Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
„Ich bin 72 Jahre alt, kürzlich war ich beim Kardio-Check mit dem Ergebnis, dass ich jetzt jeden Tag Blutdrucksenker (Ramipril) und Gerinnungshemmer (Apixaban) einnehmen darf. Denn es wurde neben Bluthochdruck auch Vorhofflimmern festgestellt. Außerdem wurde mir eine „Elektrokardioversion mit vorheriger Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre“ empfohlen. Vielleicht können Sie mir das einmal auseinandernehmen und erklären, was davon wirklich nötig ist?
Ich bin sehr sportlich, zurzeit fahre ich beispielsweise fast jeden Tag ein bis zwei Stunden Fahrrad. Und ich achte sehr auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Mein Ziel wäre es, über sportliche Maßnahmen den Blutdruck dauerhaft zu senken und so das Vorhofflimmern zurückdrängen – ohne Medikamente oder was es sonst noch so gibt. Ist das möglich?" (Rolf L., Koblenz)
Experten-Antwort
Vorhofflimmern geht mit einem erhöhten Risiko einher, einen Schlaganfall zu bekommen. Deshalb hat Ihnen der Arzt Apixaban verordnet, ein Medikament, das die Blutgerinnung hemmt und vor gefährlichen Blutgerinnseln schützen kann. Diese entstehen infolge von Vorhofflimmern im Herzen, wenn sie von dort mit dem Blut weitergetragen werden, können sie im Gehirn ein Gefäß verstopfen und so einen Schlaganfall herbeiführen.
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck begünstigt Vorhofflimmern, deshalb soll der Blutdruck optimal eingestellt werden. Das ist der Grund für die Verordnung von Ramipril, einem blutdrucksenkenden Medikament. Die Elektrokardioversion wiederum ist ein Verfahren, mit dem Vorhofflimmern beseitigt und ein zu schneller Herzschlag wieder in den Sinusrhythmus, den normalen Herzrhythmus, überführt werden kann. Zuvor ist üblicherweise eine Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre notwendig. Damit lässt sich prüfen, ob sich im Herzen bereits Gerinnsel gebildet haben, die womöglich während der Elektrokardioversion mit dem Blutstrom ins Gehirn verschleppt werden könnten.
Bezüglich Ihrer Frage, ob durch sportliche Maßnahmen allein der Blutdruck dauerhaft gesenkt und Vorhofflimmern vermieden werden kann, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass dies in aller Regel nicht gelingt. Den Blutdruck kann man prinzipiell durch sogenannte Lifestyle-Modifikationen wie Gewichtskontrolle, gesunde Ernährung und regelmäßigen Sport günstig beeinflussen. Ob das jedoch in Ihrem Fall ohne blutdrucksenkendes Medikament Erfolg verspricht, sollte Ihr behandelnder Arzt beantworten. Denn offenbar war beim Kardio-Check trotz Ihrer gesunden Lebensweise der Blutdruck noch zu hoch. Hinzu kommt: Ein erhöhter Blutdruck ist zwar ein Risikofaktor für Vorhofflimmern – die Herzrhythmusstörung kann aber durchaus auch ohne erhöhten Blutdruck auftreten. Wenn Ihr Arzt Ihnen einen Blutgerinnungshemmer verordnet hat, dann lagen vermutlich noch weitere Risikofaktoren vor. Und wenn es sich nicht um eine einmalige kurze Vorhofflimmern-Attacke gehandelt hat, ist auch eine Kardioversion überlegenswert, um das Herz zu entlasten und es im richtigen Rhyhthmus schlagen zu lassen.
Besprechen Sie alle Zweifel und Ängste daher nochmals in Ruhe mit Ihrem Arzt.
Experte
Prof. Dr. Sebastian Maier, Chefarzt II. Medizinische Klinik am Klinikum Straubing und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung.
Unser Informationsmaterial
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Zurück in den Takt: Vorhofflimmern (2022)
PDF: 6,22 MB -
Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen (2021)
PDF: 7,47 MB -
Gerinnungshemmer (2022)
PDF: 1,17 MB
Blutdrucksenkung im Alter !
Bewegung ist gut, reicht aber nicht.
Ich bin medikamentenfrei geworden durch "fast salzloses Essen" Keine Fertigprodukte mehr. Nur noch im Käse ist etwas Salz, sonst alles salzlos !!
Eine gute Frage! Und eine äußerst umfangreiche Antwort, die auch für Laien verständlich ist. Ein großes Dankeschön an Herrn Prof. Dr. Maier!
Mein Mann hat vor einigen Jahres einen Vorfall in der Herzrückwand gehabt, welcher beim Sport nicht sofort erkannt wurde. Bis er im Krankenhaus war, waren bereits Gehirnzellen abgestorben. Ich wäre froh gewesen, hätte einer der Ärzte damals mir direkt am Anfang einmal so ausführlich erklärt, was mit meinem Mann passiert ist.