Hoher Blutdruck tut nicht weh. Und doch schadet er dem Körper. Als „stiller Killer“ beschleunigt er die Atherosklerose, kann langfristig zu Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit und vorzeitigem Tod führen. Allerdings lässt sich das individuelle Risiko für solche Folgen kaum vorhersagen. Könnte womöglich ein Laborwert helfen, frühzeitige Hinweise auf ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko zu erhalten?
Möglicher Kandidat ist der Laborwert „CRP“. Das CRP (C-reaktives Protein) ist ein Eiweiß, dass routinemäßig im Blut gemessen werden kann. Erhöhte CRP-Spiegel im Blut zeigen an, ob irgendwo im Körper ein Entzündungsprozess im Gange ist. Mit dem hochsensitiven Labortest auf CRP (hsCRP) lassen sich sogar sehr geringe Konzentrationen im Blut erkennen (ab ca. 0,1 mg/l). Und das ermöglicht es sogar, „stille“ chronische Entzündungen zu entdecken, also solche, die im Körper schwelen und keine typischen Beschwerden verursachen. In der ASCOT-Legacy-Studie mit über 5000 Patienten mit Bluthochdruck wurde die Vorhersagekraft des Blutwertes nun überprüft.
Hohe Entzündungswerte = hohes kardiovaskuläres Risiko?
Ursprünglich ging es in der ASCOT-Studie um die medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks. Die britischen Patienten waren dazu über zwei Jahrzehnte beobachtet worden. In einer neuen Auswertung (ASCOT Legacy) gingen die Forscher jetzt der Frage nach, ob der hsCRP-Wert im Blut auf stille Entzündungen im Körper hinweist – zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt.
Die Forscher wollten zudem klären, ob der hsCRP-Wert mit dem Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall und Todesfällen zusammenhängt. Dazu wurde das Drittel jener Patienten mit den niedrigsten hsCRP-Werten verglichen mit jenem Drittel mit den höchsten Werten
Ergebnis: Erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Herztodes
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass es offenbar deutliche Zusammenhänge zwischen erhöhten Entzündungswerten und Herz-Kreislauf-Ereignissen gibt. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Jene Bluthochdruck-Patienten mit den höchsten hsCRP-Werten hatten ein um 32 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt oder Tod durch koronare Herzkrankheit zu erleiden als jene mit den niedrigsten Werten.
- Die allgemeine Sterblichkeit (alle Ursachen) war in der Gruppe mit den höchsten hsCRP-Werten um 25 Prozent erhöht.
- Hinsichtlich der Zahl der Schlaganfälle ergab sich kein klarer Zusammenhang zu den hsCRP-Werten.
Auffällig war, dass bereits leicht erhöhte hsCRP-Werte, die normalerweise nicht als krankhaft gelten, mit einem erhöhten Risiko assoziiert waren.
Künftig Teil der Vorsorgeuntersuchung?
Die Forscher folgern daraus, dass der Laborwert möglicherweise ein wertvoller Hinweisgeber für die Prognose eines Bluthochdruck-Patienten sein könnte, vor allem für jene, die noch keine Beschwerden verspüren - unabhängig von anderen Risikomarkern wie z.B. erhöhten Cholesterinwerten. Die Ergebnisse dieser Studie passen auch zu einem ähnlichen Resultat aus einer 30-Jahresstudie bei 28.000 gesunden Frauen in den USA, in der sich unter anderem auch der CRP-Wert als prädiktiver Marker herausgestellt hat.
Künftig könnte dieser Laborwert damit eventuell auch in Vorsorgeuntersuchungen einbezogen werden. Bei erhöhten Werten, ließen sich dann frühzeitig vorbeugende Maßnahmen einleiten, um das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verhindern. Zu beachten ist allerdings, dass hsCRP kein spezifischer Marker für Herzkrankheiten ist. Die Interpretation des Laborwerts muss immer im Zusammenhang mit anderen Gesundheitskriterien erfolgen.
Transparenz: Daher beziehen wir unsere Infos
The relationship of baseline high-sensitivity C-reactive protein with incident cardiovascular events and all-cause mortality over 20 years. eBioMedicine 2025; DOI: 10.1016/j.ebiom.2025.105786
Inflammation, Cholesterol, Lipoprotein(a), and 30-Qear Cardiovascular Outcomes in Women. N Engl J Med 2024; DOI: 10.1056/NEJMoa2405182
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
