Pfeifen oder Rauschen im Ohr kann in jedem Alter auftreten. Die Ursachen können dabei vielfältig sein und reichen unter anderem von Lärm, Stress, Bluthochdruck bis Hörsturz. Auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten begünstigt mitunter Ohrensausen. Lesen Sie, welche Optionen bei störenden Ohrgeräuschen nach Statin-Einnahme bestehen.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
In Folge einer Vorhofflattern-Ablation wurde mir eine kardiovaskuläre Sekundärprophylaxe empfohlen. Laut Medikationsplan soll ich Eliquis 5 mg morgens und abends nehmen, Bisoporol 2,5 mg morgens und Atorvastatin 20 mg abends. Außerdem nehme ich noch am Morgen L- Thyroxin 75 ug ein. Nach der Einnahme von Atorvastatin habe ich nun häufig sehr starkes Ohrensausen, das erst im Laufe eines Tages abnimmt.
Meine Frage: Gibt es Produkte mit chemisch ähnlichen Wirkstoffen, z.B. aus der gleichen Klasse der Statine oder aus anderen Wirkstoffklassen wie z.B. Ezetimib, die diese sehr unangenehme Nebenwirkung nicht haben und auch sonst möglichst nebenwirkungsfrei sind und die in diesen Medikationsplan passen würden? (Karsten T., Frankfurt)
Experten-Antwort:
Für Ohrensausen/Tinnitus gibt es viele Ursachen, darunter Durchblutungsstörungen, Stress und Bluthochdruck. Aber auch einige Medikamente können ursächlich sein. Zu diesen typischen Medikamenten gehören z.B. Betablocker. Atorvastatin-Präparate führen Ohrgeräusche als seltene bis gelegentliche Nebenwirkung (bis zu 1 von 100 Behandelten) in ihrem Beipackzettel auf. In klinischen Studien war Atorvastatin jedoch auch in hohen Dosen exzellent verträglich.
Atorvastatin hat zudem eine lange Halbwertszeit. Bei regelmäßiger Einnahme entsteht ein stabiler Wirkspiegel. Daher ist es unklar, ob die hier geschilderten nur zeitweise auftretenden Beschwerden tatsächlich durch Atorvastatin verursacht werden. Prinzipiell kann Atorvastatin durch das Statin Rosuvastatin ersetzt werden (bei Rosuvastatin-Präparaten findet sich kein Hinweis auf Ohrgeräusche im Beipackzettel).
Keinesfalls sollten Sie jedoch ohne Rücksprache mit Ihrem Kardiologen eines Ihrer Medikamente einfach absetzen!
Wichtig ist es außerdem, andere, nicht-medikamentöse Ursachen nicht aus dem Blick zu verlieren. Hier ist eine Rücksprache mit dem Kardiologen ratsam, eventuell auch der Besuch eines HNO-Arztes.
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Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Laufs ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Professur für Kardiologie an der Universität Leipzig und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig.
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