Um eine Angina pectoris als Hinweis auf eine zugrundeliegende koronare Herzkrankheit zu erkennen, fragen Ärztinnen und Ärzte im Gespräch alle Beschwerden und Risikofaktoren ab. Dann folgen Belastungsuntersuchungen und bildgebende Verfahren, um den möglichen Verdacht zu bestätigen.
Arzt-Patient-Gespräch: Symptome einer Angina pectoris erfassen
Zu Beginn steht immer ein ausführliches Gespräch. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt versucht, alle Fakten möglichst genau zu erfassen:
- Welche Beschwerden haben Sie? Brustschmerzen oder Atemnot? Engegefühl oder Stechen?
- Wie oft treten die Symptome auf?
- Verschlechtern sich die Symptome?
- Gibt es Auslöser, etwa Stress, körperliche Anspannung, Kälte oder ein üppiges Mahl?
- Haben Sie Vorerkrankungen? Oder gab es chirurgische Eingriffe in der Vergangenheit?
- Leiden andere Familienmitglieder an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder gab es sogar schon Todesfälle dadurch?
Herz-Tipp:
Bereiten Sie sich schon zu Hause auf das Gespräch vor und machen Sie sich Notizen.
Diagnose der Angina pectoris: Körperliche Untersuchung und Blutbild
Im nächsten Schritt misst Ihre Ärztin oder Ihr Arzt den Blutdruck, hört Sie mit dem Stethoskop ab und untersucht den Körper durch Abtasten. Dann wird Blut abgenommen, um diverse Laborwerte zu bestimmen, etwa den Spiegel an „schlechtem“ LDL-Cholesterin oder an sonstigen Blutfetten. Auch Marker, die Entzündungen oder Störungen der Blutgerinnung anzeigen, werden bestimmt. Ziel ist, Erkrankungen auszuschließen, die zu ähnlichen Beschwerden führen, beispielsweise Funktionsstörungen der Wirbelsäule, Magenleiden oder der Verschluss eines Blutgefäßes in der Lunge (Lungenembolien).
Diagnose der Angina pectoris: Bildgebende Verfahren
Verdichten sich die Anhaltspunkte auf eine koronare Herzkrankheit und damit auf eine Angina pectoris, folgen technische Untersuchungen. Je nach Fragestellung kommen mehrere Verfahren zum Einsatz:
- Beim Belastungs-Elektrokardiogramm (EKG) bewegen sich Patientinnen und Patienten auf einem Standfahrrad, dem Ergometer. Durch die steigende körperliche Leistung soll geprüft werden, ob belastungsabhängig Angina pectoris auftritt.
- Ein Herzultraschall (Echokardiographie) zeigt, ob die Funktion des Herzmuskels, die Herzklappen oder die Herzkammern verändert sind. Informationen über eine mögliche Verengung der Herzkranzgefäße lassen sich mit dem einfachen Ultraschall nicht gewinnen. Das gelingt aber mit der Stress-Echokardiographie, also einem Herz-Ultraschall unter Belastung.
- Außerdem hat sich die Stress-Magnetresonanztomografie (MRT) bewährt: Ein Verfahren, das mit starken Magnetfeldern arbeitet. Biologische Strukturen werden mit Radiowellen angeregt und dargestellt. Röntgenstrahlung kommt nicht zum Einsatz. Um eine Belastung zu simulieren, geben Ärzt/iinnen ihren Patientinnen und Patienten zur Steigerung der Herzfrequenz Dobutamin oder Adenosin. Außerdem werden Kontrastmittel verabreicht. Leidet jemand an der koronaren Herzkrankheit und – damit verbunden – an Angina pectoris, kommt es zur Minderdurchblutung des Herzmuskels. Dies lässt sich im Stress-MRT nachweisen.
- Ein anderes Verfahren zur Feststellung einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels ist die Myokardszintigrafie: Ärzt/innen spritzen geringe Mengen einer schwach radioaktiven Substanz in die Vene ihrer Patientin oder ihres Patienten. Dieser Marker reichert sich, je nach Durchblutung, im Herzmuskel unterschiedlich stark an, was sich mit einer Gammakamera außerhalb des Körpers beurteilen lässt. Ärztinnen und Ärzte greifen auf die Myokardszintigrafie zurück, falls Belastungs-EKG und Stress-Echokardiografie nicht zur Diagnostik ausreichen und ein Stress-MRT nicht zur Verfügung steht.
Angina pectoris trotz normaler Herzkranzgefäße
In seltenen Fällen berichten Betroffene zwar von typischen Beschwerden einer Angina pectoris, alle Untersuchungen bleiben jedoch ohne Befund, die Koronargefäße sind nicht relevant verengt. In seltenen Fällen kann eine Prinzmetal-Angina (vasospastische Angina) Ursache der Beschwerden sein. Myron Prinzmetal (1908-1987), ein US-Kardiologe, hat das Krankheitsbild erstmals beschrieben. Ein Krampf der Herzkranzgefäße führt zur Minderdurchblutung. Um die Prinzmetal-Angina nachzuweisen, wurde ein Provokationstest entwickelt. Ärztinnen und Ärzte verabreichen den Botenstoff Acetylcholin direkt in die Koronararterien. Kommt es zum Gefäßkrampf, ist der Nachweis erbracht. Auch die mikrovaskuläre Angina pectoris ist hier zu nennen: Eine Erkrankung mit unklarem Auslöser. Möglicherweise lassen sich die Beschwerden auf eine Fehlfunktion des Endothels (der Auskleidung von Blutgefäßen) zurückführen. Auch ein Hormonmangel scheint von Bedeutung zu sein, da viele betroffene Patientinnen in der Menopause sind.
Expertin
Prof. Dr. med. Christiane P. Tiefenbacher, Mitglied im Vorstand der Deutschen Herzstiftung e.V. und Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Wesel. Schwerpunkte: Vaskuläre Forschung: endotheliale Dysfunktion, Mikrozirkulation, Angiogenese, Klinische Forschung zur pAVK, KHK, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, seit 2008 Mitglied im Wiss. Beirat der Deutschen Herzstiftung.