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Eltern im OP: Was ist erlaubt? Was nicht?

Ob Eltern ihre Kinder bis in den OP-Bereich begleiten dürfen, ist von Klinik zu Klinik verschieden

Eltern sind bei einer Herz-OP ihres Kindes verständlicherweise nervös. Viele möchten so lange wie möglich bei ihrem Kind bleiben. Lesen Sie hier, was möglich ist.

Begleitung bis in den OP? Die wichtigsten Antworten im Überblick

Wenn ein Kind am Herzen operiert werden muss, ist das eine große psychische Belastung für die Eltern. Viele Fragen schwirren ihnen durch den Kopf und sorgen für Verunsicherung. Eltern haben häufig vor allem Angst vor der Trennung kurz vor der OP und fragen sich, ob sie ihre Kinder bis in den OP-Saal begleiten dürfen. Hier finden Sie die wichtigsten Antworten, um die belastende Trennungssituation so gut wie möglich zu meistern.

Wann müssen sich Eltern von ihren Kindern trennen?

Ob ein Elternteil mit in den OP-Bereich darf, ist von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich geregelt. Viele Kliniken bieten es Mutter oder Vater an, das Kind bis in den OP zu begleiten und dabei zu sein, bis das Kind eingeschlafen ist, also in Narkose versetzt wurde. Genauso gut kann es aber auch sein, dass Eltern ihre Kinder bereits an der OP-Schleuse an das Pflegepersonal übergeben müssen. Informieren Sie sich am besten frühzeitig über das übliche Prozedere in der jeweiligen Klinik, damit Sie von der Situation nicht überrumpelt werden. So können Sie Ihr Kind, aber auch sich selbst auf den Moment des Abschieds vorbereiten. Damit die Trennung Ihr Kind nicht verängstigt, wird ihm in der Regel eine Stunde vor der Operation ein Beruhigungsmittel verabreicht, das es schläfrig macht. So nimmt es die Geschehnisse um sich herum nicht mehr bewusst wahr.

Ist es überhaupt ratsam, das Kind in den OP-Bereich zu begleiten?

In manchen Fällen kann es eine Hilfe und Sicherheit für das Kind sein, wenn ein Elternteil es in den OP-Bereich begleitet. Oft bringt die Anwesenheit der Eltern jedoch keinen eindeutigen Vorteil. Die Beruhigungsmittel, die viele Kinder standardmäßig vor dem Eingriff erhalten, sorgen in aller Regel für eine gute Abschirmung gegen äußere Reize. Das Kind nimmt seine Umgebung durch die Medikamente nicht mehr bewusst wahr. Hinzu kommt, dass sowieso immer versucht wird, die Zeit vom Eintreffen des Kindes im OP-Bereich bis zum Beginn der Narkose so kurz wie möglich zu halten. Eltern müssen also keine Sorge haben, dass sich ihr Kind sehr lange ohne Narkose im OP-Saal aufhält. Deshalb sollten sie sich auch nicht unter Druck gesetzt fühlen, dem Kind zuliebe auf jeden Fall mit in den OP zu müssen, wenn sie eigentlich gar nicht mit hineingehen wollen und die OP-Atmosphäre als große Belastung empfinden. Man sollte immer bedenken, dass der OP-Bereich auch bei Eltern Ängste auslösen kann, die sich möglicherweise dann auch negativ auf das Kind übertragen. Am besten ist es, man bespricht diesen Punkt vorher mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten.

Wie überstehen Eltern die Wartezeit während der OP?

Die Zeit während der Operation ist für Eltern oft extrem belastend. Deshalb ist es empfehlenswert, sich bereits im Vorfeld mit dem Thema auseinanderzusetzen. Erfahrungsgemäß ist es eine große Hilfe, wenn man über seine Sorgen spricht, zum Beispiel mit Freunden oder auch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, die dann besser auf die jeweilige Situation eingehen können. Zudem sollte man sich immer wieder bewusst machen, dass der Eingriff durchgeführt wird, um dem Kind zu helfen und gefährliche gesundheitliche Schäden abzuwenden. Sich dessen bewusst zu sein, ist eine wichtige Hilfe, um mit der schwierigen Situation besser umgehen zu können.

Tipps für die Wartezeit:

  • Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass Eltern während der Operation so nah wie möglich bei ihrem Kind bleiben möchten, sollten sie die Wartezeit nicht in unmittelbarer Nähe zum OP-Bereich verbringen. Die Gefahr ist groß, bei jedem Türöffnen aufzuschrecken, was die Psyche stark belasten kann. Die Erfahrung zeigt, dass es für Eltern einfacher ist, wenn sie sich einen Ort abseits vom OP-Bereich suchen – das kann beispielsweise die Cafeteria oder der Krankenhauspark sein. Um rechtzeitig über das OP-Ende informiert zu werden, können Eltern sich vom Pflegepersonal anrufen lassen oder zu vorher vereinbarten Zeiten auf der Station vorbeischauen.
  • Es ist hilfreich, sich einige Tage vor der OP zu überlegen, was einem während des Wartens guttun könnte und mit welchen Dingen sich in dieser Zeit vielleicht auch etwas Kraft für die nächsten Aufgaben sammeln lässt. Wer zum Beispiel gerne liest, kann sich dafür im Voraus ein Buch zurechtlegen oder eine Zeitung besorgen, womit man sich dann in eine ruhige Klinik-Ecke oder auch außerhalb des Klinik-Bereichs zurückzieht. Je nachdem ob Geschwister vorhanden sind, ist auch ein Spaziergang im nahegelegenen Park oder der Besuch eines Spielplatzes eine gute Option. Hilfreich kann es auch sein, sich auf Station zu anderen Eltern zu setzen, die ebenfalls ein herzkrankes Kind haben und ähnliche Erfahrungen vielleicht schon hinter sich haben.

Wann dürfen Eltern nach der OP wieder zu ihrem Kind?

Bei größeren Herzoperationen kommen die Kinder direkt nach dem Eingriff meist standardmäßig für einige Zeit auf die Intensivstation. In Abhängigkeit von den Besuchszeiten der jeweiligen Intensivstation dürfen Eltern schon bald nach OP-Ende wieder zu ihrem Kind. Hilfreich ist es, wenn man sich vorab darauf einstellt, dass das Kind je nach Operation zu diesem Zeitpunkt noch mit einigen Schläuchen und Kabeln verbunden sein wird. Der Anblick des Kindes kann für Eltern anfangs etwas beunruhigend sein, wobei man sich immer bewusst machen sollte, dass die Maßnahmen ausschließlich dem Wohl des Kindes dienen und zum Beispiel eine lückenlose Überwachung wichtiger Kreislaufparameter ermöglichen.

 

Experte

Prof. Dr. med. Jochen Weil