Viele Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder während oder nach der OP Schmerzen empfinden. Hier finden Sie die wichtigsten Antworten zur Schmerztherapie.
Umfangreiche Therapie hilft gegen Schmerzen während und nach der OP
Steht einem Kind oder Säugling eine Herz-OP bevor, ist das auch eine stark belastende Situation für die Eltern. Im Vordergrund steht häufig die Angst, dass das Kind unter Schmerzen leiden wird. Diese Angst ist verständlich, aber glücklicherweise unbegründet. Eltern können sich sicher sein, dass die behandelnden Ärztinnen und Ärzte alles dafür tun werden, um Schmerzen zu verhindern. Ziel ist es, Kinder mit so wenig Traumatisierung wie möglich durch die medizinisch notwendige Behandlung zu führen. Um das zu gewährleisten, beginnt die Schmerztherapie bei Kindern bereits vor der eigentlichen Operation.
Vor der Operation
Fast alle Kinder – und ebenso die Eltern – haben Angst vor einer bevorstehenden Operation, weil sie befürchten, dass es wehtun kann. Um beispielsweise die Blutentnahme und die Anlage eines venösen Zugangs so schmerzfrei wie möglich zu gestalten, können die entsprechenden Hautstellen 20 Minuten vor dem Eingriff mit einer schmerzlindernden Salbe betäubt werden. Der Einsatz von Beruhigungsmitteln vor der Operation, die sogenannte Prämedikation, senkt den Stress und minimiert das Risiko für Probleme nach dem Eingriff. Sie kann abhängig vom Alter des Kindes entweder als Saft oder als Zäpfchen verabreicht werden und sorgt dafür, dass die Kinder bereits schlafend oder zumindest beruhigt und angstfrei in den Operationsbereich gebracht werden können. Alle weiteren möglicherweise unangenehmen Maßnahmen wie die Intubation oder spezielle Lagerungen im Operationssaal werden am vollständig betäubten Kind vorgenommen.
Während der Operation
Im Operationssaal wird eine Anästhesistin oder ein Anästhesist die Narkose beim Kind einleiten und in Narkose weitere zentrale Zugänge für Medikamente legen. Zudem werden sämtliche Überwachungskabel für die Sicherheit des Kindes angebracht. Nach dem Einschlafen wird die Narkose vertieft. Nach Einführen eines Beatmungsschlauches in die Luftröhre übernimmt das Beatmungsgerät die Atemtätigkeit. In Narkose bekommt das Kind von all diesen Handlungen nichts mit und hat keine Schmerzen. Während der Operation ist ständig eine ausgebildete Narkoseärztin bzw. ein Narkosearzt anwesend. Bei Herzoperationen an der Herz-Lungen-Maschine steht zudem jederzeit eine Kardiotechnikerin oder ein Kardiotechniker zu Verfügung. Die Überwachung von Kreislauf mittels EKG, Puls- und Blutdruckmessung und die Überwachung der Beatmung anhand von Sauerstoffsättigung und Kohlendioxid in der Ausatemluft sowie Vorkehrungen gegen Auskühlung machen die Kindernarkose zu einem sicheren Verfahren.
Nach der Operation
Nach der Operation wird das Kind durch die Gabe von Medikamenten schmerzfrei gehalten und zur weiteren Betreuung auf die Intensivstation verlegt. In den meisten Zentren wird das Kind dort noch so lange künstlich weiterbeatmet, bis sich sein Zustand stabilisiert hat. Dann kann der Beatmungsschlauch aus der Luftröhre entfernt werden. Während der Nachbeatmungszeit kann es erforderlich sein, die Kinder mit Medikamenten ruhigzustellen (Sedativa) und starke Schmerzmittel (Analgetika) zu verabreichen, um Aufregung und damit eine Verschlechterung des Zustands zu vermeiden. Denn Schmerzen und Unruhe führen zum Anstieg von Stresshormonen und zur Verschlechterung der Immunabwehr. Zudem kann Schmerz die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen, was für Kinder gefährlich ist. In der Kinderheilkunde werden zunehmend sogenannte Analgosedierungsprotokolle (Analgosedierung bedeutet die Kombination aus Schmerzlinderung und Beruhigung) eingeführt. Dazu wird die Schmerzsituation laufend überwacht und die Dosis der Schmerz- und Beruhigungsmedikamente entsprechend gesteuert. Gerade schwerkranke Kinder erhalten Medikamente meistens kontinuierlich über Infusionspumpen.
Nach 7 bis 14 Tagen sind meist keine Schmerzmittel mehr nötig
Da bei Herzoperationen der Zugang zum Herzen über das Brustbein (Sternotomie) oder den Brustkorb und die Rippen (Thorakotomie) erfolgt, werden praktisch immer starke Schmerzmittel aus der Gruppe der Opiate eingesetzt, die ihre Wirkung direkt im Zentralnervensystem entfalten. Zusätzlich erhält das Kind im Gewebe („peripher“) wirksame Schmerzmittel. Sie wirken lokal, also direkt am Ort des Schmerzes bzw. der Entzündung. Peripher wirksame Schmerzmittel sind beispielsweise Paracetamol, Ibuprofen und Diclofenac. Damit lässt sich die Opiatdosis senken, und Nebenwirkungen wie etwa Verstopfung werden vermindert. Einige Zeit nach der Operation wird das Opiat abgesetzt. Das Kind benötigt dann nur noch periphere Schmerzmittel. Dauert die schmerzreiche Zeit nach der Operation sehr lang, bekommen Kinder ab etwa sechs Jahren eine Schmerzpumpe, mit der sie selbst durch Drücken eines Knopfes Schmerzmittel in einer vorher festgelegten Menge abrufen können. Manchmal kann es nach dem Absetzen dieser Medikamente, insbesondere von Opiaten, noch einige Tage dauern, in denen die Kinder noch etwas unruhig, fahrig und zittrig wirken. Dieses sogenannte Durchgangssyndrom kann erfolgreich medikamentös behandelt werden. Damit Blut und Wundsekret nach der Operation ablaufen können, werden am Ende der Operation Drainageschläuche eingebracht. Nach Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine liegt zusätzlich oft ein Herzschrittmacherkabel. In der Regel werden diese Schläuche nach einigen Tagen in einer Kurznarkose entfernt. Mit Fortschreiten des Heilungsprozesses nehmen die Schmerzen und damit der Schmerzmittelbedarf schnell ab. Zum Zeitpunkt der Entlassung aus der Klinik nach 7 bis 14 Tagen benötigen Kinder nach Herzoperationen in der Regel keine Schmerzmedikation mehr.