Meist führen bakterielle Infektionen zur Entzündung der Herzinnenhaut (des Endokards), der Herzklappen und der herznahen großen Arterien. Besonders gefährdet sind Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern oder mit künstlichen Herzklappen.
Was passiert bei einer Endokarditis im Körper?
Die Herzinnenhaut (das Endokard) ist die innerste Schicht der Herzwand. Auch die Herzklappen sind vom Endokard überzogen. Durch seine glatte Oberfläche kann das Blut gleichmäßig fließen, ohne dass sich Blutgerinnsel (Thrombosen) bilden. Das Endokard selbst ist nur 0,5 bis 1,0 Millimeter dick. In den meisten Fällen führen Bakterien zur Endokarditis. Beispielsweise gelangen Streptokokken über Verletzungen des Zahnfleischs in unser Blut – die Mundhöhle ist immer mit Bakterien besiedelt. Und Stapylokokken besiedeln unsere Haut; bei Verletzungen finden sie ebenfalls Wege in den Körper. Im Zuge größerer chirurgischer Eingriffe ist dies ebenfalls möglich. Über den Blutstrom wandern Bakterien dann bis ins Herz, das Endokard entzündet sich. Anders als bei der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) spielen Viren hier keine Rolle.
Endokarditis bei angeborenen Herzfehlern
Bei herzgesunden Kindern oder Erwachsenen tritt eine Endokarditis selten auf. Angeborene Herzfehler wie Einengungen der Hauptschlagader (Aortenisthmusstenosen) beziehungsweise der Herzklappen (Aortenklappenstenosen) erhöhen jedoch das Risiko. Die Krankheiten führen zu Verwirbelungen (Turbulenzen) des Blutflusses – und damit zu einer ständigen Beanspruchung der gleichen Stelle des Endokards. Das kann beispielsweise die Oberfläche einer Herzklappe sein. Dort beginnt der Krankheitsprozess mit kleinsten Verletzungen. Es bilden sich Blutgerinnsel (thrombotische Ablagerungen), und Bakterien haften sich an. Sie überleben in der Schicht aus biologischem Material (dem Biofilm) Angriffe unseres Immunsystems relativ gut und führen zur Entzündung des Endokards.
Endokarditis nach Operationen am Herzen
Nicht nur Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern sind gefährdet. Wer sich chirurgischen Eingriffen am Herzen unterziehen musste, hat ein höheres Risiko. Dazu zählen alle Eingriffe, bei denen Fremdmaterial verwendet wird, etwa künstliche Herzklappen oder künstlich angelegte Verbindungen von Blutgefäßen (Shunts bzw. Bypässe). Auch hier führen Turbulenzen im Blutstrom zu Thrombosen. Bakterien bilden Biofilme und können eine Endokarditis hervorrufen.
Rheumatische Endokarditis
Bakterien spielen bei der rheumatischen Endokarditis ebenfalls eine Rolle – aber nur indirekt. Im ersten Schritt infizieren Streptokokken den Körper. Das kann sich als Mandelentzündung oder Rachenentzündung bemerkbar machen. Es kommt zu Fieber, und Gelenke entzünden sich. Das Immunsystem versucht, Keime zu bekämpfen und reagiert zu stark. Weiße Blutkörperchen können auch die Herzinnenhaut angreifen. Bakterien sind hier nicht die eigentliche Ursache.
Endokarditis durch Autoimmunerkrankungen
Eher selten lässt sich eine Endokarditis mit dem Immunsystem allein erklären. Die körpereigene Abwehr reagiert auf unsere eigenen Zellen und greift sie an. Dies kann infolge eines systemischen Lupus erythematodes (einer Autoimmunerkrankung) passieren. Ärztinnen und Ärzte sprechen von der Libman-Sacks-Endokarditis; Bakterien sind am Krankheitsgeschehen nicht beteiligt. Zu den Autoimmunerkrankungen zählt auch die sehr seltene Löffler-Endokarditis. Warum manche Patientinnen und Patienten an Autoimmunerkrankungen leiden, ist unklar.
Endokarditisprophylaxe
Schutz mit Antibiotika
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.