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Unerwartet plötzlich

Initiative gegen den plötzlichen Herztod bei jungen Menschen

Der plötzliche Herztod ist keineswegs nur eine Frage des Alters

Jährlich verlieren in Deutschland etwa 65.000 Menschen ihr Leben durch einen plötzlichen Herztod. Davon sind auch junge Menschen betroffen, die zuvor oft keinerlei Beschwerden hatten oder Warnungen nicht als solche erkannten. Bei etwa der Hälfte der plötzlichen Todesfälle bei jungen Menschen spielen potenziell genetisch bedingte Herzerkrankungen eine Rolle. Wichtig zu wissen ist, dass auch weitere Angehörige Verstorbener von einem erhöhten Risiko für den plötzlichen Herztod betroffen sein können. Eine rechtzeitige Untersuchung kann daher in betroffenen Familien Leben retten und wird von entsprechenden Anlaufstellen angeboten. "Gemeinsam gegen den plötzlichen Herztod" - eine Initiative der Deutschen Herzstiftung, des Zentrums für plötzlichen Herztod und familiäre Arrhythmiesyndrome am Universitätsklinikum Frankfurt und der Sportmedizin Saarbrücken/Universität des Saarlandes - setzt sich zum Ziel, die Sterblichkeit durch plötzlichen Herztod mit Projekten in den Bereichen der medizinischen Versorgung, Forschung und Wissenschaft sowie Bevölkerungsaufklärung zu senken.

Der plötzliche Herztod ist ein medizinischer Notfall, bei dem das Herz plötzlich zu schlagen aufhört und das Blut nicht mehr durch den Körper pumpen kann. Dieser Zustand eines Herzstillstands kann ohne Vorwarnung auftreten und kann innerhalb von zehn Minuten zum Tod führen, wenn nicht sofort Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden. In der Medizin spricht man von einem plötzlichen Herztod, wenn der Tod kardialer Ursache ist und nach Beobachtung der Symptome innerhalb von einer Stunde eintritt. Sind keine Zeugen zugegen, liegt per Definition ein plötzlicher Herztod vor, wenn die Person 24 Stunden vor dem Herztod noch bei vermeintlich guter Gesundheit war.

Die Ursachen für den plötzlichen Herztod können äußerst vielfältig sein. Ein bedeutender Risikofaktor ist das Alter. Mit zunehmenden Lebensjahren erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eine Herzerkrankung, insbesondere eine koronare Herzkrankheit (KHK), zu entwickeln, die für etwa 80 Prozent der Fälle eines plötzlichen Herztods ursächlich ist. Hier kommt es im Zuge der KHK zum vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes, dem Herzinfarkt. Dieser löst dann Kammerflimmern aus, was das Herz zum Stillstand bringt. Doch auch junge Menschen sind nicht vor dem plötzlichen Herztod geschützt. Es können erbliche Herzerkrankungen wie die hypertrophe Kardiomyopathie oder die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie als Erkrankungen zugrunde liegen, die die elektrische Aktivität des Herzens beeinträchtigen. Auch „elektrische“ Erkrankungen, wie das Long-QT-Syndrom oder das Brugada-Syndrom können zu einem plötzlichen Herztod führen. Glücklicherweise können viele dieser genetischen Erkrankungen erfolgreich behandelt werden, sofern sie rechtzeitig diagnostiziert werden.

Es gibt wichtige Warnzeichen, auf die man achten sollte, um mögliche zugrundeliegende Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Dazu zählen insbesondere unklare Ohnmachtsanfälle, die vor allem unter Stress, bei sportlichen Aktivitäten oder bei lauten Geräuschen (z. B. Wecker klingeln) auftreten. Ebenso zählen eine kurz andauernde Bewusstlosigkeit, Schwindelanfälle, drohende Bewusstlosigkeit sowie Herzrasen mit Einschränkung der Belastbarkeit und hartnäckiges Herzstolpern zu den Warnzeichen. Auch unerklärliche Unfälle sollten ernst genommen werden. Wenn Krampfanfälle ohne eindeutige Epilepsie in der Familie auftreten, sollten diese ebenfalls ärztlich abgeklärt werden.

Wenn man zudem vor dem 50. Lebensjahr an Herzschwäche leidet oder einen Herzschrittmacher benötigt, sollte sorgfältig die zugrunde liegende Erkrankung abklären lassen Eine rechtzeitige Untersuchung kann dabei helfen, schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden.

