Sprechstundenfrage

Flugreise bei supraventrikulären Tachykardien

Flug- und Fernreisen sind sehr beliebt. Für Eltern mit herzkrankem Kind stellt sich daher berichtigt Frage, ob das Kind den Belastungen standhält.

Die Sprechstunden-Frage im Wortlaut:

Unsere Tochter ist momentan 22 Monate alt und hatte mit circa 14 bis 15 Monaten zum ersten Mal Rhythmusstörungen in Form von supraventrikulären Tachykardien. Nach einigen turbulenten Monaten hat sich eine Gabe von 3 x 11,25 mg Propranolol und 2 x 25 mg Flecainid als wirksam herausgestellt.  Wir waren dann drei Monate vorfallsfrei. In den letzten beiden Wochen kam es jedoch zu zwei neuen Episoden mit gleichzeitigem Schluckauf, die durch Flecainid beendet werden konnten. In den darauffolgenden 24 Stunden waren keine weiteren Episoden mehr zu beobachten. Im Moment ist die genaue Ursache für die supraventrikulä ren Tachykardien nicht bekannt, da alle EKGs, sowohl die normalen EKGs als auch die Langzeit­EKGs, bisher unauffällig waren. Nun zu unserer Frage: Wir möchten mit unserer Tochter gerne in die USA reisen, genauer gesagt an die Westküste der USA. Dies erfordert normalerweise einen zehn­ bis zwölfstündigen Flug. Ist unsere Tochter denn überhaupt flugtauglich? Kann es in einem Flugzeug, beispielsweise aufgrund der Höhe, zu einem noch schnelleren Herzrasen als den bisherigen 200– 210 Schlägen kommen? (Familie S., Delmenhorst)

Experten-Antwort:

Leider lässt sich nicht vorhersehen, wann bei einem Patienten eine neue Tachykardie-Episode auftreten wird. Erst recht dann nicht, wenn ein mehrstündiger Flug im Spiel ist, der für Ihr Kind in Stress ausarten kann, zum Beispiel bei Druckausgleichproblemen. Ob die von Ihnen beschriebene Medikamenten-Strategie dann funktionieren würde, ist reine Spekulation. Jedes Flugzeug in der Luft ist von jeglicher professionellen ärztlichen Hilfe „unendlich“ weit entfernt. Insbesondere bei unseren Kleinsten sollten wir darauf bedacht sein, Situationen zu meiden, bei denen es im Zweifelsfall sehr schwierig werden kann zu helfen. Natürlich kann bei einem Flug alles gut gehen, aber das lässt sich wirklich nicht vorhersagen. Und einen Rückflug braucht es ja auch noch.

Experte

Jan-Hendrik Nürnberg
Portrait von Dr. Jan-Hendrik Nürnberg