Mit den Impfungen gegen Covid-19, der von dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) hervorgerufenen Infektionskrankheit, wurde Ende Dezember 2020 begonnen. Eine Impfung gegen Covid-19 trägt sowohl zum individuellen Schutz als auch zur Eindämmung der Pandemie bei. Inzwischen haben sich die Erfahrungen mit den zugelassenen Impfstoffen vermehrt. Was ist hier wichtig zu wissen – gerade für Herzpatienten und -patientinnen? Antworten auf die wichtigsten und häufigsten Fragen gibt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Die Deutsche Herzstiftung folgt den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut.
Welche aktuellen Impfempfehlungen gelten 2024?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Covid-19-Impfempfehlung seit Dezember 2020 unter der Berücksichtigung neuer Daten und weiterer Impfstoffzulassungen fortlaufend angepasst. Nach Beendigung der pandemischen Phase des Infektionsgeschehens wurde zunächst im Mai 2023 eine längerfristige Impfempfehlung erarbeitet und in die STIKO-Empfehlungen integriert. Diese wurden Anfang 2024 erneut aktualisiert, da inzwischen ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland mehrfach geimpft ist bzw. SARS-CoV2-Infektionen durchgemacht hat.
Danach gilt nun, dass eine Basisimmunität durch mindestens drei SARS-CoV-2-Antigenkontakte erreicht wird – gleich ob durch Impfung oder Infektion –, wobei die STIKO empfiehlt, dass bei Personen, bei denen noch keine Basisimmunität vorliegt, wenigstens einer der drei Antigenkontakte durch eine Impfung erreicht wird.
Eine Basisimmunität sollte unter anderen vorliegen bei:
- allen Personen im Alter ≥18 Jahre
- Bewohnern in Einrichtungen der Pflege
- Kindern und Jugendlichen im Alter ab 6 Monaten mit einer Grundkrankheit, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-Verlauf einhergeht
- Personen mit einem erhöhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko in der medizinischen und/oder pflegenden Versorgung mit direktem Patientenkontakt
- Familienangehörigen und engen Kontaktpersonen von Personen, bei denen nach einer Covid-Impfung keine schützende Immunantwort zu erwarten ist
- Frauen im gebärfähigen Alter und Schwangere
Wenn bisher weder SARS-CoV-2-Infektionen noch Covid-Impfungen stattgefunden haben, empfiehlt die STIKO abweichend von der Zulassung eine dreimalige Impfung mit einem Mindestabstand von vier bis vorzugsweise zwölf Wochen zwischen den ersten beiden Impfungen und mindestens sechs Monaten bis zu dritten Impfung.
Auffrischimpfungen werden nun jährlich im Herbst mit einem mRNA oder proteinbasierten Impfstoff u.a. empfohlen bei
- Erwachsenen ≥60 Jahre
- Bewohnern in Pflegeeinrichtungen
- Personen ab einem Alter von sechs Monaten mit einer Grunderkrankung, die mit einem erhöhten Risiko für schwere Covid-Verläufe einhergeht etwa chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Adipositas, Immunschwäche oder Krebserkrankungen.
Gesunden Erwachsenen <60 Jahre sowie gesunden Schwangeren werden bei bestehender Basisimmunität aktuell keine jährlichen Auffrischimpfungen empfohlen. Bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen ohne Grundkrankheiten wird generell aufgrund der inzwischen überwiegend milden Verläufe und ihrer sehr geringen Hospitalisierungsinzidenz auf eine Impfempfehlung gegen Covid-19 verzichtet.
Schützt die Impfung auch vor SARS-CoV-2-Varianten?
Ende 2021 ist über die erste Covid-19-Omikron-Variante (B.1.1.529) in Südafrika berichtet worden. Sie enthielt viele genetische Veränderungen (Mutationen) im Vergleich zum ursprünglichen SARS-CoV-2-Virus gerade im Bereich des Spike-Proteins – dem Angriffsziel der durch die Impfstoffe angeregten Immunabwehr. Diese Omikron-Variante verdrängte sehr schnell die zuvor vorherrschende Delta-Variante von SARS-CoV-2 in Europa.
Nachdem sie zum weltweit dominierenden Stamm wurde, ist sie noch zu verschiedenen Subvarianten mutiert. Vorrangig war es BA.1, dann waren es die BA.4 und BA.5 Subvarianten. Schließlich mutierte das Virus zu BQ.1 und BQ.1.1.
Im Januar 2023 hat XBB.1.5 – Spitzname "Krake" –, das von der BA.2 Omikron-Subvariante abgeleitet ist, die Aufmerksamkeit der Virologen auf sich gezogen. Denn diese Virusvariante enthielt noch mehr Mutationen, die es befähigt der Immunabwehr zu entkommen (sog, Immun-Escape). Die XBB.1.5-Subvariante hat zudem eine Mutation, von der angenommen wird, dass sie dem Virus hilft, an Zellen zu binden und übertragbarer zu werden. Inzwischen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Variante EG.5 ("Eris") zur „variant of interest“ erklärt. Andere Forscher berichten wiederum über eine weitere Virus-Varianten, wie BA.2.86 ("Pirola"). Beide Varianten zeichnen sich durch eine Vielzahl neuer Mutationen aus, die sich in der Region des Spike-Proteins befinden.
Empfehlung, sich durch Impfen zu schützen, bleibt
Sich impfen zu lassen, bleibt nach bisherigen Daten die beste Form des Schutzes vor schweren Krankheiten, Krankenhausaufenthalten und Tod. Nach bisherigen Erfahrungen ist der Impfschutz gegen die Omikron-Varianten (und ihre Subtypen) zwar geringer als gegen die vorherige Delta-Variante (hier 90 % Wirksamkeit gegen schwere Covid-19-Erkrankung) und er lässt mit der Zeit stärker nach. Dennoch besteht weiterhin – vor allem nach einer Boosterimpfung – ein deutlicher Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Die Schutzwirkung gegenüber schweren Infektionen bleibt laut Robert-Koch-Institut mindestens bis zu 3 Monate nach der Auffrischimpfung bestehen. Für Menschen mit höherem Covid-Risiko wird daher auch eine vierte Impfung empfohlen.
Erste Daten aus Israel zum neuen bivalenten Covid-19-Booster zufolge bietet dieser tatsächlich einen zusätzlichen Schutz gegen die derzeit im Umlauf befindlichen Varianten.
Impfen auch nach SARS-CoV-2-Infektion nötig
Generell ist bekannt, dass die Covid-19-Impfstoffe neutralisierende Antikörper sowie eine T-Zell-Immunität gegen viele unterschiedliche Bereiche (Epitope) des Spike-Proteins des SARS-CoV-2-Virus induzieren. Hierdurch bleibt auch bei Mutationen in der Regel eine Wirksamkeit der Impfstoffe erhalten, wenngleich sie etwas niedriger ausfallen und/oder kürzer anhalten kann.
Die STIKO weist in ihren Impfempfehlungen, dass ein solider Schutz vor Infektion und schwerer Erkrankung erst durch eine mehrmalige Auseinandersetzung mit dem Spikeprotein von SARS-CoV-2 zu erlangen ist.
Neue angepasste Impfstoffe
Alle Hersteller haben zuletzt intensiv daran gearbeitet, an die Mutationen angepasste Impfstoffe zu entwickeln. Diese Impfstoffe der sogenannten 2. Generation sollen noch besser vor den aktuellen SARS-CoV-2-Varianten schützen. Es handelte sich entweder um Impfstoffe, die Spikeprotein von zwei verschiedenen Virusvarianten (z.B. Delta/Omikron) enthalten (bivalente Vakzine) oder kodieren oder um Impfstoffe, die noch andere Virusproteine als das Spikeprotein als Antigene enthalten bzw. kodieren.
Seit Herbst 2022 standen verschiedene Covid-Impfstoffen – von Biontech und Moderna – gegen das Wildvirus und die Omikron-Subvariante BA.1, beziehungsweise angepasst an die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 zur Verfügung.
Im April 2023 hat eine Beratergruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Basis von Daten zu zirkulierenden Varianten von SARS-CoV-2 ausgewertet, neue Vorschläge für künftige Covid-Vakzine gemacht. Danach sollte die Grundlage künftiger Impfstoffe ein monovalenter Impfstoff sein, der an den Omikron-Abkömmling XBB.1.5 angepasst ist. Der erste dieser Impfstoffe von Biontech/Pfizer hat Anfang September 2023 die Zulassung erhalten und wird ab Ende des Monats zur Verfügung stehen.
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Booster-Impfung – Was dazu wichtig zu wissen ist
Zunächst wurde nur für Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem eine dritte Impfung („Booster“) zur Auffrischung des Impfschutzes gegen schwere Covid-19-Verläufe empfohlen. Inzwischen gehört eine dritte Impfung regelhaft zur Grundimmunisierung, sofern ein 3. Antigenkontakt nicht durch eine Infektion erfolgt ist. Als „Booster“ bezeichnet man nun eher die vierte und weitere Impfungen. Mehr erfahren.
