Pressemeldung

Inakzeptabel: Verschieben dringlicher Eingriffe bei nicht-Covid-Erkrankten

Herzstiftung drängt auf Verfügbarkeit von Covid-19-Booster-Impfungen auch über die Feiertage und sorgt sich um die Versorgungslage für Herzkranke.

Impfpass
©Benedikt - stock.adobe.com

(Frankfurt am Main, 22. Dezember 2021) Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus in Nachbarländern Deutschlands warnt die Deutsche Herzstiftung Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor einer erhöhten Gefahr einer Ansteckung mit dieser Virusvariante. „Insbesondere für Ältere und Personen mit einem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf wie Herz-Kreislauf-Patienten ist höchste Dringlichkeit geboten, ihren Impfschutz mit einem Booster auffrischen zu lassen“, warnt der Kardiologe und Intensivmediziner Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Booster- sowie Erst- und Zweitimpfungen müssen unbedingt auch über die Feiertage verfügbar sein. Dafür müssen alle Anstrengungen unternommen werden.“

Mit großer Besorgnis blicken Kardiologen wie der Herzstiftungs-Vorsitzende und Klinikdirektor auf die drohende viel höhere Krankheitslast durch die Omikron-Variante und damit verbunden auf womöglich mehr Durchbruchsinfektionen und schwere Covid-19-Krankheitsverläufe. „Dies werden wir am effektivsten nur mit einem deutlich verbesserten Immunschutz durch Booster-Impfungen mit den derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffen – flankiert von den bekannten Hygienemaßnahmen AHA+L+A und Kontaktbeschränkungen – verhindern können.“

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat seine Risikobewertung wegen Omikron bereits aktualisiert: für zweifach Geimpfte und Genesene wird die Gefahr einer Ansteckung als hoch angesehen, für Geimpfte mit Auffrischimpfung gilt die Gefährdung als moderat. Für Ungeimpfte bleibt sie sehr hoch. Für die Bevölkerung insgesamt sieht das RKI die Gefährdung durch Covid-19 als sehr hoch an (1).

Aktuelle Informationen zur Covid-19-Impfung sind abrufbar unter www.herzstiftung.de/corona-impfung

DHS Vorstandsvorsitzender Prof. Thomas Voigtländer
Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt a. M.

„Nur Booster- und vollständige Covid-19-Impfung helfen“

Anhand von Daten der höchsten US-Gesundheitsbehörde CDC aus Pflegeeinrichtungen („Nursing homes“) zeigt sich, dass Personen mit vollem Impfschutz und Booster-Impfung eine um ein Zehnfaches niedrigere Ansteckungsrate für Covid-19 aufweisen als Personen ohne Impfschutz oder nur mit einer Erstimpfung gegen Covid-19 (2). „Diese Erkenntnisse aus den USA und Erfahrungen in Deutschland mit Durchbruchsinfektionen bei der Delta-Virusvariante zeigen eines ganz klar: Wir können eine massive Verbreitung der Omikron-Variante in Deutschland nur vermeiden, indem die Bevölkerung in hohem Maße gegen Covid-19 vollständig geimpft und geboostert ist.“

Verschiebungen dringlicher Eingriffe vermeiden

Die Deutsche Herzstiftung beobachtet die aktuelle Situation einer drohenden fünften Welle mit großer Sorge, weil dadurch die ohnehin angespannte Versorgungssituation für akute kardiovaskuläre Notfälle zusätzlich verschärft würde. Nicht nur der akute Herzinfarkt, auch andere lebensbedrohliche Komplikationen wie bösartige Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen des Herzens (Ischämien) höherer Dringlichkeit wie die instabile Angina pectoris als Vorstufe des Herzinfarkts sowie die entgleiste (dekompensierte) Herzschwäche und die hochgradige Aortenklappenstenose sind keine aufschiebbaren Krankheitsfälle. Sie erfordern eine notfallmedizinische Versorgung durch den Notarzt und die Klinik und eine intensivmedizinische Versorgung.

„Wenn aus Mangel an Intensivbetten derartige Eingriffe am Herzen von hoher Dringlichkeit an nicht-Covid-Erkrankten verschoben oder in eine andere Klinik verlegt werden müssen, hat das unter Umständen dramatische Folgen für den Gesundheitszustand des Patienten. Das ist inakzeptabel und das müssen wir vermeiden“, warnt Voigtländer, der Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses in Frankfurt am Main ist.

Jeder Einzelne muss dazu beitragen, Pandemie einzudämmen

Nach wie vor verzeichnet das RKI sehr hohe Covid-19-Fallzahlen bei sehr hohen 7-Tages-Inzidenzen in allen Altersgruppen insbesondere in der Gruppe der Ungeimpften. Die Belastung der Intensivstationen durch die Vielzahl schwer erkrankter Covid-19-Patientinnen und -Patienten bleibt dem RKI zufolge hoch. Die Situation auf den Intensivstationen sei weiterhin „sehr angespannt“. Eine Intensivierung der kontaktbeschränkenden Maßnahmen und eine zugleich rasche weitere Erhöhung der Impfraten sei dringend erforderlich, um die Behandlungskapazitäten vor Beginn einer zu erwartenden Omikron-Welle so weit wie möglich zu entlasten, berichtet das RKI in seinem Wochenbericht (3). „Jeder einzelne Bürger ist dazu aufgerufen, mit der vollständigen Covid-19-Impfung und Auffrischungsimpfung sowie durch striktes Einhalten der Hygiene-Regeln AHA+A+L und Beschränken seiner Kontakte seinen Teil dazu beizutragen, das Infektionsgeschehen zurückzudrängen“, so der Appell des Vorstandsvorsitzenden der Herzstiftung.

Informationen für Herz-Kreislauf-Patienten zur Corona-Impfung und Covid-19 sind abrufbar unter: https://www.herzstiftung.de/corona-impfung und https://www.herzstiftung.de/corona-impfung-myokarditis

Weiterführende Informationen

Fotomaterial erhalten Sie auf Anfrage unter presse@herzstiftung.de oder per Tel. unter 069 955128-114

(1) Robert Koch-Institut, Risikobewertung für Covid-19 vom 20.12.2021: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikobewertung.html

(2) Centers für Disease Controls and Prevention (CDC): Nursing Home COVID-19 Vaccination Data Dashboard: https://www.cdc.gov/nhsn/covid19/ltc-vaccination-dashboard.html">https://www.cdc.gov/nhsn/covid19/ltc-vaccination-dashboard.html

3) Wöchentlicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) vom 16.12.2021: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-12-16.pdf

Weitere:

Erste Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu COVID-19: Einordnung und Konsequenzen der Omikronwelle vom 19.12.2021: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/997532/1992410/7d068711b8c1cc02f4664eef56d974e0/2021-12-19-expertenrat-data.pdf

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