Wann muss die Blutgerinnung vermindert werden?
Zahlreiche Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen zu der Gefahr, dass Blutgerinnsel entstehen. Dazu gehören das Vorhofflimmern und -flattern als Herzrhythmusstörungen. Ohne Gerinnungshemmung kommt es zu mehr ischämischen Schlaganfällen: Blutgerinnsel verstopfen wichtige Blutgefäße, und es kommt zur Minderdurchblutung (Ischämie) des Gehirns. Patientinnen und Patienten nach Herzklappenoperationen oder Stentoperationen benötigen ebenfalls eine Gerinnungshemmung, weil es an den Implantaten zur Bildung von Blutgerinnseln kommen kann. Auch die instabile Angina pectoris (zunehmende Beschwerden durch eine koronare Herzkrankheit) wird mit Blutverdünnern behandelt. Nicht zuletzt verordnen Ärztinnen und Ärzte die Wirkstoffe aufgrund früherer Thrombosen, meist sind die Beinvenen betroffen.
Blutverdünner – wie wirken sie?
Gerinnungshemmende Medikamente werden von vielen auch als „Blutverdünner“ bezeichnet, was aber nicht ganz passend ist. Gerinnungshemmer machen das Blut nicht flüssiger, sondern sie vermindern die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Hier gibt es unterschiedliche Wirkungsweisen von den Medikamenten:
- Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar u.ä.)
Zu den ältesten Gerinnungshemmern gehören Verbindungen aus der Klasse der Cumarine, etwa Phenprocoumon (Marcumar, u.a.) bzw. Warfarin (Coumadin). Sie verringern die im Blut verfügbare Menge an den Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X. - Heparine
Heparine sind Verbindungen aus vielen Zuckerbausteinen (Polysaccharide), die hemmend auf die Gerinnungskaskade wirken. Sie werden als Infusion (intravenös) oder als Spritze unter die Haut (subkutan) verabreicht. Sie werden beispielsweise zur Therapie des akuten Herzinfarkts oder zur Thromboseprophylaxe bei instabiler Angina pectoris eingesetzt. - Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK/NOAK)
- Im Vergleich zu Cumarinen oder Heparinen sind direkte orale Antikoagulanzien eine recht neue Gruppe von Arzneistoffen. Sie hemmen entweder den Gerinnungsfaktor Xa oder den Gerinnungsfaktor IIa. DOAK werden als Tabletten in einer festen Dosierung eingenommen, wobei Patientinnen und Patienten nicht – wie bei Marcumar – regelmäßig Gerinnungswerte bestimmen müssen. Das ist für Betroffene ein deutlicher Gewinn an Lebensqualität. Allerdings fehlen engmaschig erhobene Werte zur Wirkung auf die Blutgerinnung.
- Thrombozytenaggregationshemmer
Thrombozytenaggregationshemmer verhindern, dass Blutplättchen (Thrombozyten) verklumpen und Blutgerinnsel entstehen. In der Praxis kombinieren Ärztinnen und Ärzte oftmals zwei Wirkstoffe aus dieser Klasse (duale Plättchenhemmung).
Blutgerinnung und Blutungsrisiko
Alle Gerinnungshemmer führen zu einer mehr oder minder großen Gefahr, dass es zu Blutungen kommt. Als Risikofaktoren gelten das Alter (über 65 Jahre), ein unbehandelter Bluthochdruck, schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, Blutungen oder Schlaganfälle in der Vorgeschichte, schwankende INR-Werte (ein Laborparameter der Gerinnung) und die Einnahme weiterer Arzneimittel, etwa nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Patientinnen Patienten mit hohem Blutungsrisiko werden medizinisch engmaschiger überwacht.
Tipps zur Einnahme von Herzmedikamenten
Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig, pünktlich und in der verordneten Dosis ein.
Wenn Sie einmal vergessen, Ihr Medikament zu nehmen, sollten Sie nicht bei der nächsten Einnahme die Dosis verdoppeln.
Setzen Sie die Medikamente nicht auf eigene Faust ab. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Sie beraten Sie, ob Sie auf andere Medikamente ausweichen können.
Viele Medikamente können die Wirkung anderer Medikamente stören – das gilt zum Beispiel für Gerinnungshemmer und Herz-Kreislauf-Medikamente.
Denken Sie rechtzeitig daran, sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen.
Gehen Sie regelmäßig zur Kontrolle Ihrer Laborwerte. So können Nebenwirkungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Experte
- 60323 Frankfurt am Main
- info@herzstiftung.de
- www.kardiologie-meinertz-jaeckle.de/
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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