Fragen zur Booster-Impfung
Mit dem Abflauen der Infektionswellen hat die Ständige Impfkommission im Mai 2023 ihre Impfempfehlungen der aktuellen Lage angepasst. Neben einer Basisimmunität empfiehlt die STIKO weitere Auffrischimpfungen nur noch Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe sowie Personen mit einem arbeitsbedingt erhöhten Risiko sowie Familienangehörigen mit Patienten, die selbst keinen Impfschutz aufbauen können, etwa aufgrund immunsuppressiver Therapie. Die weiteren Impfungen sollten in der Regel im Abstand von mindestens 12 Monaten zum letzten Antigenkontakt (vorzugsweise im Herbst) erfolgen .
Risiken für einen schweren Verlauf haben zum Beispiel Menschen mit:
- chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane (z.B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung/COPD)
- chronischen Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen
- starkem Übergewicht (Adipositas)
Konkret empfiehlt die STIKO (Stand Mai 2023) für Auffrischimpfungen vorzugsweise einen Varianten-adaptierten mRNA-Impfstoff. Hier gibt es inzwischen diverse Vakzine. Sie werden von den Unternehmen Biontech (z.B. als Comirnaty Original/Omicron BA 4.5) und Moderna (z.B. als Spikevax bivalent Original/Omicron BA.1) angeboten.
Nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist ein zeitlicher Abstand zwischen einer Impfung gegen Covid und Grippe (Influenza) nicht nötig. Das gilt im Übrigen auch für Impfungen gegen Pneumokokken (die Haupterreger einer Lungenentzündung) und andere Erkrankungen auf Basis der sogenannten Totimpfstoffe. Das heißt, auch eine dritte Covid-19-Impfung und die Influenza-Impfung können prinzipiell am gleichen Tag gegeben werden. Es sollten aber verschiedene Arme genutzt werden. Dabei wird die Influenza-Impfung auf der einen Seite subkutan (unter die Haut), die Covid-Impfung in den anderen Arm intramuskulär (i.m.) gespritzt. Laut STIKO können Impfreaktionen häufiger als bei der getrennten Gabe auftreten. Auch eine erste Auswertung der britischen ComFluCov-Gruppe (Combining Influeneza and Covid-19-Vaccination) deutet auch darauf hin, dass sich eine gleichzeitige Impfung gegen Covid und gegen Grippe verträgt. Dabei wurden drei verschiedene Grippeimpfstoffe und die Covid-Impfstoffe von Biontech und AstraZeneca in Kombination verglichen.
Die STIKO empfiehlt unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor verwendet wurde, für die Auffrischimpfung einen mRNA-Impfstoff. Ist auch zuvor bereits ein mRNA-Impfstoff bei den ersten beiden Impfungen eingesetzt worden, sollte möglichst der gleiche Impfstoff auch zum Boostern angewendet werden. Doch auch wenn zwei Impfungen mit der mRNA-Vakzine von Moderna (Spikevax) stattgefunden haben, spricht prinzipiell nichts dagegen, die dritte Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer durchführen zu lassen, wenn der mRNA-Impfstoff von Moderna nicht verfügbar ist – gleiches gilt auch umgekehrt. Möglicherweise kann durch eine Impfung mit zwei verschiedenen Impfstoffen sogar ein stärkerer Impfschutz erreicht werden. Nach aktuellen Daten unterscheidet sich die Verträglichkeit der dritten Impfung nicht von der zweiten.
Nach neuen Daten ist laut STIKO nur das Alter entscheidend für die Wahl des mRNA-Impfstoffs zur Auffrischung. So kann die Biontech-Vakzine Comirnaty ab 18 Jahren eingesetzt werden, die Moderna-Vakzine hingegen erst für Patienten ab 30 Jahren genutzt werden.
Ist bei einem sogenannten heterologen Impfschema nach einer ersten Impfung mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca die zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgt, empfiehlt hier die STIKO ebenfalls, möglichst den gleichen mRNA-Impfstoff bei der dritten Impfung zu nutzen. Gleiches gilt bei einer Erstimpfung mit dem Janssen-Impfstoff. Wird bei der Booster-Impfung die Moderna-Vakzine genutzt, wird diese übrigens generell nur mit halber Dosis verimpft (50 statt 100 Mikrogramm).
Für weitere Impfungen sollte vorzugsweise die Varianten-adaptierten mRNA-Impfstoffe verwendet werden.
Mit dem Ende der Pandemie hat die STIKO ihre Empfehlungen im Mai 2023 angepasst. So wird nun aufgrund der inzwischen überwiegend milden Covid-Verläufe weder Jugendlichen noch (Klein-)Kindern oder gar Säuglingen, bei denen keine Grundkrankheiten vorliegen, eine Covid-Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung empfohlen.
Aufgrund von stark ansteigenden SARS-CoV-2-Fallzahlen durch die Omikron-Variante zum Jahresbeginn 2022 und dem mit der Zeit nachlassenden Covid-Impfschutz auch bei jüngeren Menschen hatte die STIKO am 13. Januar 2022 zeitweise ihre Empfehlungen zur Booster-Impfung auf unter 18-Jährige ausgeweitet. Später wurden dann auch Kindern zwischen 5-11 Jahren mit Vorerkrankungen und/oder geschwächtem Immunsystem zwei Impfungen zur Grundimmunisierung sowie zwei Auffrischimpfungen empfohlen.
Patienten über 18 Jahre, die mit dem Coronaimpfstoff von Johnson & Johnson geimpft worden sind, haben zwar zunächst einen guten Schutz. Doch die Schutzwirkung lässt nach wenigen Monaten insbesondere bei über 60-jährigen deutlich nach. Vor allem gegenüber der Delta-Variante ist eine im Vergleich zu anderen Impfstoffen geringere Wirksamkeit beobachtet worden. Es kommt verhältnismäßig oft zu Impfdurchbrüchen.
Aufgrund des ungenügenden Impfschutzes nach der bislang bei diesem Impfstoff empfohlenen Einzel-Dosis empfiehlt die STIKO, die Wirkung mit einer zusätzlichen Dosis eines mRNA-Impfstoffs zu optimieren und zwar ab 4 Wochen nach der Grundimmunisierung. Auch für die Auffrischimpfung im Mindestabstand von 3 Monaten zur 2. Dosis der Grundimmunisierung wird ein mRNA-Impfstoff empfohlen. (Stand Januar 2022)
Auch für Über-65-Jährige, die wegen eines ersten oder auch mehrfachen Herzinfarktes viele Medikamenten einnehmen müssen, wie Atorvastatin, Irbesartan, Bisoprolol, Ass 100 und Ticagrelor, ist eine dritte Impfung möglich. Denn Patienten mit Herz- und Kreislauferkrankungen zählen zum besonders gefährdeten Personenkreis mit einem höheren Risiko für schwere Covid-19-Krankheitsverläufe. Nach den aktuellen STIKO-Angaben erscheint sie auch ratsam.
Nein. Erfolgt eine Grippeschutz-Impfung einzeln nach zweifacher Covid-Impfung, dann hat das keinen Einfluss auf die generellen zeitlichen Empfehlungen für eine Boosterimpfung. Das heißt: Nach erfolgter zweiter Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca sollte die dritte Covid-Impfung im Abstand von fünf bis sechs Monaten erfolgen. Grundsätzlich ist eine Grippeimpfung sinnvoll und wichtig für Herzpatienten. Sie kann zwischen den Covid-Impfungen stattfinden oder sogar zeitgleich damit.
Die Entwicklung einer Myokarditis nach der zweiten Impfung mit einem mRNA-Imfpstoff ist generell sehr selten – vor allem bei Patienten über 30 Jahren. Aktuelle Sicherheitsdaten aus Deutschland gehen von 1-5 Fällen pro 100.000 Impfungen aus. Eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist noch seltener. Dies gilt insbesondere, wenn Beschwerden erst nach mehr als zwei Wochen nach der zweiten Impfung auftreten. Generell sind die bisher gemeldeten Verläufe zudem meist mild und ohne bleibende Schäden.
Leider ist es in der Praxis so, dass man häufig trotz umfangreicher Untersuchung nicht sicher klären kann, ob ein Patient tatsächlich auch eine Myokarditis durchgemacht hat oder nicht. Liegen keinerlei Symptome, Entzündungszeichen, Einschränkungen der linksventrikulären Funktion oder andere strukturelle Auffälligkeiten vor, die in Verbindung zu einer Myokarditis/Perikarditis stehen könnten, ist eine Boosterimpfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech empfehlenswert – gerade wenn eine andere Herzerkrankung vorliegt, die das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf nachweislich erhöht.
Tritt nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder Nuvaxovid jedoch nachgewiesenermaßen eine Myo- oder Perikarditis auf, empfiehlt die STIKO inzwischen, dass auf die Verabreichung weiterer Impfstoffdosen dieser Impfstoffe verzichtet werden sollte (Stand August 2022).
Die von manchen Patienten zugleich beschriebenen Rhythmusstörungen hängen mit ziemlicher Sicherheit nicht mit der Impfung zusammen. Ebenso ist nicht davon auszugehen, dass sie Folge einer Myokarditis sind.
