazu waren fast 500.000 – herzgesunde – Menschen zu ihrem Kaffeekonsum befragt worden und ihre Gesundheit über 10-15 Jahre beobachtet worden. Bei 30.000 Studienteilnehmern wurde auch die Herzstruktur mit einem bildgebenden Verfahren (MRT) untersucht. Auch hier zeigte sich, dass der tägliche moderate Kaffeekonsum nicht schadete, sondern sich eher positiv auf die Herzfunktion auswirkte.
Dies gilt natürlich nur vorausgesetzt, Sie vertragen Kaffee. Denn die Reaktionen auf Koffein können von Person zu Person stark variieren. Treten daher nach dem Kaffee-Genuss bei Ihnen Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Magenbeschwerden auf, sollten Sie besser verzichten. Bei akutem Unwohlsein nach dem Kaffee hilft es, wenn Sie Wasser trinken. Wasser beschleunigt die Ausscheidung von Koffein. Kommt es Ihnen mehr auf den Kaffeegeschmack an? Dann probieren Sie doch einmal entkoffeinierten Kaffee. Auch hier gibt es eine Menge verschiedener Sorten – da ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Herz-Tipp:
Messen Sie nach dem Kaffeetrinken Ihren Blutdruck, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich das Getränk auf Ihren Blutdruck auswirkt. Steigt der Blutdruck deutlich an, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob und welche Kaffeemengen für Sie unbedenklich sind. Fragen Sie auch nach, ob sich Kaffee möglicherweise negativ auf die von Ihnen eingenommenen Medikamente auswirken kann.
Was passiert bei Langzeitkonsum von Kaffee?
Lange gab es keine verlässlichen Informationen darüber, wie sich gewohnheitsmäßiger Kaffeekonsum über viele Jahre auf den Blutdruck auswirkt. Dies haben im Jahr 2024 nun Wissenschaftler in einer Langzeitstudie ausgewertet. In dieser Studie wurden nahezu 1.500 Menschen mit und ohne gewohnheitsmäßigen Kaffeekonsum über 10 Jahre beobachtet und währenddessen die Blutdruckwerte unter verschiedenen Bedingungen erfasst.
Gemessen wurde etwa zu Hause und am Arbeitsplatz. Außerdem wurde der Blutdruck mit verschiedenen Verfahren ermittelt – unter anderem auch mittels eines 24-h-Langzeit-EKG. Zudem wurde die Blutdruckvariabilität ermittelt.
Das überraschende Ergebnis: Zwischen gewohnheitsmäßigen Kaffeetrinkern und Kaffeeabstinenzlern fanden sich bei sämtlichen Blutdruckmessungen keinerlei Unterschiede. Starke Kaffeetrinker hatten keine anderen Blutdruckwerte als Personen, die nur gelegentlich Kaffee tranken. Auch das Neuauftreten eines hohen Blutdrucks war bei Kaffeetrinkern nicht häufiger als bei Kaffeeabstinenzlern.
Die Experten geben aufgrund ihrer Ergebnisse daher Entwarnung: Gewohnheitsmäßiger Kaffeekonsum sorgt wohl nicht für einen erhöhten Blutdruck.
Kann Kaffee Herzrhythmusstörungen verstärken?
Die Sorge, dass sich Kaffeekonsum ungünstig bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen auswirkt, konnte inzwischen in Untersuchungen widerlegt werden. Einer Publikation aus dem Jahr 2020 zufolge hat sich sogar das Trinken von sechs Standardtassen Filterkaffee am Tag aus kardiovaskulärer Sicht als unbedenklich herausgestellt – selbst für Patienten, die bereits herzkrank sind.
Eine Publikation aus dem Jahr 2021, die die Daten von drei großen Studien berücksichtig hat, konnte ebenfalls keinen negativen Effekt für Kaffeekonsum ermitteln. Im Gegenteil: Danach wirkte sich der Konsum von Kaffee (bei mehr als 3 Tassen pro Tag) sogar positiv auf das Risiko aus, eine Herzschwäche zu entwickeln.
Ist Kaffee ein Flüssigkeitsräuber?
Was ist eigentlich dran an der Behauptung, dass Kaffee ein Flüssigkeitsräuber ist? Es stimmt, dass die Inhaltsstoffe leicht "diuretisch" wirken, den Körper also zu vermehrter Ausscheidung von Wasser und Salzen über die Nieren anregen. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt sich allerdings bis zu einem gewissen Grad daran und die entwässernde Wirkung lässt nach.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Kaffee sowie schwarzer und grüner Tee ohne Zucker genau wie Wasser zur täglichen Flüssigkeitsbilanz hinzugezählt werden. In erster Linie seien sie jedoch Genussmittel und keine Durstlöscher.
Wie viel Koffein steckt wo drin?
