In der Zeitschrift HERZ heute werden regelmäßig interessante Fragen aus der medizinischen Sprechstunde der Deutschen Herzstiftung veröffentlicht. Vor einiger Zeit wollte z. B. ein Patient, der wegen erhöhter Cholesterinspiegel Statine einnimmt, wissen, welche Alternative es zu seinem Präparat gibt, da er unter der Einnahme Muskelschmerzen bekam.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
„Wegen meines erhöhten Cholesterinspiegels nehme ich jeden Morgen 10 mg Simvastatin ein. Jetzt sind Muskelbeschwerden aufgetreten. Deswegen meine Frage: Was ist die Alternative?” (Klaus Z., Frankfurt am Main)
Experten-Antwort:
Simvastatin ist eines der am längsten auf dem Markt erhältlichen Statine. In der Regel sollte dieses Medikament abends eingenommen werden, weil es da eine bessere Wirkung hat. Möglicherweise liegen dann die Blutspiegel während des Tages auch etwas niedriger und führen in geringerem Umfang zu Muskelbeschwerden.
Zwar können auch die Statine Atorvastatin und Rosuvastatin ebenso wie Simvastatin in seltenen Fällen Muskelbeschwerden verursachen. Da die Reaktion allerdings individuell sehr unterschiedlich ist, kann nach einem kurzzeitigen Pausieren der Simvastatineinnahme (nach Absprache mit dem Arzt) ein erneuter Versuch mit einem anderen Statin wie Atorvastatin, Rosuvastatin oder Fluvastatin durchgeführt werden kann. Das Statin, das bezüglich Nebenwirkungen am günstigsten abschneidet, ist Fluvastatin. Hier käme ein Versuch mit etwa 40 mg abends in Betracht. 40 mg Fluvastatin entsprechen in seiner cholesterinsenkenden Wirkung etwa 10 mg Simvastatin.
Stichwort: Risikofaktoren
Wenn Sie die Statine tatsächlich schlecht vertragen, ist es umso wichtiger, alle anderen Risikofaktoren in Bestform zu bringen: Die Ernährung in Richtung auf eine mediterrane Kost umstellen, regelmäßige körperliche Aktivität in den Tagesablauf einplanen, das Körpergewicht normalisieren (dass Sie nicht rauchen, halte ich für selbstverständlich), Passiv-Rauchen vermeiden.
Kombination mit anderen Substanzen
Schließlich käme auch eine Cholesterinsenkung mit dem Wirkstoff Ezetimib 10 mg in Betracht. Dieses kann die LDL-Cholesterinwerte bei alleiniger Gabe um etwa 20 % absenken und häufig gut vertragen wird. In Kombination mit einem Statin , kann dieses in niedrigerer Dosis eingesetzt werden, was sich positiv auf die Verträglichkeit auswirkt. Allein oder kombiniert mit Ezetimib und/ oder Statinen kann auch der Wirkstoff Bempedoinsäure eingesetzt werden, eine Substanz mit statinähnlichem Wirkprinzip.
Experte
Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und emeritierter Chefarzt der Abt. Klinische Kardiologie II im Herz-Zentrum Bad Krozingen. Zu seinen Schwerpunkten zählt insbesondere die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.