Erwachsene ab 18 Jahren, die sich nach zweifacher Impfung trotzdem infiziert haben (Nachweis per PCR-Test) und Symptome aufweisen, haben dadurch einen weiteren natürlichen Schutz durch die Infektion erworben. Inzwischen (Stand Mai 2023) gilt daher, dass eine Basisimmunität vorliegt, wenn mindestens drei SARS-CoV-2-Antigenkontakte stattgefunden haben (Impfung/Infektion). Für den Aufbau einer bestmöglichen Basisimmunität sollten nach Einschätzung der Ständigen Impfkommission (STIKO) mindestens zwei der drei Antigenkontakte als Impfung erfolgt
sein. Noch fehlende Antigenkontakte sollen deshalb durch Impfungen mit zur Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung zugelassenen und von der
STIKO empfohlenen Covid-Impfstoffen komplettiert werden.
Es ist nicht bekannt, ab welchem Titer-Wert von einem ausreichenden Schutz vor Covid-19-Erkrankung ausgegangen werden kann. Die STIKO empfiehlt daher auch keine serologische Antikörpertestung vor einer (Auffrisch-)Impfung, um zu prüfen, ob weiterhin ein Covid-19-Schutz besteht. Die STIKO betont zugleich, dass es keine Sicherheitsbedenken für eine (Auffrisch-)Impfung bei noch bestehender Immunität gibt.
Nach bisherigem Kenntnisstand sollte eine Antikörperbestimmung lediglich bei Patienten mit Erkrankungen des Immunsystems, mit Immunsuppression oder einer Tumorerkrankung vorgenommen werden, um zu prüfen, ob eine Covid-Impfung einen Effekt zeigt und dann vielleicht schon früher eine Auffrischimpfung erfolgen sollte. Die Qualität vieler frei erhältlicher Tests zur Bestimmung neutralisierender Antikörper ist zudem fraglich.
Die STIKO gibt zwar wegen eines geringeren Myokarditisrisikos einer Boosterimpfung mit der mRNA-Vakzine von Biontech den Vorzug – das gilt allerdings nur für Patienten zwischen 18 und 30 Jahren. Eine Covid-Auffrischimpfung kann ansonsten sowohl mit dem Impfstoff von Biontech als auch mit dem von Moderna durchgeführt werden. Insgesamt ist das Risiko einer durch die Impfung hervorgerufenen Myokarditis (etwa 1-5:100.000) als sehr gering einzustufen – vor allem bei älteren Patienten. Die dritte Impfung wird ohnehin von den meisten Patienten außerordentlich gut vertragen.
Eine Studie aus Israel hat zudem ergeben, dass das Risiko, nach einer dritten Impfung eine Myokarditis zu entwickeln, insgesamt sehr gering ist und geringer als nach der zweiten Impfung. Unter rund 126.000 mit der Biontech-Vakzine geboosterten Militärmitarbeitern kam es danach nur zu neun bestätigten Myokarditis-Fällen. Betroffen waren ausschließlich junge Männer, alle Fälle verliefen mild.
Das Risiko einer durch eine mRNA-Impfung hervorgerufenen Myokarditis (etwa 1-5:100.000) ist auch bei Patienten mit einer infektbedingten früheren Myokarditis vermutlich nicht höher als bei solchen, die niemals eine Myokarditis durchgemacht haben, soweit das Daten der Literatur zu entnehmen ist. Auch eine noch restlich bestehende Perikarditis stellt keinen Grund gegen eine Corona-Impfung z.B. mit dem Biontech-Impfstoff dar – vor allem, wenn damit vielleicht bereits die ersten Impfungen erfolgt sind.
Trotz zweimalig durchgemachter Coronainfektion – sofern sie gesichert war – besteht zwar ein gewisser Schutz, aber spätestens nach sechs Monaten dennoch kein ausreichender Schutz mehr vor einer erneuten Coronainfektion. Gerade Herzpatienten sollten hier kein Risiko eingehen und sich spätestens dann impfen lassen. Die Komplikationen, die von einer erneuten Covid-19 Infektion potenziell zu erwarten sind, sind um Größenordnungen dramatischer als die seltenen und geringen Impfkomplikationen.
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann vier Wochen nach der Impfung auch seine Covid-Antikörper bestimmen lassen. Dann sieht man, ob es sich dabei um eine Boosterung gehandelt hat oder „nur“ einen Impfschutz, wie er nach der ersten Impfung auftritt.
Fragen zu Gerinnungshemmern:
Ist eine Covid-19-Impfung unter Einnahme von Gerinnungshemmern wie Phenprocoumon (Marcumar, Falithrom) möglich?
Patienten die Gerinnungshemmer wie Phenprocoumon (Marcumar, Falithrom) einnehmen müssen, können gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Impfung muss intramuskulär erfolgen. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt in diesen Fällen die Verwendung einer möglichst feinen Kanüle. Im Anschluss an die Impfung sollten Patienten die Einstichstelle etwa 5 Minuten komprimieren.
Am Tag der Injektion sollten Patienten, die z. B. wegen einer künstlichen Herzklappe dauerhaft Marcumar/Falithrom einnehmen, darauf achten, dass der INR-Wert im therapeutischen Bereich liegt. Das minimiert das Risiko einer intramuskulären Blutung. Im Anschluss kann die Wiedereinstellung auf den therapeutischen INR-Bereich erfolgen. Schon am Tag der Impfung kann die normale Dosis von Marcumar wieder eingenommen werden.
Soll ich für die Covid-19-Impfung meinen Gerinnungshemmer absetzen und/oder mir als Ersatz Heparin spritzen?
Auf keinen Fall darf man für die Covid-19-Impfung den Gerinnungshemmer eigenmächtig absetzen. Ein Ersatz durch Heparin ist weder sinnvoll noch notwendig. Im Zweifelsfall halten Sie unbedingt Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt, inwieweit der INR-Wert abgesenkt werden kann. Gute Erfahrungen hat man gemacht, wenn man am Tag der Impfung den INR-Wert auf etwa 2 absinken lässt.
Neue oder direkte orale Gerinnungshemmer (NOAKs/DOAKs): Ist eine Corona-Impfung z. B. unter Eliquis möglich?
Das Risiko einer Blutung an der Injektionsstelle ist bei den neuen direkten oralen Gerinnungshemmern (kurz DOAKs/NOAKs, nicht-Vitamin-K-basierte orale Antikoagulanzien), zu denen auch Eliquis gehört, gering bzw. nicht vorhanden. Somit stellen die Blutverdünner keine Kontraindikation gegen die Corona-Impfung dar. Auch hier sollte man jedoch die Empfehlung des RKI beachten und die Impfung mit einer dünnen Kanüle durchführen.
Zur Behandlung meiner Herzkrankheit nehme ich ASS 100 mg ein. Kann ich gegen Covid-19 geimpft werden?
Die Corona-Impfung ist uneingeschränkt bei gleichzeitiger Therapie mit ASS 100 mg möglich. Gerade Herzpatienten sollten sich gegen Covid-19 impfen lassen, da sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, wenn sie sich mit dem COVID-19-Virus infizieren.
Kann ich als Marcumar-Patient Injektionsnadeln mit dem Durchmesser 0,6 mm akzeptieren oder soll ich auf eine feinere Nadel bestehen?
Eine Nadelgröße von 0,6 mm können Sie für die Corona-Impfung akzeptieren. Bislang sind mit dieser Technik, soweit bekannt, keine größeren Blutungen im Muskel aufgetreten. Zwar gibt es auch feinere Nadeln, diese sind aber meist kürzer, so dass ggf. die Muskulatur nicht erreicht wird.
Ich habe im Impfzentrum auf die Injektion mit einer "sehr feinen Injektionskanüle" hingewiesen. Hier wurde jedoch nicht weiter drauf eingegangen. Was soll ich tun?
In aller Regel werden für die intramuskuläre Injektion des Impfstoffs schon die dünnstmöglichen Injektionskanülen verwandt, auch für nicht antikoagulierte Patienten. Insofern braucht man bei einer Impfung von Patienten, die mit Antikoagulanzien behandelt werden, nicht auf noch feinere Kanülen zurückzugreifen. Auch bei den Impfungen, bei denen ich anwesend war, wurden für die Patienten, die mit Antikoagulanzien behandelt wurden, die gleichen Kanülen verwandt, wie bei den übrigen Patienten. Bislang habe ich nicht von irgendwelchen Blutungskomplikationen oder größeren Blutergüssen bei der Covid-19-Impfung gehört. Auch nicht bei Patienten, die unter einer Antikoagulation standen.
