Leiden Sie bei körperlicher Anstrengung an einem Druckgefühl im Brustkorb, könnte sich dahinter eine koronare Herzkrankheit (KHK) verbergen: Blutgefäße, die Ihr Herz versorgen, „verkalken“ und verstopfen zunehmend. Was passiert im Körper? Und was können Sie dagegen unternehmen?
Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel
Die Herzkranzgefäße (Koronargefäße) versorgen unseren Herzmuskel mit Blut und transportieren es auch wieder ab. Verringert sich ihr Durchmesser aufgrund einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose), können sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen. Es kommt zur koronaren Herzerkrankung. Oft wird auch der Begriff koronare Herzkrankheit (KHK) verwendet. Wie es zur Arteriosklerose kommt, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mittlerweile herausgefunden.
Nicht beeinflussbare Risiken der KHK
Es gibt Risikofaktoren, die wir nicht beeinflussen können. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Arterienverkalkung. Außerdem treten in manchen Familien Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße gehäuft auf. Hier spricht viel für eine genetische Veranlagung. Unterschiede gibt es auch zwischen den Geschlechtern. Hormone schützen Frauen bis in die mittleren Jahre. Sie erkranken in der Regel an typischen Folgen verengter Herzkranzgefäße wie Herzinfarkten ab dem 55. Lebensjahr, sprich ab den Wechseljahren (der Menopause), während Männer schon ab dem 45. Lebensjahr betroffen sein können.
Ursachen der KHK: Was können Sie selbst tun?
Sie können selbst viel tun, um das Risiko einer KHK und eines Herzinfarkts zu verringern. Das sind die wichtigsten beeinflussbaren Faktoren:
- Aufs Rauchen verzichten: Rauchen schadet erwiesenermaßen dem Herzen, den Gefäßen und anderen Organsystemen. Verzichten Sie deshalb auf Tabakerzeugnisse aller Art.
- Auf den Blutdruck achten: Hoher Bluthochdruck erhöht die Gefahr, eine KHK zu entwickeln. Das Gefährliche daran: Anfangs verursacht hoher Blutdruck keine Beschwerden.
- Cholesterin im Blick behalten: Auch Cholesterin ist ein bekannter Risikofaktor für eine KHK. Neben dem guten (HDL)-Cholesterin gibt es das schädliche Cholesterin (LDL-Cholesterin).
- Diabetes mellitus vorbeugen: Die Zuckerkrankheit ist eines der wichtigsten Risikofaktoren für die Arteriosklerose und die koronare Herzkrankheit.
- Bewegungsmangel entgegenwirken: Bewegungsmangel führt zu Übergewicht und damit zu Bluthochdruck, Diabetes und erhöhtem Cholesterin.
- Übergewicht vermeiden: Übergewicht zählt zu den gefährlichsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auch auf den Body Mass Index an.
Viele Erkrankungen lassen sich mit einem gesunden Lebensstil beeinflussen. Wenn Sie sich regelmäßig bewegen, auf ein Körpergewicht im Normalbereich achten, nicht rauchen und kaum Alkohol trinken, minimieren Sie nicht nur das Risiko einer koronaren Herzkrankheit. Stoffwechselerkrankungen und manche Krebsarten treten ebenfalls seltener auf.
Ursachen der KHK: Was passiert im Körper?
Doch wie führen unterschiedliche Risikofaktoren zur Arterienverkalkung? Dazu hilft ein Blick auf die Struktur der Blutgefäße. Sie sind mit einer Gefäßinnenhaut, dem Endothel, ausgekleidet. Diese Struktur nimmt durch hohen Blutdruck, hohe Blutzucker- und hohe LDL-Cholesterin-Werte mittelfristig Schaden. Es kommt zu mikroskopisch kleinen Verletzungen, die sich mehr und mehr verstärken. Schließlich entstehen Ablagerungen (Plaques) aus Cholesterin, weiteren Fetten, Bindegewebe, Blutbestandteilen, Zuckern und mineralischen Komponenten (Calciumphosphat). Diese Plaques wachsen weiter und behindern den Blutstrom – wie bei einem Gartenschlauch, den man langsam zudrückt. Das Blutgefäß „verkalkt“ mehr und mehr. Es kommt zur Minderdurchblutung (Ischämie).
Ist mehr als 70 % des Herzkranzgefäßes eingeengt, treten meist die ersten Symptome auf. Einige Beispiele aus dem Alltag: Steigen Betroffene schnell viele Stufen oder müssen sie schnell laufen, um etwa den Bus zu erwischen, bemerken sie Atemnot, ein Druckgefühl und manchmal auch ein „Brennen“ in der Brust. Ärztinnen und Ärzte sprechen von einer Angina Pectoris („Brustenge“). Die typischen Beschwerden entstehen unter Belastung, weil der Herzmuskel nicht mehr ausreichende Mengen an Sauerstoff und an Nährstoffen erhält. Gleichzeitig werden Endprodukte des Stoffwechsels nicht mehr richtig abtransportiert.
Damit nicht genug: Reißen Ablagerungen ein, kann sich an der Stelle ein Blutgerinnsel bilden und das Blutgefäß vollständig verschließen. Es kommt zum Herzinfarkt mit starken Schmerzen im Brustbereich, die meist linksseitig in die Schultern, die Arme, den Rücken und den Oberbauch ausstrahlen. Ohne Blutzufuhr sterben Zellen des Herzmuskels ab. Je rascher Patientinnen und Patienten im Krankenhaus behandelt werden, desto besser ist die Prognose. Schon die geringsten Hinweise auf einen Herzinfarkt sind ein medizinischer Notfall.
Verdacht auf KHK: Ab in die Praxis!
Sollten Sie zu den Risikogruppen gehören, machen regelmäßige Untersuchungen Sinn. Denn: Nicht jede KHK führt zwangsläufig zu Beschwerden. Fachärztinnen oder Fachärzte aus der Kardiologie haben aber technische Möglichkeiten, die Erkrankungen nachzuweisen. Mehr zur Diagnostik der koronaren Herzkrankheit finden Sie hier.
Experte
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München, Schwerpunkte: Interventionelle Kardiologie und Hypertensiologie sowie Molekularbiologie und Genetik von Herzerkrankungen, seit 2018 Vorstandsmitglied und seit 2021 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
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Unsere Quellen:
- Internet: https://leitlinien.dgk.org/files/28_2018_pocket_leitlinien_arterielle_hypertonie.pdf (Stand: 2018)
- Internet: https://leitlinien.dgk.org/files/Dyslip_Netzseite_DGK_neu.pdf (Stand: 2016)