Der plötzliche Herztod bei sportlich Aktiven sorgt immer wieder für öffentliches Aufsehen, auch wenn es relativ selten vorkommt. Die Inzidenz liegt im Mittel bei 0,7 bis 3 pro 100.000 Sporttreibenden. Betroffen sind zu 95 Prozent Männer und zu 90 Prozent passieren diese Ereignisse im Freizeitsport. Das größte Risiko haben dabei Männer zwischen 40 und 60 Jahren. Sind junge Athleten betroffen, liegt meist eine angeborene und bislang übersehene Ursache vor. Insbesondere jungen Intensivsportlern ab ca. 14 Jahren wird daher ein kardiales Screening empfohlen.

Die Aufklärung von plötzlichen Herztodesfällen in jungen Jahren ist in Deutschland bisher leider unzureichend und erfolgt oft nur zufällig. Viele Fälle bleiben daher ungeklärt und es gibt vermutlich eine hohe Dunkelziffer. Ein nicht aufgeklärter plötzlicher Herztod kann die Trauer und den Verlust für die Angehörigen noch schwerer machen. Bei etwa der Hälfte der plötzlichen Todesfälle bei jungen Menschen spielt eine potenzielle genetische Herzerkrankung eine Rolle. Aus diesem Grund ist es wichtig, gemeinsam daran zu arbeiten, die Aufklärungsrate zu erhöhen. Die Deutsche Herzstiftung unterstützt daher den Aufbau eines bundesweiten Registers für plötzliche Herztodesfälle am Zentrum für plötzlichen Herztod in Frankfurt, um gezielt Präventionsstrategien und Konzepte zur Verbesserung der Diagnostik und Therapie zu entwickeln und somit weitere Todesfälle zu verhindern.

Etwa die Hälfte der plötzlichen Herztodesfälle in jungen Jahren sind auf potenziell genetische Erkrankungen des Herzmuskels zurückzuführen, was für betroffene Familienmitglieder von großer Bedeutung ist. Sofern eine genetische Ursache zugrunde liegt, gibt es ein 50-prozentiges Risiko, dass diese Veränderungen auf Zellebene mit Auswirkungen auf den Herzmuskel an die Nachkommen weitervererbt werden. Wenn eine solche Erkrankung in der Familie diagnostiziert wird, stehen glücklicherweise verschiedene prophylaktische Maßnahmen oder Therapien zur Verfügung, um das Risiko für weitere plötzliche Herztodesfälle innerhalb der Familie zu verringern.

Vor zwei Jahren wurde das Zentrum für plötzlichen Herztod und familiäre Arrhythmiesyndrome am Institut für Rechtsmedizin der Universität Frankfurt gegründet. Dabei fungiert das Zentrum nicht nur als eine wichtige Anlaufstelle für die Angehörigen, sondern bietet auch genetische Untersuchungen an. Ziel des Zentrums ist es, umfassende Aufklärung und Unterstützung in Bezug auf den plötzlichen Herztod zu bieten und somit einen wichtigen Beitrag zur Prävention dieses schrecklichen Ereignisses zu leisten.

Scheckübergabe mit Prof. Kauferstein
Projektleiterin Prof. Dr. Silke Kauferstein mit Prof. Dr. Thomas Voigtländer (li) und Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt am Main.

Wie unterstützt die Herzstiftung

Professorin Dr. Silke Kauferstein ist eine renommierte Molekularbiologin, die das Zentrum für plötzlichen Herztod und familiäre Arrhythmiesyndrome am Institut für Rechtsmedizin der Universität Frankfurt leitet. Mit viel Engagement erforscht sie, wer besonders gefährdet ist und wie man das Risiko frühzeitig erkennen kann. Sie baut daher ein bundesweites Register für plötzliche Herztodesfälle auf, das in der medizinischen Forschung und der Ärzteschaft als wegweisend gelten soll. Auf Basis der neuen Daten können dann künftig gezielt Konzepte entwickelt werden, die eine frühe Diagnostik und eine bessere Risikoabschätzung und Prävention bzw. Therapie der Grunderkrankung ermöglichen. Die Deutsche Herzstiftung fördert das Projekt mit 100.000 €. Sie möchte damit beitragen, eine höhere Aufklärungsrate zu erreichen und den Leidensdruck der betroffenen Familien zu lindern.

Mehr zum Zentrum für plötzlichen Herztod

und familiäre Arrhythmiesyndrome

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