Wie viel Bier, Wein oder Sekt dürfen wir uns ohne schlechtes Gewissen gönnen – zumindest was unsere Gesundheit angeht? Denn Alkohol gehört für viele Menschen in unserem Kulturkreis ganz selbstverständlich beim Essen und Entspannen dazu. Und heißt es nicht, Rotwein sei sogar gut fürs Herz? Auf der anderen Seite weisen über 3 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren in Deutschland laut Suchtbericht (2018) eine alkoholbezogene Störung auf. Auf diese Fragen und mehr geht die Kardiologin Dr. Dora Csengeri vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in diesem Podcast näher ein.
Die Wissenschaftlerin hat unter anderem mit Ihrem Team in einer groß angelegten Studie untersucht, wie Alkohol aufs Herz wirkt. Im Gespräch erläutert sie aktuelle Studienergebnisse und warum ein Rotwein-Paradox vorliegt. Und sie erzählt auch, was es mit Alkohol und dem Holiday Heart Syndrom auf sich hat.
Das Rotwein- oder auch französische Paradox
Das Phänomen, dass Franzosen trotz vergleichsweise höherem Alkohol- und Fettkonsum länger leben als etwa Deutsche wurde laut Wikipedia bereits 1819 vom irischen Arzt Samuel Black beobachtet. Der Begriff französisches Paradox wurde dann 1992 von Serge Renaud geprägt, einem Forscher an der Universität Bordeaux. Unter anderem aus dem vergleichsweise hohen Konsum an Rotwein wurde die Annahme gezogen, dass wohl das Rotwein-Trinken und speziell darin enthaltende Pflanzenstoffe wie Resveratrol für den menschlichen Organismus gesund sein müsste. Unter Medizinern ist das allerdings umstritten, vor allem weil die Resveratrolmengen zu gering sind. Alkohol zur kardiologischen Prävention – Stichwort "Rotwein fürs Herz" – wird heute nicht mehr empfohlen. Denn klar ist: Alkohol ist in jeder Menge und Form gesundheitsschädigend.
Expertin
Dr.med.univ. Dora Csengeri ist seit 2017 Assistenzärztin in der Klinik für Kardiologie am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg. Ihr Medizinstudium absolvierte sie von 2009 bis 2015 an der Medizinischen Universität Graz. Vor ihrer klinischen Tätigkeit arbeitete sie als Studienärztin in der Hamburg City Health Study. Neben ihrer klinischen Ausbildung ist sie auch im wissenschaftlichen Bereich tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind kardiovaskuläre populationsbasierte Studien zum Screening und Risikoprädiktion von Volkserkrankungen wie Vorhofflimmern und koronare Herzerkrankung.