Immer wieder wird in den Medien über Herztodesfälle beim Sport berichtet. Die Bestürzung ist groß und sorgt für Verunsicherung, ob Sport nun gefährlich ist oder einen Schutz vor KHK darstellt. Tatsächlich senkt Sport in Wahrheit das Risiko für einen plötzlichen Herztod – wenn man ein paar wichtige Regeln befolgt.
Ein paar Zahlen zum plötzlichen Herztod beim Sport
Je nach Untersuchung gibt es auf 100.000 Sporttreibende pro Jahr zwischen 0,7 und 3,0 Todesfälle. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Nach Daten des deutschen Registers zum plötzlichen Herztod beim Sport (Sudden Cardiac Death Register, SCD Deutschland) sind 96 % der betroffenen Sportler Männer. Solche Risiken lassen sich durch systematische Untersuchungen minimieren. Ein Beispiel: Der britische Fußballverband hat innerhalb von zwei Jahrzehnten 11.168 Nachwuchsspieler untersucht. Sie waren im Mittel rund 16 Jahre alt. Neben einem Elektrokardiogramm (EKG) wurde dabei eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiografie) durchgeführt. Bei 42 Sportlern fanden Ärztinnen und Ärzte Herzerkrankungen, die mit einem plötzlichen Herztod in Verbindung gebracht werden. Manche Erkrankungen konnten behandelt werden. In anderen Fällen rieten Ärztinnen und Ärzte davon ab, sich körperlich zu verausgaben.
Unerkannte Erkrankungen führen zum plötzlichen Herztod
Zum Hintergrund: Der plötzliche Herztod beim Sport hat unterschiedliche Auslöser. Bei Menschen unter 35 Jahren gehören Erkrankungen des Herzmuskels, der Herzklappen, der Hauptschlagader (Aorta) sowie der Herzkranzgefäße zu den möglichen Auslösern. Veränderungen im Erbgut können beispielsweise zur Verdickung der Muskulatur der linken Herzkammer führen (Hypertrophe Kardiomyopathie). Erkrankungen insbesondere der rechten Herzkammer (Arrhythmogene (rechtsventrikuläre) Kardiomyopathie) können ebenfalls Ursache eines plötzlichen Herztodes sein. Dabei ersetzen Binde- und Fettgewebe Teile des Muskels. Von Geburt an fehlerhafte Herzklappen führen zum verstärkten Rückfluss des Blutes in das Herz (Herzklappeninsuffizienz) oder erhöhen den Druck im Herzen (Herzklappenstenose). Mitunter sind auch Herzkranzgefäße falsch angelegt. In Ruhe führen diese Erkrankungen meist zu keinen Beschwerden; sie bleiben häufig unentdeckt. Belasten Sportler/innen ihren Körper stark, wird der Herzmuskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Es kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen – eventuell mit Todesfolge.
Anders sieht die Datenlage bei Sportlerinnen und Sportlern ab 35 Jahren aus. Bei ihnen ist mit etwa 80 % die koronare Herzkrankheit die häufigste Ursache eines plötzlichen Herztods. Herzkranzgefäße verengen sich durch Ablagerungen (Plaques) aus Cholesterin, Bindegewebe und Kalk immer weiter. Reißen diese Plaques, entstehen mitunter Blutgerinnsel, und das Blutgefäß wird komplett verschlossen. Es kommt zum Herzinfarkt, der mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen verbunden sein kann. Unabhängig vom Alter gilt die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) als weiterer Risikofaktor. Sie kann bereits im Zuge banaler Virus-Infekte auftreten, auch ohne Beschwerden zu verursachen. Diese entzündlichen Veränderungen können jedoch zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Erst zum Arzt, dann zum Training
Trotzdem darf nicht vergessen werden: Sport ist gesund. Regelmäßige Bewegung verringert das Risiko einer koronaren Herzkrankheit. Deshalb hat die Herzstiftung Empfehlungen zusammengestellt:
- Kardiologische Untersuchung: Haben Sie sich in den letzten Jahren kaum bewegt und wollen jetzt aktiver werden, sollten Sie sich kardiologisch durchchecken lassen.
- Genetische Veranlagung: Gehen Sie auch zur Kardiologin oder zum Kardiologen, falls es in Ihrer Verwandtschaft in jüngerem Lebensalter zu Herzerkrankungen oder gar zu Todesfällen gekommen ist.
- Trainingsplan: Lassen Sie sich für den Einstieg Ihr perfektes Trainingsprogramm zusammenstellen. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt nach geeignete Sportarten.
- Gesundheitscheck: Ab dem 35. Lebensjahr übernehmen gesetzliche Krankenkassen alle drei Jahre den sogenannten „Gesundheitscheck“. Nutzen Sie diese Vorsorgemöglichkeit.
- Pause bei Erkrankung: Kurieren Sie Infekte aus. Beginnen Sie erst mit dem Sport, wenn Sie wieder richtig gesund sind und keine Infektbeschwerden mehr bestehen.
Herz-Tipp
Achten Sie auf Ihren Körper. Brustenge (Angina pectoris) und Atemnot können Anzeichen verengter Herzkranzgefäße sein. Und starke Schmerzen im Brustbereich, die mitunter ausstrahlen, deuten auf einen Herzinfarkt hin. Halten solche Beschwerden mehrere Minuten an, sollte sofort der Rettungsdienst (Telefon bundesweit 112) verständigt werden.
Experte
Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Scharhag, Kardiologe und Univ.-Prof, Leiter der Abteilung Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Sportmedizin, Sportkardiologie DGK (Stufe 3), Physikalische Therapie und Balneologie.
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Herzkrank? Schütze dich vor dem Herzstillstand
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Unsere Quellen:
- Internet: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1714719 (Stand: 2018)