Fragen zu Herzerkrankungen:
Daten zu einem möglicherweise erhöhten Risiko für ein akutes Koronarsyndrom nach Impfung mit einer mRNA-Vakzine haben für einige Verunsicherung gesorgt. Sie beruhen auf dem angeblichen Fund eines Entzündungsmarkers in Endothelzellen (Zellen der Gefäßinnenwand) des Herzens nach Covid-Impfung und wurden als Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse am Herzen und Herzschäden interpretiert. Hierzu ist zu sagen, dass die Daten lediglich aus einem kurzen Abstract (Studienzusammenfassung; Dr. Gundry; Abstract 10712) stammen, der in der Fachzeitschrift "Circulation" publiziert wurde, und nur auf einer kleinen, nicht repräsentativen Patientenzahl beruhen. In Israel hat man zum Beispiel genau kontrolliert, welche Nebenwirkungen bei den vielen Millionen bereits geimpften Menschen auftreten. Danach gibt es gibt keinerlei Hinweise bei mRNA-Impfstoffen auf ein erhöhtes Risiko von Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Lediglich die sehr seltenen Fälle von Herzmuskelentzündung (Myokarditis) bei jungen Männern (1-5 pro geimpfte 100.000 Personen) sind dokumentiert und werden auch bei den Impfempfehlungen berücksichtigt. In einer großen Studie aus Frankreich mit Menschen über 75 Jahren wurde jüngst ebenfalls kein Anstieg der Häufigkeit von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenembolien festgestellt.(JAMA; doi:10.1001/jama.2021.21699)
Einzelne Laborparameter, wie den Entzündungsmarker, als Risiko einzustufen, ist zudem unseriös. Es gibt in der Untersuchung zudem keinerlei Kontrollwerte, bei denen man zum Beispiel vergleicht, wie sich die untersuchten Biomarker bei anderen Impfungen verändern. Ebenso gut kann es sein, dass die Werte einfach wieder sinken, ohne weitere Auswirkungen zu haben. Solange solche Daten nicht auf wissenschaftlich valide Füße gestellt sind, sind sie auch nicht brauchbar, um klinische Schlussfolgerungen zu ziehen. Auch die American Heart Association distanziert sich in "Circulation" inzwischen von dem Abstract.
Im Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts von Februar 2022 wird nochmals explizit betont, dass für Todesfälle durch Herzinfarkte, Schlaganfall und Lungenembolien nach Covid-Impfung kein Zusammenhang erkennbar ist.
Eine neuere koreanische Studie ergab sogar, dass eine vollständige Impfung gegen Covicd19 mit einem geringeren Risiko für einen Herzinfarkt und einen ischämischen Schlaganfall nach einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Ergebnisse sprechen nach Auffassung der Wissenschaftler für eine Impfung, insbesondere bei Personen mit Risikofaktoren für kardiovaskuläre
Erkrankungen.
Für Patienten mit Herzinfarkt und Stent sind durch die Corona-Impfung keine Nachteile oder Nebenwirkungen zu erwarten. Natürlich sollte man die Impfung nicht während der akuten Phase eines Herzinfarktes (d.h. innerhalb der ersten 8 Tage) vornehmen.
Kann ich mich trotz koronarer Herzerkrankung gegen Covid-19 impfen lassen und wenn ja, mit welchem Immunserum?
Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen sollten sich gegen Corona impfen lassen. Diese Patientengruppen haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, wenn sie sich mit dem Covid-19-Virus infizieren.
Herzrhythmusstörungen stellen keinen Gegengrund gegen eine Corona-Impfung dar. Für Patienten mit einer Herzkrankheit ist die Impfung angesichts der Gefährlichkeit einer Covid-19-Infektion besonders sinnvoll.
Drei Tage nach der ersten Covid-19-Impfung hatte ich eine Woche lang schlimme Herzrhythmusstörungen. Besteht ein Zusammenhang mit der Impfung? Soll ich auf die zweite Dosis verzichten?
Dass die Herzrhythmusstörungen durch die Impfung selbst ausgelöst worden sind, ist außerordentlich unwahrscheinlich – aber nicht völlig undenkbar. Unwahrscheinlich insofern, als mehrere Hunderttausend Menschen mit vorbestehenden Herzrhythmusstörungen die Impfung mittlerweile erhalten haben, ohne dass es zum Auftreten erneuter Herzrhythmusstörungen gekommen ist. In jedem Fall ist auszuschließen, dass durch die Impfung schwerwiegende und gefährliche Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden. Was man nicht gänzlich ausschließen kann: Eine ausgeprägte Immunreaktion mit verstärkter Aktivität des Sympathikus (Antreibernerv) kann womöglich im Körper Herzrhythmusstörungen zur Folge haben, die zwar belästigend, aber harmlos sind. Wie Sie sicher aus Erfahrung wissen, treten Herzrhythmusstörungen auch unabhängig von allen äußeren Faktoren plötzlich auf, halten eine Zeit an und verschwinden wieder. In keinem Fall sind sie ein Argument gegen die zweite Impfung. Insofern würde ich mich an Ihrer Stelle ohne Bedenken der zweiten Impfung unterziehen.
Ich nehme zur Blutdrucksenkung Medikamente ein, kann ich mich gegen Covid-19 impfen lassen?
Bei chronisch kranken Menschen ist die Gefahr, an einer Covid-19-Erkrankung zu sterben, deutlich höher als bei jüngeren Menschen bzw. nicht chronisch kranken Personen. Patienten mit Bluthochdruck sollten sich daher gegen eine Covid-19-Infektion impfen lassen. Wichtig ist, dass der Bluthochdruck gut eingestellt ist. Setzen Sie die Blutdruckmedikamente daher auf keinen Fall vor der Impfung eigenmächtig ab.
Ist eine Impfung gegen Covid-19 auch bei Herztransplantierten mit Immunsuppression möglich und auch empfehlenswert? Gibt es schon Studien, welcher Impfstoff an Transplantierte „verimpft“ werden sollte?
Die Corona-Impfung ist bei Patienten mit transplantiertem Herz nicht nur möglich, sondern empfehlenswert. Es scheint unter immunsuppressiver Therapie zu einer verminderten Antikörperbildung zu kommen. In welchem Ausmaß und wie lange diese anhält, wird wissenschaftlich untersucht. In Deutschland wird zurzeit mit Unterstützung der Deutschen Herzstiftung eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt. Beteiligt sind nahezu alle transplantierenden Herzzentren. Führendes Zentrum ist das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Nach jetzigem Kenntnisstand ist keiner der zur Verfügung stehenden Impfstoffe zu bevorzugen.
Ja, die Corona-Impfung ist auch für Träger eines implantierbaren Defibrillators möglich. Sie können sich ohne weiteres gegen Covid-19 impfen lassen.
Mein Herz wurde wegen Vorhofflimmern mit einer Katheter-Ablation behandelt. Kann ich mich gegen Corona impfen lassen?
Sie können sich ohne weiteres gegen Corona impfen lassen. Wenn Sie geimpft sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an Covid-19 erkranken, sehr viel geringer.
Meine Mutter ist 90 Jahre alt und hat eine bestehende Herzinsuffizienz. Würden Sie trotz des hohen Alters und potenziellen Nebenwirkungen die Corona-Impfung empfehlen?
Die Covid-19-Impfung hat keine negativen Auswirkungen bei einer Herzinsuffizienz. Im Gegenteil, Patienten im hohen Alter können von einer Covid-19-Impfung nur profitieren. So weiß man, dass Patienten mit 90 Jahren und einer Herzinsuffizienz, die sich mit Covid-19 infizieren, ein sehr hohes Risiko haben, eine lebensbedrohliche Infektion mit möglicher Todesfolge durchzumachen.
Dazu gibt es aufgrund der geringen Fallzahlen einer Myokarditis nach Covid-Impfungen bislang wenig Erfahrungen. Eine kleine französische Studie, die im März 2022 bei einem Kongress der Europäischen Kardiologen vorgestellt wurde, liefert jedoch beruhigende Daten. Danach ist zumindest eine mRNA-Impfung mit Comirnaty bei Patienten, die in der Vergangenheit eine Herzmuskelentzündung hatten, wohl nicht mit einem Wiederauftreten der Erkrankung oder anderen schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden ist.
Die Studie umfasste 142 Patienten, die zwischen Januar 2016 bis Juni 2021 mit der Diagnose einer akuten Myokarditis in die Hospices Civils de Lyon eingeliefert worden waren. Die Patienten wurden telefonisch kontaktiert und gefragt, ob sie geimpft worden waren, mit welchem Impfstoff, wie oft, und ob sie Nebenwirkungen hatten. Die Patienten wurden zudem gefragt, ob sie derzeit an Covid-19 erkrankt sind oder in der Vergangenheit erkrankt waren. Bei 71 Patienten war der Impfstatus bekannt: 55 Patienten waren geimpft (12 einfach, 43 zweifach – überwiegend mit dem mRNA Impfstoff Comirnaty) und 16 waren nicht geimpft. Als Hauptgrund für die Nichtimpfung wurde die Angst vor einem Wiederauftreten der Myokarditis angegeben (12 Patienten, 75 % der nicht geimpften Patienten).
Die Forscher holten auch Informationen über Nebenwirkungen nach der Impfung aus den Krankenakten ein. Dazu gehörten schwerwiegende Ereignisse wie Tod, Herzrhythmusstörungen und wiederkehrende Myokarditis. Das Ergebnis: Nach der SARS-CoV-2-Impfung traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf.
Fragen zu Herzklappenersatz:
Ist eine Corona-Impfung trotz biologischer oder mechanischer Herzklappe möglich?
Patienten mit einer biologischen Herzklappe können sich ohne Probleme und ohne ärztliche Voruntersuchung gegen Corona impfen lassen. Bei der Impfung ist zu beachten, was auch bei der Impfung von Herzgesunden wichtig ist.
Patienten mit einer mechanischen Herzklappe (Metall/Kunststoff), die lebenslang die Einnahme eines Blutverdünners (Marcumar) zur Thromboseprophylaxe erfordern, können sich ohne Probleme impfen lassen. Da die Impfung allerdings intramuskulär erfolgt, empfiehlt das RKI in diesen Fällen die Verwendung einer möglichst feinen Kanüle. Im Anschluss an die Impfung sollten Patienten die Einstichstelle etwa 5 Minuten komprimieren.
