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Therapie der Herzschwäche: Worauf kommt es an?

Behandlung der Grunderkrankung und Linderung der Symptome stehen im Vordergrund.

Herzschwäche ist keine eigenständige Erkrankung, sondern in der Regel die Folge einer Grunderkrankung wie Bluthochdruck oder der koronaren Herzkrankheit. Damit die Herzschwäche nicht weiter fortschreitet, ist es wichtig, zunächst die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln. 

Therapie der koronaren Herzkrankheit

Die häufigste Ursache für eine Herzschwäche ist die koronare Herzkrankheit (KHK). Bei dieser Erkrankung sind die Herzkranzgefäße durch Ablagerungen verengt. Dies kann zu einer chronischen Unterversorgung des Herzmuskels und zu einer Herzschwäche führen. Zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit kommen neben Medikamenten eine Bypassoperation oder das Legen eines Stents in Frage. Durch diese Therapien lässt sich in vielen Fällen die Durchblutung des Herzmuskels verbessern. Das Herz gewinnt wieder an Pumpkraft, die Herzschwäche wird gelindert.

Herzschwäche durch Herzinfarkt

Häufig löst die koronare Herzkrankheit einen Herzinfarkt aus. Dabei verschließt sich ein Herzkranzgefäß komplett, sodass ein Teil des Herzmuskels nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Wird die Durchblutung nicht rasch wiederhergestellt, stirbt Herzmuskelgewebe ab. „Die Herzschwäche entwickelt sich bei koronarer Herzkrankheit meist nach mehrfachen Herzinfarkten oder nach einem ausgedehnten ersten Infarkt“, sagt Professor Stefan Frantz, Kardiologe und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg. „Häufig ist dann so viel Herzmuskelgewebe vernichtet, dass sich durch einen Eingriff an den Herzkranzgefäßen keine Besserung erreichen lässt. In diesen Fällen muss die Herzschwäche durch andere Therapien gelindert werden.“

Blutdruck senken lindert Herzschwäche 

Eine weitere häufige Ursache von Herzschwäche ist Bluthochdruck. Hierbei ist der Druck in den Gefäßen über längere Zeit erhöht und das Herz muss stärker pumpen. Der Herzmuskel verdickt sich im Laufe der Zeit und verliert an Elastizität, wodurch die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt wird. Die linke Herzkammer ist dann nicht mehr dehnbar genug, um sich ausreichend mit Blut zu füllen. Bluthochdruck ist deshalb auch die häufigste Ursache für eine diastolische Herzschwäche. Zudem kann der hohe Blutdruck bei einem vorgeschädigten Herzen eine akute Herzschwäche auslösen. Die dauerhafte Senkung des Blutdrucks auf unter 140/90 mmHg ist daher eine besonders wirksame Therapie der chronischen Herzschwäche. Viele Medikamente gegen Bluthochdruck, beispielsweise ACE-Hemmer, Betablocker oder Sartane, entlasten gleichzeitig das Herz. 
Auch bei anderen Ursachen der Herzschwäche, wie Herzklappenerkrankungen oder eine Herzmuskelentzündung, lässt sich durch die Behandlung der Grunderkrankung die Herzschwäche lindern. 

Medikamente zur Therapie der Herzschwäche 

Neben der Behandlung der Ursachen zielt die Therapie der Herzschwäche vor allem darauf ab, die Symptome zu lindern und das Herz zu entlasten. Dadurch steigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. Hierfür kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Die „vier Säulen“ einer die Prognose von Patienten mit reduzierter Pumpfunktion verbessernden Therapie bestehen nach der Leitlinie der europäischen Kardiologen (2021) aus folgenden Wirkstoffgruppen:  

  • ACE-Hemmer / Sartane / Neprilysin-Hemmer (ARNI)  
  • Betablocker
  • Aldosteronantagonisten (MRA) und 
  • SGLT2-Hemmer 

Dass sich mit diesem Quartett die gesundheitlichen Aussichten von Patienten mit Herzschwäche deutlich verbessern, haben Wissenschaftler in einer Modellanalyse durch den indirektem Vergleich von drei großen Studien einmal ausgerechnet. Die Analyse wurde im Jahr 2020 in der Fachzeitschrift „Lancet“ publiziert. Danach könnten bei optimaler Behandlung mit diesen vier Wirkstoffen einem 55-jährigen Herzschwäche-Patienten über acht zusätzliche Lebensjahre frei von Klinikaufenthalt wegen der Herzinsuffizienz beschert werden. Im Vergleich zu einer konventionellen Therapie (ACE-Hemmer/Sartan plus Betablocker) wären es nach dieser Schätzung immer noch gut sechs zusätzliche Lebensjahre ohne entsprechende kardiovaskuläre Ereignisse.

