Irrtümer & Mythen im Überblick
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Senkt Folsäure das Risiko für einen Herzinfarkt?
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Haben Selen-Tabletten einen Nutzen?
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Kann Schokolade helfen?
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Schützen Salbei & Safran die Gefäße?
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Schützen Vitamintabletten vor Herzinfarkt?
Weitere Herz-Mythen
Jein. Zwar wird vermutet, dass sich die im Rotwein enthaltenen Polyphenole positiv auf die Gefäßgesundheit auswirken könnten. Die enthaltene Menge ist jedoch sehr gering. Andererseits erhöht Alkoholkonsum den Blutdruck und die damit verbundenen Risiken wie Schlaganfall und Vorhofflimmern. Alkohol ist zudem ein Zell- und Nervengift. Deutschlandweit sterben darüber hinaus etwa 74.000 Menschen pro Jahr an den Folgen übermäßigen Trinkens. Fazit: Eine risikofreie oder risikoarme Alkoholmenge gibt es neuen Studiendaten zufolge nicht. Somit es ist am gesündesten, gar keinen Alkohol zu trinken. Herzgesunde müssen dennoch nicht auf ein gelegentliches Glas Rotwein am Abend verzichten. Es kann ein Genuss sein, nur eben kein gesundheitsfördernder.
Ja. Rauchen ist einer der gefährlichsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Jedes Jahr sterben in Deutschland ca. 120.000 Menschen an den Folgen. Aber nicht nur Herz und Gehirn sind gefährdet: ca. ein Drittel aller Karzinome wird durch das Rauchen verursacht. Ein Ausstieg lohnt sich. Bereits nach einem Tag ohne Glimmstängel, verbessert sich der Geruchs- und Geschmackssinn. Nach dreiTagen werden verbessert sich die Atmung spürbar. Weitere drei Monate später drückt sich dies auch in Zahlen aus, nämlich in einer Erhöhung der Lungenkapazität um bis zu 30 Prozent. Nach einem Jahr hat sich Ihr Risiko für eine koronare Herzkrankheit bereits halbiert, nach zwei Jahren ist das Herzinfarktrisiko auf fast normale Werte abgesunken.
Falsch. Zwar kann Kaffee den Blutdruck durch das enthaltene Koffein kurzfristig erhöhen. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, erfährt eine andere Wirkung auf den Blutdruck als Menschen, die nur gelegentlich Kaffee trinken. Vier bis fünf Tassen Kaffee sind, auf zwei- bis dreimal am Tag verteilt, unbedenklich. Zu Bluthochdruck führt Kaffeegenuss auf keinen Fall, auch nicht bei regelmäßigem Kaffeekonsum. Personen, die unter Herzrhythmusstörungen leiden, sollten allerdings beobachten, ob durch das Kaffeetrinken diese Störungen verstärkt auftreten. Dann sollte man auf diese Getränke verzichten oder entkoffeinierten Kaffee trinken.
Richtig. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die mediterrane Küche, wie sie die Herzstiftung propagiert, die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich senken kann. Die traditionelle Form der Mittelmeerküche setzt auf Gerichte mit erntefrischem Gemüse, Salat, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkorn- und Milchprodukte. Weniger Fleisch und mehr Fisch sowie pflanzliches Eiweiß, lautet die Devise. Ebenso der Verzicht auf Salz zugunsten frischer Kräuter. Oliven- oder Rapsöl sorgen für Elastizität der Arterien. Bei Personen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, senkt die Mittelmeerküche das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt um die Hälfte.
Richtig. Ein Salzkonsum von über zwölf Gramm pro Tag erhöht den Blutdruck und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle. Der Gesamtkonsum von Salz sollte nach den Europäischen Leitlinien auf acht bis neun Gramm pro Tag beschränkt werden. Dies entspricht etwa dem durchschnittlichen täglichen Salzkonsum in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt jedoch eine Höchstmenge von sechs Gramm Salz pro Tag. Besonders Personen mit grenzwertig erhöhten Blutdruckwerten oder Patienten mit erhöhtem Blutdruck sollten salzreiche Gerichte nur selten und sparsam konsumieren.
Falsch. Es erkranken und sterben zwar mehr Männer am Herzinfarkt als Frauen (bei allen anderen Herzkrankheiten sterben mehr Frauen als Männer), aber auch Frauen erleiden Herzinfarkte wie Männer und für sie gelten nahezu die gleichen Risikofaktoren wie für Männer (Ausnahme: Die Pille ist ein zusätzlicher Risikofaktor für Frauen). Wegen des hormonellen Gefäßschutzes durch das natürliche Geschlechtshormon Östrogen erhöht sich bei Frauen das Infarktrisiko im Zuge der Menopause später als bei Männern. Auch bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache.
Richtig. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein knapp dreifach erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Herzinfarkts, starke RaucherInnen haben ein sechsfach erhöhtes Risiko für die koronare Herzkrankheit (KHK). Wissenschaftler haben in einer Studie mit über 3.000 Patientinnen herausgefunden, dass bei Frauen unter 50 Jahren sich das Rauchen besonders negativ auf die Herzgesundheit auswirkt. Mögliche Gründe für das höhere Herzinfarktrisiko junger Raucherinnen: Nikotinkonsum kann den Östrogenspiegel im Blut senken – das weibliche Geschlechtshormon schützt allerdings vor Arteriosklerose.
Falsch. Hat ein Mensch kein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, raten Kardiologen von einer regelmäßigen Einnahme des Blutverdünners ASS ab. Studien haben ergeben, dass die Gabe von ASS bei Personen mit niedrigem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nur sehr geringfügige Effekte gezeigt hat. Jedoch steht diesem moderaten Nutzen ein erhöhtes Blutungsrisiko gegenüber. Deshalb wird die vorbeugende niedrigdosierte ASS-Gabe bei Personen ohne erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) nicht empfohlen. Für Patienten mit einer Herz- oder Kreislauferkrankung ist die Behandlung mit ASS zur Vorbeugung von Blutgerinnseln jedoch ratsam.
Nein. Je niedriger der LDL-Cholesterinspiegel ist, desto geringer ist die Gefahr für einen Herzinfarkt. Aus diesem Grund sollten Personen, deren LDL-Cholesterinspiegel erhöht ist, ihren Arzt aufsuchen und der Ursache auf den Grund gehen. Gegebenenfalls sollte bei erhöhtem Gesamtrisiko eine medikamentöse Behandlung mit Statinen eingeleitet werden.