Mit über 80 Jahren eine Herzklappe, die eigentlich ersetzt werden müsste, und ein Herzschrittmacher: Ist unter diesen Umständen eine Impfung gegen Covid-19 möglich?
Eine nichtintakte Herzklappe, die eigentlich ersetzt werden müsste, stellt keinesfalls einen Gegengrund gegen die Corona-Impfung dar. Ebenfalls nicht der implantierte Herzschrittmacher.
Bei Patienten mit einer künstlichen Herzklappe ist in der Regel keine Endokarditisprophylaxe notwendig. Auch hier gilt jedoch: Sprechen Sie vorab mit Ihrem behandelnden Arzt.
Allgemeine Fragen zur Covid-19-Impfung
Die bisherigen Studien erlauben keine abschließenden Aussagen dazu, wie lange ein Impfschutz bestehen bleibt. Daten, vor allem aus der praktischen Anwendung des Biontech-Impfstoffs in Israel, haben als erstes auf ein Nachlassen der Schutzwirkung 6 - 12 Monate nach der Zweitimpfung hingewiesen. Ähnliche Daten gibt es inzwischen auch aus anderen Ländern. Dabei zeigt sich aber auch, dass zwar der Schutz vor einer Covid-19-Infektion an sich deutlich nachlässt, eine Infektion in der Regel dann jedoch mild verläuft. Der Schutz vor einem schweren Verlauf mit Krankenhauseinweisung bleibt gut. Daher wird inzwischen weniger diskutiert, ob, sondern eher wann eine weitere, dritte Impfung zur Auffrischung des Schutzes gegen Covid-19 ("Booster") sinnvoll ist. Das gilt vor allem für Patienten, die Immunsuppressiva erhalten und ohnehin weniger Antikörper produzieren (z.B. nach Organtransplantation oder bei Rheuma) sowie für ältere Menschen.
In einer Beobachtungsstudie aus Israel wurde zum Beispiel der Impfschutz bei über 60-Jährigen, die komplett mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff geimpft worden waren, sowohl mit als auch ohne zusätzliche Booster-Impfung verglichen. Die Forscher ermittelten, dass der Booster das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion 11,3-fach und das Risiko für einen schweren Verlauf 19,5-fach verringerte. Somit konnte eine Booster-Impfung die Zahl schwerer Durchbruchinfekte auf einen Bruchteil reduzieren. Die Studie lässt allerdings offen, wie hoch überhaupt für einen komplett geimpften Menschen – mit oder ohne Booster – das absolute Risiko für einen schweren Verlauf ist. In einer britischen Studie wurde ebenfalls ausgewertet, wie sich die Boosterimpfung mit dem Biontech-Impfstoff bei über 50-Jährigen auswirkt. Es zeigte sich ein deutlich erhöhter Schutzeffekt vor einem schweren Covid-19-Verlauf – unabhängig davon, nach welche Schema die beiden ersten Impfungen erfolgt waren.
Die aktuellen Booster-Empfehlungen
In den USA hat Ende September die Gesundheitsbehörde FDA dem Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Notfallzulassung für eine Booster-Impfung erteilt. In Deutschland hat sich kurz danach die ständige Impfkommission (STIKO) geäußert. In einer ersten Empfehlung sollten zunächst Immungeschwächte (z.B. nach Transplantation oder mit Immundefekten) eine dritte Dosis erhalten. Danach sollte eine Auffrischimpfung u.a. prioritär angeboten werden für Personen im Alter von ≥ 70 Jahren sowie für BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen und Pflegepersonal.
Inzwischen empfiehlt die STIKO darüber hinaus auch eine Covid-19-Impfung für alle Personen ab 12 Jahren mit einem mRNA-Impfstoff (bei Jugendlichen bevorzugt mit der Biontech-Vakzine Comirnaty). Ziel dieser Ausweitung ist es neben dem Schutz des Einzelnen auch das SARS-CoV-2-Übertragungsrisiko in der Bevölkerung allgemein zu reduzieren und die Infektionswellen abzuschwächen, so die Begründung.
Die Auffrischimpfung kann laut STIKO (Stand 21.12.2021) – und forciert durch die Verbreitung der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 – bereits 3 Monate nach nach der Grundimmunisierung (2 Impfungen) erfolgen. Empfohlen wird dazu ein mRNA-Impfstoff. Das gilt ebenso nach einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion und einmaliger Impfung und ist auch unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor verwendet wurde. Bei mRNA-Impfstoffen soll möglichst der bei der Grundimmunisierung verwendete Impfstoff zur Anwendung kommen.
Bei Menschen mit sehr schwachem Immunsystem gilt die Empfehlung, dass eine Booster-Impfung frühestens ab dem 28. Tag nach der zweiten Impfung erfolgen soll. Diese beruht auf Studiendaten, wonach eine Extradosis des Impfstoffs bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem nach Organtransplantation die Antikörperbildung gegen SARS-CoV-2 anregt.
Das Robert Koch-Institut hält allerdings eine generelle serologische Antikörper-Testung zur Prüfung eines (noch) ausreichenden Covid-Schutzes für nicht empfehlenswert. Zum einen ist nicht bekannt, ab welchem Wert von einem ausreichenden Schutz ausgegangen werden kann. Zum anderen bestehen laut RKI keine Sicherheitsbedenken für eine Auffrischimpfung bei (noch) bestehender Immunität.
Einer Auswertung von App-Daten aus den USA zufolge treten nach der dritten mRNA-Impfung auch nicht vermehrt unerwünschte Nebenwirkungen auf als nach der zweiten Impfung. Dazu wurden Angaben der „vSafe“-App von rund 12.000 US-Bürgern, die dort Nebenwirkungen einer Covid-Impfung eintragen können, ausgewertet. Sowohl die lokalen Reaktionen an der Einstichstelle als auch systemische Effekte wie Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen waren ähnlich häufig. Auch nach Angaben des Paul Ehrlich-Instituts hat die Auswertung der in Deutschland gemeldeten Nebenwirkung-Verdachtsfälle bislang kein zusätzliches Risiko nach einer Auffrischungsimpfung ergeben.
Ohne Booster sind zudem künftig die EU-Impfzertifikate nur noch neun Monate nach der Grundimmunisierung ungültig. Die Regelung tritt am 1. Februar 2022 in Kraft, teilte die EU-Kommission mit.
Für Herzpatienten sind alle vier derzeit zugelassenen Impfstoff-Präparate gleich gut. Dies gilt sowohl für Patienten nach Herzinfarkt, mit implantierten Herzklappen als auch Schrittmachern und ICD/CRT Geräten. Zum neuen, fünften Impfstoff Nuvaxovid fehlt noch die Erfahrung.
Grundsätzlich gilt: Bei Impfstoffen und Medikamenten gibt es keine absolute Sicherheit. Die bisherigen Studien konnten auch noch nicht alle Fragen zu den neuen Impfstoffen gegen Covid-19 klären. Laut Risikoabschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde sind beim Verabreichen der mRNA-Impfstoffe moderate Nebenwirkungen aufgetreten, wie sie auch von anderen Impfstoffen bekannt sind, etwa Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Fieber. In sehr seltenen Fällen kam es zu stärkeren allergischen Reaktionen oder Thrombosen. Auch eine Herzmuskelentzündung wird in seltenen Fällen in Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Impfung festgestellt, jedoch ebenso auch in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Experten schätzen nach wie vor die Risiken einer Covid-19-Erkrankung fürs Herz größer ein als Risiken durch die Impfung. Mehr dazu unter den Fragen: Wie sicher und wirksam sind die mRNA-Impfstoffe? Und unter diesem Link (zur AstraZeneca-Seite).
In Europa sind inzwischen sieben Covid-19-Impfstoffe zugelassen. Der Impfstoff BNT162b2 (Handelsname: Comirnaty), eine Entwicklung der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer, und die Covid-19-Vakzine (mRNA-1273, Handelsname: Spikevax) des amerikanischen Unternehmens Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Ende Januar 2021 wurde zusätzlich der Covid-19-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca und der Universität Oxford zugelassen (AZD1222, Handelsname: Vaxzevria). Im März 2021 folgte die Covid-19-Vakzine der Johnson & Johnson-Tochter Janssen-Cilag International N.V.(Ad26.COV2.S, Handelsname JCOVDEN, zuvor Janssen Covid-19 Vaccine). Bei diesen beiden handelt es sich um sogenannte Vektorimpfstoffe. Vaxzevria wird zumindest in Deutschland seit Ende 2021 allerdings nicht mehr verimpft.
Ende Dezember 2021 hat das erste proteinbasierte Vakzin Nuvaxovid (NVX-CoV2373) des Unternehmens Novavax die Zulassungsempfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde erhalten. Es enthält ein gentechnisch hergestelltes Antigen (ein Spike-Protein von SARS-CoV-2) und wird im Abstand von etwa drei Wochen in zwei Dosen gespritzt. Der Impfstoff ist seit Februar 2022 in Deutschland auf dem Markt. Die Ständige Impfkommission STIKO hat sich im Februar 2022 offiziell für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Novavax zur Grundimmunisierung bei Erwachsenen ausgesprochen, seit Mitte August 2022 auch für Jugendliche ab 12 Jahren. Ausgenommen sind Schwangere und Stillende. Laut Europäischer Arzneimittelagentur EMA (Stand Sept 2022) kann der Impfstoff auch Personen ab 18 Jahren als Booster verabreicht werden.