Neben diesen vier Substanzgruppen kommen außerdem noch Diuretika sowie Herzglykoside/ Digitalispräparate in der medikamentösen Therapie zum Einsatz. Sie wirken vor allem symptomverbessernd. Herzglykoside gelten aufgrund ihres Nebenwirkungsprofils inzwischen als Reservesubstanzen.

Bewegung und moderates Training als Therapie der Herzschwäche 

Früher rieten Ärztinnen und Ärzte Menschen mit Herzschwäche, sich zu schonen. Doch diese Empfehlung ist überholt. Gezielte Bewegung gilt heute als wichtiger Baustein der Therapie. Dabei hat sich insbesondere leichtes bis moderates Ausdauertraining bewährt. Zusätzlich kann leichtes Krafttraining sinnvoll sein, um die Sauerstoffaufnahme der Muskulatur zu verbessern. Betroffene sollten nicht einfach mit dem Training beginnen, sondern zunächst bei einer Kardiologin oder ienem Kardiologen ihre Belastbarkeit untersuchen lassen und ein individuelles Trainingskonzept erstellen lassen. Ein Großteil der Patientinnen und Patienten profitiert von regelmäßiger Bewegung. Beschwerden wie Atemnot und Schwäche nehmen ab und die Lebensqualität steigt.

Mann macht unter Anleitung des Trainers Kraftübungen
© www.photocreo.com

Resynchronisationstherapie gegen Herzrhythmusstörungen 

Im fortgeschrittenen Stadium der Herzschwäche kann es zu langsamen und schnellen Herzrhythmusstörungen unter Gefahr des plötzlichen Herztodes kommen. Bei vielen Patientinnen und Patienten ziehen sich die Herzwände der linken Herzkammer nicht mehr zeitlich (synchron) zusammen. Dadurch wird die Pumpleistung des Herzens deutlich herabgesetzt. Wenn eine medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreicht, gibt es verschiedene Geräte, die das Herz überwachen und wenn nötig unterstützen können. Neben Defibrillatoren und Herzschrittmachern wird bei Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche meist ein Dreikammerschrittmacher eingesetzt (CRT- oder Resynchronisationstherapie). Dieser sorgt dafür, dass sich die Herzkammerwände wieder synchron zueinander bewegen, sich also gleichzeitig zusammenziehen, was die Pumpkraft des Herzens spürbar erhöhen kann. Bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzschwäche kann der Dreikammerschrittmacher somit die Lebensqualität erhöhen und verringert gleichzeitig das Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. 

Experte

Univ. Prof. Dr. med. Stefan Frantz
Portrait von Prof. Stefan Frantz

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4 Kommentare
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Anonymer Gast

Man kann in Ruhe vieles nachlesen.

Ursula S. München

Ich bin selbst Ärztin (Anästhesistin) und überwache meine Herzschwäche seit Jahren mit täglichem Wiegen und Beachtung aller Symptome und passe die Dosierung der Diuretica an. So konnte ich sicher schon akute Verschlechterungen und Krankenhausaufenthalte verhindern. Mit großem Interesse lese ich all Ihre Beiträge und erfahre immer wieder wichtige Aspekte, so gut erklärt, in bester Qualität - Sie bekommen mein höchstes Lob dafür. Jeder Herzkranke oder -interessierte sollte Mitglied Ihrer Stiftung werden und sich so regelmäßig fortbilden können.

Dr. Jochen S. Sehnde

Die Informationen, die ich von der Herzstiftung bekomme, sind für mich als Allgemeinarzt immer sehr willkommen, konnte ich doch dadurch wertvolle Hinweise bei Herzerkrankungen bekommen, die i.d.R. eher dem Kardiologen bekannt sind. In der Familie werde ich oft (von einem Verwandten nach einem Herzinfarkt und STENT-Implantationen) zu speziellen Problemen befragt, die ich dank Ihrer Informationen exakter beantworten konnte. Vielen Dank für Ihre bisherige Arbeit und für die guten Informationen.

Holger B. Mainz

Ich bin von der Herzstiftung und ihren Expertenschriften positiv überrascht. Mit 61 Jahren wurde jetzt bei mir eine Herzschwäche (LVNC) diagnostiziert. Ich bekam einen 3-Kammer-Defi, nehme Medikamente. Insbesondere zur non-compaction cardiomyopathie suche ich patientengerechte Informationen zu Erkrankung, Therapie und Lebensweise. Gerne bin ich Mitglied geworden.