Bei Minustemperaturen steigt das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, deutlich an. Besonders gefährlich wird es für Herzpatienten bei ungewohnter körperlicher Anstrengung wie Schneeschippen
Wie Kälte das Herz belastet
Bei Kälte ziehen sich die Blutgefäße, insbesondere in der Haut, zusammen. In der Folge steigt der Blutdruck, denn das Herz muss das Blut gegen einen größeren Widerstand durch den Körper pumpen. Vor allem für Herzpatienten mit Vorerkrankungen kann das gefährlich werden: Eine weltweite Beobachtungsstudie in 27 Ländern verdeutlichte kürzlich, dass an Kältetagen das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, deutlich erhöht ist.
So steigt das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu bekommen, der Studienauswertung zufolge beispielsweise um 33 Prozent. Das Risiko, an chronischer Herzschwäche zu sterben, ist sogar um 37 Prozent erhöht.
Schneeräumen – eine Strapaze fürs Herz
Größere körperliche Anstrengungen wie Schneeschippen sollten Sie als Herzpatient bei Kälte daher vermeiden, denn sie belasten das Herz zusätzlich. Die Strapazen beim Schneeräumen werden leicht unterschätzt. Tatsächlich steigen Puls und Blutdruck schon bei kurzem Schneeschippen stark an.
Bereits nach zwei Minuten steigt die Herzfrequenz auf durchschnittlich 154 Schläge pro Minute an, nach zehn Minuten Schneeschippen noch weiter. Bei vielen Patienten ist damit die maximale Herzfrequenz erreicht. Ein vorbelastetes Herz gerät bei einer solch starken Belastung schnell in Gefahr.
Erhöht Schneefall das Risiko für einen Herzinfarkt?
Dass nicht nur Kälte, sondern auch Schneefall mit einem erhöhten Risiko für Herzpatienten einhergeht, darauf weist eine kanadische Langzeitstudie über zwei Jahrzehnte hin: Der Untersuchung zufolge stieg die Zahl der tödlichen Herzinfarkte bei Männern in den Tagen nach starkem Schneefall – mehr als 20 Zentimeter – um 34 Prozent.Bei Frauen wurde dieser Zusammenhang nicht beobachtet.
Die Studienautoren vermuten, dass insbesondere größere Anstrengungen wie Schneeräumen die Ursache für die erhöhte Zahl der Herzinfarkte sein könnten. Dieser Zusammenhang müsse aber noch näher erforscht werden.
Tipps zum Schneeräumen für Herzpatienten
Patienten, die bereits unter einer Vorerkrankung wie Bluthochdruck, Herzschwäche, der Koronaren Herzkrankheit (KHK) oder Vorhofflimmern leiden, sollten bei Kälte große Belastungen, insbesondere im Freien, vermeiden. Wer bei Minusgraden dennoch nicht aufs Schneeräumen verzichten will oder kann, legt sich zum Schutz vor der Kälte am besten einen Schal vor den Mund – so gelangt weniger Kälte in die Atemwege.
Noch wichtiger ist es, Pausen einzulegen und sich nicht zu überlasten. Im Idealfall überlassen Sie als Herzpatient das Schneeschippen einem gesunden Menschen oder beauftragen einen professionellen Räumdienst.
Wichtig: Anzeichen wie Brustschmerzen, Atemnot oder ein Druckgefühl im Brustkorb sollten Sie als Herzpatient ernst nehmen unbedingt beim Arzt abklären lassen. Halten die Beschwerden an oder kommen zusätzlich ein starkes Angstgefühl, kalter Schweiß und Übelkeit hinzu, sollten Sie oder Ihre Angehörigen nicht zögern und die Notrufnummer 112 wählen.
Prof. Dr. med. Axel Schmermund, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e. V. und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt am Main.
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