Im September kam in Deutschland außerdem der Covid-19-Totimpfstoff Valneva auf den Markt. Die STIKO empfiehlt ihn zur Grundimmunisierung bei Menschen zwischen 18 und 50 Jahren (zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen), jedoch nicht zur Boosterimpfung.
Seit September bzw. Oktober 2022 stehen zudem an Omikron-Varianten angepasste mRNA-Impfstoffe der Unternehmen Biontech und Moderna zur Verfügung. Sie werden für die Auffrischimpfungen von der STIKO empfohlen.
Im November 2022 folgte die Zulassung eines zweiten proteinbasierten Covid-19-Impfstoffs: VidPrevtyn Beta von den Unternehmen Sanofi und Glaxo-Smith-Kline. Er wird von der EMA allerdings bislang nur zur Boosterimpfung empfohlen und ist nicht an die neuen Omikron-Varianten angepasst. Die STIKO hat noch keine Stellungnahme dazu abgegeben.
Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es derzeit fast 300 Impfstoffprojekte. Die Impfstoffe (Vakzinen) haben dabei verschiedene Wirkweisen und befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung. Etwa 100 sind zum Beispiel schon in der klinischen Erprobungsphase. Geforscht wird dabei auch weiterhin an Vakzinen, die gegen die immer wieder neu auftauchenden Virusvarianten noch besser schützen sollen.
Das Prinzip aller Impfstoffkandidaten ist es, der körpereigenen Abwehr Bauteile des Coronavirus zu präsentieren, damit der Körper eine Immunität gegen den Erreger aufbauen kann. Die Wissenschaftler folgen dabei derzeit im wesentlichen zwei Entwicklungslinien: mRNA-Impfstoffe nutzen eine bestimmte Nukleinsäure (Boten-Ribonukleinsäure, englisch messenger RNA, kurz mRNA) als Informationsübermittlerin; für Vektorimpfstoffe werden Proteine oder Teile des Erbmaterials des Coronavirus in Viren (Vektoren) verpackt, die für Menschen harmlos sind.
Neu hinzukommen wird ist ein sogenannter Totimpfstoff mit gentechnisch hergestelltem SARSo-CoV-2-Spike-Protein als Antigen, das in Nanopartikel verpackt ist: der Impfstoffkandidat NVX-CoV2373 von Novavax. Ein Adjuvans auf Saponin-Basis soll dabei die Wirksamkeit erhöhen. Mitte November hat der Hersteller aufgrund positiver Daten aus der Zulassungsstudie PREVENT-19, die eine Schutzwirkung von gut 90 Prozent ergab, die Zulassung des Impfstoffs Nuvaxovid in der EU beantragt. Am 20.12. 2022 erfolgte die Zulassung
Ein weiterer proteinbasierter Impfstoff (Vidprevtyn) wurde vom französischen Unternehmen Sanofi Pasteur entwickelt.
Der französisch-österreichische Impfstoffhersteller Valneva hat wiederum einen inaktivierten, adjuvantierten Covid-19-Impfstoffstoff entwickelt. Es ist der einzige Corona-Ganzvirusimpfstoff (enthält vollständig inaktivierte Viruspartikel des ursprünglichen SARS-CoV-2-Stammes) in Europa und zählt damit zu den klassischen Totimpfstoffen.
Grundlage der mRNA-Impfstoffe ist die sogenannte Boten (messenger)-Ribonukleinsäure (mRNA). Sie ist die Abschrift des Gens, das im Erbgut der Coronaviren die Bauanleitung für die sogenannten Spike-Proteine trägt. Die Spikes („Stacheln“) befinden sich auf der Oberfläche der Viren, mit ihnen docken sie an menschliche Zellen an und dringen in sie ein. Im Innern der Zellen “missbrauchen“ die Viren dann die zelleigenen Protein-Produktionsstätten, um sich selbst zu vermehren.
Zur Herstellung des Impfstoffs wird die mRNA mit der Bauanleitung für die Spike-Proteine im Labor vervielfältigt und in kleine Fettkügelchen (Lipidnanopartikel) verpackt, die das empfindliche Botenmolekül vor einem vorzeitigen Abbau im menschlichen Körper schützen. Diese Partikel werden, in Flüssigkeit fein verteilt, für die Impfung verwendet.
Im menschlichen Körper stellen Zellen nach den Instruktionen des Botenmoleküls virale, nicht infektiöse Spike-Proteine her. Diese werden vom Immunsystems als fremd erkannt. Die körpereigene Abwehr reagiert darauf unter anderem mit der Produktion von Antikörpern und sogenannte T-Zellen, die gezielt gegen das Virus vorgehen und zudem langfristig ein Immungedächtnis aufbauen, damit das körpereigene Abwehrsystem beim nächsten Kontakt mit dem Virus schnell in Aktion treten kann. Die zur Impfung verwendete mRNA wird in den Körperzellen nach kurzer Zeit abgebaut.
Hinsichtlich Wirksamkeit werden die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig beurteilt: Die Zulassungsstudien belegten eine Impfeffektivität von 95 %. Ein hoher Schutzeffekt vor schweren Verläufen und Tod wird auch bei den neuen Virusvarianten Delta und Omikron beobachtet. Voraussetzung für einen hohen Impfschutz ist allerdings nach aktuellen Erkenntnissen, dass eine dritte Impfung erfolgt ist.
Da zuvor noch kein mRNA-Impfstoff zugelassen worden war, ist über die langfristige Sicherheit noch wenig bekannt; die zuständigen Behörden begleiten die aktuelle Impfkampagne daher intensiv. So wurde u.a. über eine Häufung von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und Herzbeutelentzündung (Perikarditis) in zeitlichem Zusammenhang mit einer mRNA-Impfung berichtet. Das Risiko für eine Myokarditis ist vor allem bei jungen Männern zwischen 18 und 29 Jahren erhöht, aber auch noch bei Jungen zwischen 12 und 17 Jahren. Sie tritt meist innerhalb von vier Tagen nach der Impfung – meist der zweiten – auf. Männer zwischen 20 und 50 Jahren scheinen das höchste Risiko für eine Perikarditis zu haben.
Die Sicherheitsbehörden haben entsprechend reagiert. Die Sicherheitsabteilung der europäischen Zulassungsbehörde EMA rät schon seit geraumer Zeit, dass Ärzte wie Patienten in den 14 Tagen nach einer Impfung mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe auf mögliche Anzeichen einer kardialen Entzündung achten sollen. Diese sind: Kurzatmigkeit, starkes, eventuell unregelmäßiges Herzklopfen („Herzstolpern“) und Schmerzen in der Brust. Die ständige Impfkommission (STIKO) hat zudem nach Durchsicht vorhandener Daten im November 2021 die Empfehlung herausgegeben, bei Unter-30-Jährigen ausschließlich nur noch den mRNA-Impfstoff von Biontech zu verwenden.
Die Melderate einer Myokarditis/Perikarditis beträgt nach Daten des Paul Ehrlich-Instituts über alle Altersgruppen hinweg weniger als 1 Fall pro 10.000 mit einer mRNA-Vakzine geimpfte Personen (Sicherheitsbericht 2/2022 mit Auswertung der Daten 27.12.2020-31.12.2021). Gemeldet wurden bisher insgesamt 1511 Verdachtsfälle einer Myo-/Perikarditis nach Impfung mit Comirnaty (Biontech). Die häufigsten Meldungen gab es bei den 18-29-jährigen Männern mit 467 Fällen, davon fast die Hälfte (224) nach der zweiten Impfung. Zu Spikevax (Moderna) liegen aktuell 381 Meldungen insgesamt vor, auch hier die meisten (186) in der Gruppe der 18-29 Jährigen Männer und davon 100 nach der zweiten Impfung.
Einzelne Meldungen einer Myo-/Perikarditis wurden dem PEI zufolge auch nach dritter mRNA-Impfung (Booster-Impfung) berichtet, wobei die Melderate einer Myo-/Perikarditis nach Boosterung wohl geringer ist als nach Grundimmunisierung. Generell, so das PEI, weise die Mehrheit der Patienten mit Myo-/Perikarditis nach Impfung einen blanden Verlauf auf und erhole sich rasch.
Anhaltende negative Langzeitwirkungen sind nach Expertenmeinung nicht zu erwarten. Die Vorteile der Impfung überwiegen nach wie vor mögliche Risiken, betonen Kardiologen wie auch Sicherheitsbehörden, zumal es bei einer Covid-19-Erkrankung ebenfalls zu einer Myokarditis kommen kann.
Auch hinsichtlich schwerer anderer Komplikationen mit Todesfolge ist kein Impfrisiko bislang erkennbar. So hat der Vergleich der Zahl der gemeldeten Todesfälle im Abstand von einem Tag bis sechs Wochen nach einer Covid-19-Impfung mit der im gleichen Zeitraum statistisch zufällig zu erwartenden Zahl der Todesfälle (Daten des Statistischen Bundesamtes) weder für mRNA-Impfstoffe noch die beiden anderen in Deutschland eingesetzten Covid-Impfstoffe ein Risikosignal ergeben.
