Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
Ich (58) habe in einem Podcast gehört, dass die tägliche Einnahme von 30 bis 40 Milliliter Essig dazu beitragen kann, den Blutdruck zu senken. Daher habe ich nun damit anfangen, Apfelessig in dieser Dosis täglich mit Wasser gemischt einzunehmen. Das schmeckt sogar gut und ist durstlöschend. Allerdings frage ich mich, ob aufgrund des Kaliumgehalts dieser Mischung meine Kaliumwerte eventuell durcheinandergeraten könnten - und sich das wiederum negativ auf meinen Herzrhythmus auswirken kann. Außer einem Bluthochdruck, der mit Amlodipin und Ramipril recht gut eingestellt ist, sind bei mir keine Risikofaktoren vorhanden. Susanne K., Frankfurt
Experten-Antwort
Essig – je nach Sorte – werden verschiedene positive Effekte auf die Gesundheit nachgesagt. Und es ist richtig, dass Essig wohl zu einer gewissen Senkung des Blutdrucks führen kann. Das Ausmaß der Blutdrucksenkung hängt dabei offenbar von der Menge des aufgenommenen Essigs ab. Der Mechanismus, der dies bewirkt, ist allerdings unklar.
Hinzu kommt, dass selbst bei Aufnahme größerer Mengen von Essig – das ist bei 30 bis 40 Milliliter der Fall – der Effekt auf den Blutdruck nicht sehr ausgeprägt ist. Es kam einer iranischen Publikation zufolge, die offenbar der Podcast-Aussage zugrunde liegt und bei der Daten aus vier verschiedenen Studien zusammengefasst wurden, lediglich zu einer Blutdrucksenkung um etwa 3 mmHG systolisch und diastolisch. Insgesamt wurden die Daten von nur knapp 300 Menschen ausgewertet, die Übergewicht und/oder Diabetes mellitus sowie teilweise auch hohe Blutfettwerte hatten. Neben vielen Unklarheiten, etwa zur Wirkweise und auch zum verwendeten Essig habe ich vor allem Zweifel, dass man eine solche Maßnahme über längere Zeit durchhalten kann.
Wenn ja, dann ist es sicher sinnvoll, die Kaliumwerte zu kontrollieren. Bei einem nierengesunden Menschen sollte das Kalium nicht wesentlich ansteigen, insbesondere wenn man keine zusätzlichen kaliumsparenden Blutdruckmittel einnimmt. Vorsichtshalber sollte vor Beginn einer “Essig-Therapie” und anschließend nach einer und nach vier Wochen eine Kontrolle der Serum-Kalium-Werte erfolgen. Wie gesagt: Es ist nicht zu erwarten, dass es zu einem klinisch bedeutsamen Anstieg der Kaliumwerte kommt – aber sicher ist sicher. Dies gilt umso mehr, als nach meiner Kenntnis keine größeren Erfahrungen mit einer längerfristigen Essigeinnahme vorliegen.
Vorzugsweise sind daher andere nicht medikamentöse Maßnahmen empfehlenswert, deren Effektivität belegt ist. Dazu gehören: eine regelmäßige körperliche Aktivität (Ausdauersport) und bei den meisten Patienten auch eine Gewichtsabnahme.
Studie: Dose-dependent effect of vinegar on blood pressure: A GRADE-assessed systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials; Complementary Therapies in Medicine; https://doi.org/10.1016/j.ctim.2022.102887
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen (2021)
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Schöne Grüße an Prof.Dr.Meinertz.Mir geht es sehr gut.Lebe noch.Herr Prof.Dr. Meinertz, Kardiologie, UKE Hamburg war 1999 mein Chef.Immer nett