Nicht nur Kaffee und Tee enthalten Koffein, sondern auch andere Lebensmittel:
- Tasse Filterkaffee: 200 Milliliter rund 90 Milligramm
- Tasse Espresso: 63 Milligramm
- Energydrink: 250 Milliliter um die 80 Milligramm
- Tasse Schwarztee: 200 Milliliter rund 45 Milligramm
- Cola: 330 Milliliter rund 35 Milligramm
- Zartbitterschokolade: 50 Gramm etwa 25 Milligramm
Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind für einen gesunden, erwachsenen Menschen bis zu 200 Milligramm Koffein als Einzeldosis – also Koffein, das innerhalb kurzer Zeit aufgenommen wird – gesundheitlich unbedenklich. Dennoch ist Koffein nicht prinzipiell ungefährlich. Auch hier macht die Dosis das Gift. In höherer Dosis können Angst Unruhe, Nervosität, Gereiztheit oder Schlaflosigkeit auftreten. Mit derartigen Nebenwirkungen ist ab eine Dosis von etwa 1,2 Gramm und höher zu rechnen.
Wer als regelmäßiger Kaffee(viel)trinker abrupt keinen Kaffee mehr zu sich nimmt, muss mit leichten Entzugssymptomen rechnen, wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und depressiver Verstimmung. Tödlich sind erst 10-14 Gramm Koffein – was realistisch über Getränke nicht erreicht wird.
Was raten Herzexperten?
Herzexperten raten nach derzeitigem Wissensstand dazu, über den Tag verteilt maximal 400 Milligramm Koffein in Getränkeform zu sich zu nehmen – was vier bis fünf Tassen Kaffee entspricht.
Experte
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München, Schwerpunkte: Interventionelle Kardiologie und Hypertensiologie sowie Molekularbiologie und Genetik von Herzerkrankungen, seit 2018 Vorstandsmitglied und seit 2021 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
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Bluthochdruck-Broschüre der Herzstiftung
Bluthochdruck
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- Coffee, Caffeine and Health, N Engl J Med 2020;383:369-78. DOI: 10.1056/NEJMra1816604
- Association Between Coffee Intake and Incident Heart Failure Risk, Circulation: Heart Failure. 2021;14:e006799, doi.org/10.1161/CIRCHEARTFAILURE.119.006799,
- Light die moderate coffee drinking associated with health benefits, ESC.org, press release 28.8.2021
- Internet: https://de.statista.com/themen/171/kaffee/ (Stand:2021)
- Habitual coffee consumption and office, home, and ambulatory blood pressure: results of a 10-year prospective study; Journal of Hypertension DOI: 10.1097/HJH.000000000000370
Eure Beiträge sind immer sehr interessant,man lernt nie aus.
Vielen Dank dafür.
Ich bin ein Mitglied von der Herzstiftung und lese jetzt immer öfter eure Berichte.Demnächst gehe ich in die Uni nach Frankfurt,dort werde ich eine Herzklappen Operation bekommen.
Der Botenstoff Histamin bei der Histaminintoleranz und
auch Mastozytosen und MCA/S kann leider einen sehr negativen Einfluss in Form von Triggern auf die Mastzellen haben und Histamin Ausschüttung in das Blutsystem bewirken und auch in Organe ! Histamin setzt auch der Blase zu mit Schmerzen , wie bei einer Zystitis
Durch Koffein im Kaffee! Auch koffeinfreier Kaffee !!! Leider !!!! Ich weiß es aus eigener Erfahrung !
Hallo Frau Jacobs-Jansen,
vielen Dank, für Ihren Erfahrungsbericht.
Ihre Deutsche Herzstiftung
Sehr hilfreich!hatte , vieles nicht gewusst
Ihre Informationen waren mir sehr hilfreich. Danke dafür.
Danke für die interessante Kaffeeinformation, hat gut als Infoquelle geholfen.
Der Beitrag hat meinen Kenntnisstand bestätigt (ich war auf Kreta und habe an den Kardiowochen teilgenommen). Trotzdem beschränke ich meinen K-Konsum auf zwei Tassen pro Tag, früher bis zu zehn Tassen. Das bekommt mir einfach gut, vor allem zusammen mit der Zeitungslektüre. Das entspannt!!!
gut erklärt, danke!
Ich trinke jeden morgen ca. 3 - 5 Tassen Kaffee ( Koffeinhaltigen ), und Nachmittags immer 1 Tasse. Mein Blutdruck ist eigentlich immer in Ordnung, nur wie heute liegt er bei 82/42-88. Ich bin Diabetiker - Typ II und bin auch Herzkrank. Ich habe auch schon 7 Stents gesetzt bekommen. Ich bin 62 Jahre alt.
War für mich sehr hilfreich, habe Angst wegen meiner hohen Blutdruckwerte
Info klar und präzise