Bei dieser Art von Impfstoffen handelt es sich um eine weitere Methode, mit der Informationen, die das Immunsystem braucht, um einen wirksamen Immunschutz aufzubauen, in menschliche Zellen transportiert werden können. Als Fähren dienen dabei Viren („Vektoren“), die für den Menschen ungefährlich sind. Vektorimpfstoffe gibt es bereits, sie werden etwa gegen das Ebola- und Gelbfiebervirus eingesetzt.
Zumeist werden Adenoviren als Transporteure benutzt, Erkältungsviren, die gentechnisch verändert sind und beim Menschen keine Erkrankung auslösen. Die Transportviren schleusen die genetische Information für das Spike-Oberflächenprotein des Coronavirus in einige menschliche Körperzellen ein. Darauf reagiert das Immunsystem mit der Produktion von Abwehrstoffen und -zellen.
Der Ende Januar zugelassene Vektorimpfstoff der Firma AstraZeneca (ChAdOx1-S, Vaxzevria) besteht aus Adenoviren, in die das Gen für das virale Spike-Protein eingeschlossen ist. Das zugrundeliegende Adenovirus – ein aus Schimpansen isoliertes Erkältungsvirus – wurde gentechnisch so verändert, dass es beim Menschen keine Erkrankung auslösen kann. Im menschlichen Körper soll der Vektorimpfstoff die Bildung von Antikörpern und von T-Zellen fördern – beides ist für die Immunabwehr wichtig. Nach den derzeitigen Daten ist der Impfstoff etwas weniger wirksam als die neuartigen mRNA-Impfstoffe. Das Robert Koch-Institut spricht von einer Impfeffektivität von circa 80 %. Die Schutzwirkung vor schwerer Covid-19-Erkrankung mit Klinikeinweisung ist ähnlich wie bei den mRNA-Impfstoffen – ein Argument, diesen Impfstoff als Patient nicht vorschnell abzulehnen.
Der im März in Europa zugelassene Vektorimpfstoff von Janssen (Ad26.COV2.S) besteht ebenfalls aus Adenoviren, in die das Gen für das virale Spike-Protein eingeschlossen ist. Als Transportvirus wird das abgeschwächte humane Adenovirus 26 genutzt. Als das Besondere bei diesem Impfstoff galt lange Zeit, dass er nur einmal verabreicht werden muss, um einen hohen Impfschutz gegen einen mittleren bis schweren Covid-19-Krankheitsverlauf zu erzeugen (65 Prozent Impfschutz). Seit Mitte Oktober 2021 rät die STIKO jedoch zur einer zweiten Impfung mit einem mRNA-Impfstoff, um einen ausreichenden Schutzeffekt zu erzielen. Laut Europäischer Arzneibehörde EMA kann nach mindestens zwei Monaten zur Zweitimpfung auch nochmals der Vektorimpfstoff Janssen genutzt werden.
Ein weiterer Vektorimpfstoff ist Gam-Covid-Vac, besser bekannt als „Sputnik V“, eine Entwicklung des Gamaleja-Instituts für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau. Nach der in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Zwischenanalyse der Phase-3-Studie mit rund 20.000 Freiwilligen hat der Impfstoff eine Schutzwirkung von 91,6 %, schwere Erkrankungen wurden verhindert, Sicherheitsprobleme sind der Studie nach nicht aufgetreten. Im Unterschied zum Vektorimpfstoff von AstraZeneca, der für beide Impfdosen dasselbe Adenovirus als Gentransporteur nutzt, wird für Sputnik V bei der ersten Dosis das Adenovirus 26 und für die zweite Dosis das Adenovirus 5 als Genfähre verwendet. Darauf führen Experten die breitere Abwehrreaktion des Immunsystem zurück. Der Impfstoff wird allerdings in Deutschland nicht genutzt, da er keine europäische Zulassung hat.
Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria) hat laut Robert Koch-Institut eine Impfeffektivität von circa 70 % und ist in Bezug auf den Schutz vor schweren Verläufen mit Klinikeinweisung und Sicherheit mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbar. Typisch sind Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Muskelschmerzen und leichte Erkältungssymptome inklusive Fieber in den ersten beiden Tagen nach der Impfung. Stärkere, aber harmlose Impfreaktionen, wie sie von dem AstraZeneca-Impfstoff berichtet wurden und auch bei den mRNA-Impfstoffen vorkommen können, scheinen bei jüngeren Menschen eher aufzutreten als bei Älteren. Diese Impfreaktionen sind lästig, ähneln denen anderer Virusimpfungen und können „insgesamt als Grippe-ähnliche Beschwerden zusammengefasst“ (Paul-Ehrlich-Institut) werden. Anaphylaktische Schockreaktionen, also starke bis lebensbedrohliche allergische Reaktionen, zählen zu den seltenen Nebenwirkungen. In Großbritannien waren es 41 Fälle bei fünf Millionen Impfungen (Stand 12. März 2021). In sehr seltenen Fällen sind zudem bei Geimpften – vor allem Frauen unter 60 Jahren – in den ersten drei Wochen nach der Impfung Blutgerinnsel aufgetreten, speziell in Hirnvenen (sogenannte Sinusvenenthrombosen). Pro 1 Million Impfung kommt es statistisch nur zu 2 Sinusvenenthrombosen und 1 anderen Thrombose. (mehr Infos hier.)
Der Vektor-Impfstoff von Janssen, der nur einmal geimpft werden muss, zeigte in den Zulassungsstudien eine Wirksamkeit von 65 % gegen SARS-CoV-2, und einen mit anderen Vakzinen vergleichbaren Schutz vor Krankenhauseinweisungen (fast 100 %). Auch gegen die neue Delta-Variante wird eine hohe Wirksamkeit angegeben. Die bislang bekannten Nebenwirkungen ähneln im Wesentlichen denen nach einer Impfung mit anderen Vektorimpfstoffen.
Nachdem in den USA sehr seltene Fälle einer entzündlichen, neurologischen Erkrankung (Guillain-Barré-Syndrom, GBS) nach Impfung mit dem Janssen-Impfstoff, aufgetreten sind, wurden nun entsprechende Warnhinweise in die Packungsbeilage aufgenommen. Es wird von etwa 100 Fällen der neurologischen Krankheit mit Lähmungen bei fast 13 Millionen verabreichten Impfungen in den USA berichtet. In Deutschland heißt es im aktuellen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts, dass zwar bei den Covid-19-Impfstoffen von AstraZeneca, Biontech und Moderna sehr selten Fälle von GBS in Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten seien. Ein direkter, kausaler Zusammenhang habe sich aber nicht bestätigt. Die Sicherheit aller Covid-10-Vakzinen werde dahingehend weiter geprüft. Der Ausschuss für Risikobewertung der Europäischen Arzneimittelagentur – PRAC – empfahl im August zudem, in die Produktinformationen des Covid-19-Impfstoffs Janssen die Nebenwirkung Immunthrombozytopenie aufzunehmen. Bei einer Immunthrombozytopenie greift das Immunsystem die Blutplättchen (Thrombozyten) an und zerstört diese. Dadurch wird die Blutgerinnung gestört. Ein Mangel an Thrombozyten (Thrombozytopenie) wird nun als nachgewiesener Risikofaktor eingestuft. Auch Schwindel und Tinnitus (Klingeln oder andere Geräusche in einem oder beiden Ohren) können laut PRAC mit dem Verabreichen des Covid-19-Impfstoffs Janssen zusammenhängen.
Die Ablehnung einer angebotenen Impfung mit dem AstraZeneca- oder Janssen-Impfstoff ist in Anbetracht der gut dokumentierten Wirksamkeit unbegründet und unvernünftig. Auch bei diesen Impfstoffen überwiegt der Nutzen bei weitem das Risiko.
Aufgrund möglicher Nebenwirkungen und bei Vorhandensein von inzwischen ausreichend anderen Impfstoffen wird Vaxzevria in Deutschland seit November 2021 nicht mehr bestellt und verimpft.
Eine abwartende Haltung beruht in der Regel auf der Furcht vor möglichen Nebenwirkungen durch die bisherigen Impfstoffe und der Kritik an fehlenden Erfahrungen mit einer mRNA-Vakzine. Doch die Bedenken gegen die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff bestehen zu Unrecht Dazu muss man sagen, dass
- das Wirkprinzip eines mRNA-Impfstoffs quasi einem Totimpfstoff entspricht, denn auch dort wird nur ein Virusteil genutzt, um die Immunabwehr zu stimulieren. Bei den klassischen Totimpfstoffen, die derzeit entwickelt werden, liegen weitaus weniger Erfahrungen vor als mit den bislang verimpften „neuen“ mRNA-Vakzinen. Die Tot-Impfstoffe, die derzeit entwickelt werden, enthalten zudem Proteinkomponenten, die potenziell das Risiko für allergische Risiken bergen.
