Bei einem Herzinfarkt entscheidet vor allem die Zeit bis zur Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes, ob Betroffene langfristige Folgen davontragen oder nicht. Wer schnell den Rettungswagen alarmiert, kann sein Herz vor dauerhaften Schäden bewahren.
Mögliche akute Folgen eines Herzinfarkts
Bei einem Herzinfarkt zählt tatsächlich jede Sekunde. Bleibt er zu lange unentdeckt, kann es zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) kommen – die häufigste lebensbedrohliche Komplikation nach einem akuten Herzinfarkt. Eine weitere direkte Folge kann die akute Herzschwäche sein. Der Herzmuskel ist dann so beeinträchtigt, dass er nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpen kann. Betroffene können bewusstlos werden, weil das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Wird ein Herzinfarkt hingegen innerhalb der ersten vier Stunden behandelt, kann häufig jeglicher Schaden vom Herzmuskel abgewendet werden und der Betroffene zu seinem gewohnten Leben zurückkehren.
Langfristige Folgen eines Herzinfarkts
Ist zu viel Zeit vergangen und erfolgte die Behandlung zu spät, kann es sein, dass viel Herzmuskelmasse durch den Infarkt abgestorben ist. Daraus kann sich eine dauerhafte Herzschwäche (chronische Herzinsuffizienz) entwickeln. Dabei wird das abgestorbene Muskelgewebe durch Narbengewebe ersetzt, das die Herzfunktion nicht mehr unterstützen kann. Je mehr Vernarbungen, desto schlechter pumpt das Herz. Aber auch wenn ein Herzinfarkt sofort behandelt wird und keine Schäden entstanden sind, ist damit die Welt nicht sofort wieder in Ordnung. Die Ursachen, weshalb der Herzinfarkt überhaupt entstanden ist, müssen sehr ernstgenommen werden – auch dann, wenn nach dem Infarkt eine erfolgreiche Stentimplantation stattgefunden hat. Mit Abstand der häufigste Grund für einen Herzinfarkt ist die koronare Herzkrankheit (KHK) – und die bleibt auch nach überstandenem Infarkt bestehen. Um sie zu behandeln und damit das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt zu senken, wird in der Regel eine Dreifachtherapie angewendet:
- Einnahme von Medikamenten: Um den Herzmuskel zu behandeln, Gerinnselbildung zu verhindern sowie Cholesterin und Blutdruck zu senken.
- Änderung des Lebensstils: Betroffene sollten regelmäßige Ausdauerbewegung – am besten fünf Mal die Woche je 30 Minuten – sowie eine gesunde Ernährung nach Vorbild der Mittelmeerküche in ihren Alltag einbauen.
- Risikofaktoren ausschalten: Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören Diabetes, Übergewicht, Rauchen und Stress.
Das klingt einfacher gesagt als getan? Um Betroffene zu unterstützen, liebgewonnene Verhaltensweisen zu hinterfragen und zu verändern, wird ihnen eine Rehabilitation angeboten. Hier lernen Patientinnen und Patienten, mit ihrer Krankheit umzugehen und den Weg zurück in den beruflichen Alltag zu finden. Circa 20 bis 30 % der Betroffenen benötigen eine psychologische Betreuung, um beispielsweise Ängste vor einem erneuten Herzinfarkt zu verarbeiten.
Herz-Tipp
Es ist wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen – auch dann, wenn man beschwerdefrei ist. In der Regel finden diese Termine einmal jährlich statt. Wer akute Beschwerden hat, sollte natürlich sofort eine Kardiologin oder einen Kardiologen aufsuchen.
Experte
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München, Schwerpunkte: Interventionelle Kardiologie und Hypertensiologie sowie Molekularbiologie und Genetik von Herzerkrankungen, seit 2018 Vorstandsmitglied und seit 2021 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
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Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (2020)
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Herzinfarkt – und danach? (2020)
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Herz & Psyche (2020)
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