Grippe kann schwere Folgen haben – Patienten mit Herzschwäche sind besonders gefährdet
Grippeviren können uns das ganze Jahr über heimsuchen, sie lieben aber besonders die Herbst- und Winterzeit. Wenn die Grippewelle im Dezember oder Januar anrollt, müssen vor allem Menschen mit einem vorgeschädigtem Herzen aufpassen. Für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen – insbesondere mit Herzschwäche – kann ein grippaler Infekt schwerwiegende Folgen haben. Ihr Risiko, schwer an der Grippe zu erkranken oder eine Folgeinfektion zu erleiden, ist deutlich erhöht. Im schlimmsten Fall kann das sogar tödlich enden. Doch was tun, um sich während der Grippewelle sinnvoll zu schützen?
Die zwei wichtigsten Empfehlungen:
Grippeimpfung:
Eine sinnvolle Maßnahme gegen Grippeviren ist die Grippeschutzimpfung. Bester Zeitraum für die Impfung ist von Oktober bis November. Aber auch wenn die Grippewelle im Dezember und Januar startet, kann man sich noch impfen lassen. Eine Grippeimpfung wird vor allem folgenden Personengruppen empfohlen:
- Älteren Menschen ab dem 60. Lebensjahr
- Menschen mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge einer Grunderkrankung, beispielsweise chronischen Atemwegserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes
- Schwangeren
- Medizinischem Personal und Betreuern von Risikopatienten
- Beschäftigten in Einrichtungen mit hohem Publikumsverkehr
Wichtig zu wissen: Die Grippeimpfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung. Ihr Impfschutz ist sogar deutlich geringer, als man es von vielen anderen Impfungen kennt. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich Grippeviren jährlich verändern. Die Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versuchen jedes Jahr vorherzusagen, um welche Virustypen es sich handeln wird. Danach empfehlen sie, für welche Erreger Impfstoffe produziert werden sollten. Deshalb muss die Grippeimpfung auch jedes Jahr neu erfolgen. Wer sich impfen lässt, sollte die sogenannte Vierfachimpfung wählen. Sie bietet einen besseren Schutz als die klassische Dreifachimpfung, die nur vor den Influenza-A-Viren und einem Influenza-B-Virusstamm schützt. Die Vierfachimpfung schützt zusätzlich vor einem weiteren Influenza-B-Virusstamm. Die Wirkung ist also breiter.
Händewaschen:
Die Ansteckung bei vielen Atemwegsinfektionen erfolgt nicht nur über die Luft, sondern vor allem auch über die Hände – zum Beispiel dann, wenn wir beim Händeschütteln oder Berühren von Türklinken mit Erregern in Kontakt kommen und uns später ins Gesicht fassen. Die Schleimhäute von Mund, Nase und Augen sind potenzielle Eintrittspforten für eine Infektion. Wie sinnvoll es ist, sich die Hände zu waschen, zeigt die Statistik: Korrekte Hand-Hygiene-Maßnahmen verhindern ungefähr jeden fünften Atemwegsinfekt.
Händewaschen ist doch kinderleicht? Klar! Dennoch gibt es einige Dinge, die noch viele Menschen falsch machen. Die Herzstiftung beantwortet die wichtigsten Fragen:
- Wie oft sollte ich mir die Hände waschen?
Das hängt von den persönlichen Umständen ab. Wichtig ist es, sich die Hände zu waschen, wenn man nach Hause kommt und dort alles anfasst. Auch vor dem Kochen und Essen sollten die Hände immer gewaschen werden. Ebenso wie nach dem Naseputzen, nach dem Kontakt mit Erkrankten und natürlich nach dem Toilettengang. Händewaschen sollte jedoch keinesfalls zum Zwang oder zu einer Last werden
- Wie wasche ich meine Hände korrekt?
Sie sollten Ihre Hände im ersten Schritt unter fließendem Wasser nass machen. Zum Einseifen den Wasserhahn aber bitte abstellen. Fließt das Wasser weiter, verleitet uns das dazu, weniger Zeit für das Einseifen zu verwenden. Die Seife sollte auch zwischen den Fingern verrieben und auf Handrücken und Handfläche verteilt werden. Anschließend die Hände abspülen und sie mit einem Handtuch abtrocken, das im besten Fall nur von Ihnen benutzt wird.
- Wie lange sollte ich mir die Hände waschen?
Für das Einseifen sollte man sich zwischen 20 und 30 Sekunden Zeit nehmen. Das kann einem ganz schön lange vorkommen! Kleiner Tipp: Summen Sie die Strophe eines Liedes, die ungefähr die richtige Länge hat.
Grippe – und nun? Bitte unbedingt auskurieren!
Trotz Grippeimpfung und Händewaschen können wir uns mit der Grippe infizieren – oder auch nur mit einem grippalen Infekt. Wichtig ist es, jede Erkrankung vollständig auszukurieren. Denn selbst eine verschleppte Erkältung kann fürs Herz schwere Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis), woraus sich eine Herzschwäche entwickeln kann. Um das zu vermeiden, sollte man während einer Erkrankung auf körperliche Belastungen und Sport verzichten. Fieber und Symptome wie Husten, Gliederschmerzen oder Abgeschlagenheit sollten vollständig abgeklungen sein, bevor man wieder aktiv wird.
Herzmuskelentzündung? Symptome kennen und ernst nehmen!
Wichtig zu wissen: Treten beispielsweise Herzschmerzen bei einer Erkältung oder Grippe auf, sollten Sie sich umgehend untersuchen lassen. Das gilt ebenso bei Symptomen wie allgemeiner Schwäche, Herzrhythmusstörungen (z.B. vermehrtes Herzstolpern) und Luftnot. Der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung besteht vor allem dann, wenn die Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit einer Virusinfektion auftreten.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.