- es bisher lediglich 1,6 Meldungen zu Nebenwirkungen pro 1.000 Impfdosen mit den vorhandenen Covid-Impfstoffen gibt, für schwerwiegende Reaktionen sogar nur 0,2 Meldungen pro 1.000 Impfdosen. Die Nebenwirkungen treten bei Patienten mit Herzerkrankungen nicht häufiger auf als bei solchen, die keine Herzerkrankung haben. Die Erfahrungen beruhen inzwischen auf weltweit Milliarden Covid-Impfungen. Generell treten langfristige Nebenwirkungen sowohl bei Medikamenten als auch bei Impfstoffen innerhalb von fünf bis zehn Jahren nach der Zulassung auf. Meist innerhalb von fünf Jahren. Dabei muss man bedenken, dass man auch die Folgen der Virusinfektion mit einem Covid-19 Virus über lange Zeit nicht kennt. Auch hier fehlt eine langfristige Erfahrung. Auch das Virus vermehrt sein Genom in der entsprechenden Körperzelle und wirkt damit prinzipiell nicht anders als der Impfstoff. Insofern gilt das Argument, man hätte keine langfristigen Erfahrungen mit dem mRNA-Impfstoff nur bedingt. Im Gegenzug ist der Langzeitnutzen der Impfung eindeutig bewiesen: deutlich weniger Tote als ohne Impfung.
Die Impfstoffe werden in die Muskulatur des Oberarms injiziert. Bis auf den Impfstoff von Janssen ist bei allen eine zweite Dosis für einen ausreichenden Impfschutz erforderlich. Eine begonnene Impfserie soll nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) mit dem gleichen Impfstoff abgeschlossen werden. Ausnahme: Patienten – gleich welchen Alters – , denen bei der ersten Impfung AstraZeneca verabreicht wurde, sollen nach den jüngsten STIKO-Empfehlungen nun als zweite Dosis generell einen mRNA-Impfstoff erhalten. Zuvor galt diese Regelung nur für Patienten unter 60 Jahren.
Vor dem Hintergrund neuer Varianten des SARS-CoV-2-Virus hat die STIKO zudem Anfang Juli die Empfehlungen zu den Impfabständen angepasst. Danach sollen:
- bei Impfung mit Comirnaty von Biontech/Pfizer zwischen Erst- und Zweitimpfung nun 3 - 6 Wochen liegen.
- Bei Spikevax, dem Impfstoff von Moderna, werden 4 - 6 Wochen empfohlen.
- Bei Vaxzevria sollte der Abstand bis zur Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff mindestens vier Wochen betragen.
- Wird zweimal mit Vaxzevria von AstraZeneca geimpft, sollten 9 - 12 Wochen dazwischen liegen.
- Und für Genesene empfiehlt die STIKO nun die Covid-19-Impfung bereits ab 4 Wochen nach Abklingen der Symptome, wenn z.B. Kontaktgefahr mit den neu auftretenden Virusvarianten gegeben ist.
Mitte Februar 2022 hat das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Fachbericht (Epidemiologisches Bulletin 7,22) nochmals darauf hingewiesen, dass eine Covid-Impfung strikt intramuskulär (i.m.) erfolgen sollte. Keinesfalls sollte sie nur in die Haut (intradermal), direkt unter die Haut (subkutan) oder in eine Gefäß (intravaskulär , i.v.) verabreicht werden. Zur Begründung verweist das RKI auf eine kleine Studie von Forschern der Universität Hong Kong aus dem Jahr 2021. Danach kam es im Tiermodell mit Mäusen nach direkter intravenöser Injektion eines mRNA-Impfstoffs zum Auftreten von Entzündungen an Herzmuskel und Herzbeutel (Perimyokarditis).
Um generell das – seltene – Risiko zu mindern, dass bei einer Injektion in den Muskel doch zufällig einmal ein Gefäß getroffen wird, rät das RKI daher künftig (wieder) zu einer besonderen Impftechnik, der sogenannten Aspiration. Das bedeutet, dass bei einer Injektion der Spritzenstempel vor dem Entleeren des Spritzeninhalts in den Muskel nochmals ganz kurz zurück gezogen wird. Es entsteht ein kleiner "Sog". Wird dabei ein Blutströpfchen angesaugt, deutet dies darauf hin, dass offenbar ein Gefäß getroffen wurde. Dann muss eine neue Impfstelle gewählt werden.
Erst 2017 hatte die RKI zuvor empfohlen auf eine Aspiration bei der Injektion von Impfstoffen zu verzichten, um mit diesem Verfahren einhergehenden eventuellen Stress und Schmerzen bei einer i.m.-Impfung zu reduzieren. Dies gilt auch weiterhin für alle anderen Impfungen, außer der Covid-Impfung mit einer mRNA-Vakzine weiter.
Im November 2021 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung zur Impfung von Schwangeren und Stillenden nochmals aktualisiert. Nach Auswertung der vorhandenen Daten spricht sie sich generell für die Covid-Impfung von bisher nicht oder unvollständig geimpften Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel (ab 4. Monat) aus. Gleiches gilt für stillende Frauen. Bei einer Impfung während der Stillzeit ist ein Risiko für den Säugling unwahrscheinlich. Anders als zuvor empfiehlt die STIKO nun für die Impfung von Schwangeren ausschließlich den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer (Comirnaty).
Ohnehin rät die STIKO eindringlich allen noch nicht geimpften Frauen im gebärfähigen Alter zu einer Impfung gegen SARS-CoV-2, damit bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ein guter Impfschutz vor Covid-19 besteht.
Zwar deuten die bisherigen Daten auf eine nach wie vor ausreichende – wenn auch leicht verringerte – Wirkung der vorhandenen Impfstoffe auch gegen neue SARS-CoV-2-Virusvarianten hin (v.a. gegen die besonders ansteckende Delta-Variante). Mit dem Auftreten immer neuer Varianten hat sich dennoch die Forschung zur Weiterentwicklung von Vakzinen und zur Anpassung der bisherigen Impfstoffe intensiviert.
Da zuvor noch kein mRNA-Impfstoff zugelassen worden war, ist über die langfristige Sicherheit nichts bekannt; die zuständigen Behörden begleiten die Impfungen laufend weiter. Negative Langzeitwirkungen sind nach Expertenmeinung nicht zu erwarten. Das gilt im übrigen auch für die Vektorimpfstoffe.
Offen ist auch, ob die Impfstoffe nicht nur die Erkrankung (Covid-19), bzw. deren Schwere unterdrücken können, sondern auch, wie stark sie die Ausbreitung des Virus an sich bremsen. Das Robert Koch-Institut vertritt hier die Auffassung, dass „das Risiko einer Virusübertragung nach derzeitigem Kenntnisstand sehr stark durch eine Impfung reduziert wird“. (Epidemiologisches Bulletin 25/2021 vom 8. Juli)
Unklar ist noch, warum Kinder, die sich mit SARS-CoV-2 infizieren, meist weniger heftig an Covid-19 erkranken wie Erwachsene. Eine Hypothese geht davon aus, dass bei ihnen die angeborene Immunabwehr möglicherweise noch stärker arbeitet als die später erworbene Immunabwehr, die bei Erwachsenen vor allem auf das Virus reagiert. Dennoch können auch Kinder sehr schwer erkranken. Wie häufig sie – ähnlich wie Erwachsene – eine Art Long-Covid entwickeln, ist dabei noch nicht eindeutig geklärt. Für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) daher inzwischen generell eine Impfung mit dem zugelassenen mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer.
Solange nicht ein großer Anteil der Bevölkerung geimpft ist, besteht keine Herdenimmunität. Das Robert Koch-Institut geht nach aktuellen Erkenntnissen davon aus, dass dazu mindestens 85 Prozent der 12 – 59-Jährigen, bzw. 90 % der Über-60-Jährigen vollständig gegen Covid-19 geimpft sein müssen. Bis es so weit ist, müssen weiterhin die allgemeinen Maßnahmen eingehalten werden, um das Ansteckungsrisiko zu senken (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, regelmäßiges Lüften – AHA + L-Regeln). Die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen gelten auch für geimpfte Personen.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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Unsere Empfehlungen
- European Medicines Agency (21. 12. 2020; Pressemitteilung): EMA recommends first COVID-19 vaccine for authorisation in the EU. www.ema.europa.eu/en/news/ema-recommends-first-covid-19-vaccine-authorisation-eu
- Polack F. et al. (2020): Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J Med. doi: 10.1056/NEJMoa2034577
- Oxford COVID Vaccine Trial Group (2020): Safety and immunogenicity of ChAdOx1 nCoV-19 vaccine administered in a prime-boost regimen in young and old adults (COV002). Lancet. doi: 10.1016/S0140-6736(20)32466-1
- Lin C. et al. (2020): RNA Vaccines for COVID-19: Five Things Every Cardiologist Should Know. JACC. doi: 10.1016/j.jacbts.2020.11.006.
- Robert-Koch-Institut: Covid-19 und Impfen – Antworten auf häufig gestellte Fragen, www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html
- Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut: Beschluss der STIKO zur zweiten Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung (29. Januar 2021),www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/05_21.pdf?__blob=publicationFile
- Logunov, D. et al. (2021): Safety and efficacy of an rAd26 and rAd5 vector-based heterologous prime-boost COVID-19 vaccine: an interim analysis of a randomised controlled phase 3 trial in Russia. Doi: 10.1016/S0140-6736(21)00234-8
- https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/covid-19-vaccine-janssen
- https://www.who.int/publications/m/item/draft-landscape-of-covid-19-candidate-vaccines
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/COVID-19_Vektor.pdf?__blob=publicationFile
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/19/Art_01.html
- https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Sicherheit.html#FAQId15315270
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