Beim Ventrikelseptumdefekt (VSD) fließt durch ein Loch in der Kammerscheidewand Blut aus der linken zur rechten Herzkammer. Hierdurch kommt es zu einer gesteigerten Belastung der linken Herzkammer und vermehrter Lungendurchblutung. Von ihrem Ausmaß hängt ab, ob der Defekt verschlossen werden muss.
Ventrikelseptumdefekt: Loch in der Herzkammerscheidewand
Mit einem Anteil von 40 Prozent ist der isolierte VSD der häufigste angeborene Herzfehler. Beim VSD befindet sich ein Loch in der Kammerscheidewand des Herzens. Durch dieses Loch fließt Blut aus der linken in die rechte Herzkammer und von dort in den Lungenkreislauf zurück. Dieser Herzfehler kann unbehandelt zu einer Überlastung des Herzens bis zur lebensbedrohlichen Herzschwäche im frühen Säuglingsalter führen. Gleichzeitig können durch die Überdurchblutung die Lungengefäße Schaden nehmen und irreversible Veränderungen entwickeln.
Lokalisation des Ventrikelseptumdefekts
Der VSD tritt isoliert oder in Kombination mit anderen Fehlbildungen des Herzens auf. Anatomisch werden vier verschiedene Typen unterschieden:
- Membranöser Ventrikelseptumdefekt
- Muskulärer Ventrikelseptumdefekt
- Ventrikelseptumdefekt im Einlassbereich (Inlet)
- Ventrikelseptumdefekt im Auslassbereich (Outlet)
Klinischer Verlaufbei Ventrikelseptumdefekt
Bei einem beträchtlichen Teil der VSD-Kinder, besonders denen mit muskulärem Defekt, kommt es im Verlauf der ersten beiden Lebensjahre zu einem Spontan-Verschluß. Kleine Defekte können lebenslang unbehandelt bleiben, bei (mittel-)großen Defekten ist ein herzchirurgischer Verschluß erforderlich, bei klinischen Symptomen der Herzschwäche bereits in den ersten Lebensmonaten. Dabei wird in der großen Mehrzahl der Fälle das Loch mit einem Flicken ("Patch") verschlossen. Dies ist heute ein Routine-Eingriff mit einem Sterblichkeitsrisiko von unter 1 Prozent. In Einzelfällen ist der sogenannte interventionelle Verschluss des VSD durch ein per Herzkatheter in das Herz eingebrachten Schirmchen möglich.
Keine Komplikationen im Erwachsenenalter
Die postoperative Lebenserwartung von VSD-Patienten ist von der Normalbevölkerung kaum zu unterscheiden. Sie sind voll belastbar, können einer normalen Berufstätigkeit nachgehen und nahezu alle Sportarten betreiben. Eine regelmäßige kardiologische Kontrolle in größeren Intervallen (3-5 Jahre) ist aber bei unbehandelten und operativ verschlossenen Defekten zu empfehlen. Eine Endokarditisprophylaxe ist in den meisten Fällen nicht erforderlich.
Experte
Prof. Dr. med. Hans-Heiner Kramer war von 1992 bis 2019 Direktor der Klinik für Angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie des Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel. In dieser Zeit etablierte er mit seinem Team ein erfolgreiches und international anerkanntes Programm zur Behandlung des Hypoplastischen Linksherzsyndroms. In seinen Amtsjahren als zweimaliger Präsident und langjähriger Schatzmeister trug er maßgeblich zur Weiterentwicklung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler bei. Seit Ende 2020 ist er Mitglied des Leitkreises „Kinderherzstiftung“.