Nach einer Bypass-Operation fragen sich viele Menschen, wie lange die Bypässe halten. Das hängt davon ab, ob eine Vene oder eine Arterie verwendet wurde. Erfahren Sie hier die Unterschiede
Was passiert bei der Bypass-OP?
Beim Bypass-Eingriff wird in Vollnarkose der Brustkorb am Brustbein geöffnet. Die Herzchirurgin oder der Herzchirurg entnimmt Blutgefäße zur Anlage eines Bypasses aus dem Arm, dem Bein oder aus der Brustwand. Eine Herz-Lungen-Maschine übernimmt während der Operation den Bluttransport im Kreislauf. Der Eingriff selbst erfolgt im Herzstillstand. Dann werden Gefäßbrücken angelegt, die Aufgaben verschlossener Koronararterien übernehmen – quasi als „Umgehungsstraßen“ für das Blut. Vier bis sieben Tage nach dem Eingriff können Patientinnen und Patienten das Krankenhaus meist verlassen.
Heute gehören Bypass-OPs zu den Routineeingriffen – pro Jahr werden mehr als 50.000 Patientinnen und Patienten versorgt. In Einzelfällen kann es zu Komplikationen wie Nachblutungen, Infektionen, Herzinfarkten oder neurologischen Störungen kommen. Das Risiko, innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff zu sterben, liegt bei etwa ein bis drei Prozent und ist von Vorerkrankungen und vom allgemeinen Gesundheitszustand abhängig. Viele Menschen haben Angst vor dem Eingriff, berichten danach aber über einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität. Sollte nach mehreren Jahren ein weiterer Bypass erforderlich sein, profitieren Betroffene davon ebenfalls.
Venenbypässe haben häufig eine kürzere Lebensdauer
Generell gilt: Ein Venenbypass hält nicht so lange wie ein Arterienbypass. Grund dafür ist, dass die Venenwand nicht für den Druck im arteriellen Kreislauf ausgelegt ist. Für Arterien ist der Blutdruck hingegen eine Normalsituation – sie halten ihm entsprechend besser Stand. Und das zeigt auch die Statistik: Bei circa 30 % der Operierten sind die Venenbypässe nach circa fünf bis sieben Jahren verschlossen. Das ist aber kein Grund für Panik. Immerhin bedeutet das auch, dass 70 % der Venenbypässe noch offen sind. Es gibt Patientinnen und Patienten, bei denen das sogar nach 20 Jahren noch zutrifft. Jetzt fragt man sich natürlich, warum überhaupt Venen genutzt werden. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Venenbypässe werden vor allem dann gelegt, wenn es sich um eine Notfall-OP handelt. In der Regel erhalten die Betroffenen dann einen Bypass von der Brustwandarterie und darüber hinaus Venenbypässe. Denn direkt nach der Operation fließt sofort mehr Blut durch die Vene als durch eine Arterie. Hinzukommt, dass eine Venenbypass-Operation weniger Zeit kostet als das Legen eines Arterienbypasses. Folglich ist auch die Zeit, die Patientinnen und Patienten in Vollnarkose verbringen müssen, kürzer.
- Venenbypässe bergen kein so großes Entzündungsrisiko für die Heilung am Brustbein. Wenn hingegen beide Brustwandarterien für einen Bypass verwendet werden, dann ist die Gefahr einer Entzündung im Brustbeinbereich etwas erhöht. Das liegt daran, dass die Blutversorgung im betroffenen Gewebe durch die Entnahme beider Brustwandarterien eingeschränkt ist und dadurch die Wundheilung eingeschränkt sein kann. Besonders gefährdet sind überwichtige Menschen und Diabetiker. Vor allem bei insulinpflichtigen Diabetikerinnen und Diabetikern wird der Einsatz von Arterienbypässen in der Regel nicht empfohlen.
Nach der Bypass-OP: Das können Sie selbst für Ihr Herz tun
Wie lange ein Venenbypass gut funktioniert, hängt sehr von individuellen Risikofaktoren und dem Lebensstil ab. Sie können selbst dazu beitragen, dass Ihr Venenbypass so lange wie möglich hält, indem Sie sich möglichst gesund ernähren, auf das Rauchen verzichten und sich viel bewegen. Menschen mit Bypässen empfiehlt die Herzstiftung die Mittelmeerkost. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gemüse, Salat und Obst, wenig Fleisch, eher Fisch und fettarmen Milchprodukten. Statt tierischen Fetten sollten bevorzugt Oliven- und Rapsöl verwendet werden. Ebenso wichtig ist regelmäßige Ausdauerbewegung (Gehen, Walken, Joggen, Radfahren). Ideal wäre es, drei- bis fünfmal in der Woche ein Training über mindestens 30 Minuten mit mäßiger Belastung in den Alltag einzubauen. Wichtig zu wissen ist dabei, dass die Belastung keinesfalls Atemnot oder ein Gefühl von Brustenge (Angina pectoris) auslösen darf. Auch wenn Sie keine Beschwerden haben, sollten Sie nach einer Bypass-Operation regelmäßig ein Belastungs-EKG bei Ihrer Kardiologin oder Ihrem Kardiologen durchführen lassen. Treten außerhalb dieser festen Termine Beschwerden auf, sollten Sie natürlich sofort medizinischen Rat einholen.
Experte
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Friedhelm Beyersdorf ist Herzchirurg und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V. Zu den Schwerpunkten des Herzspezialisten zählen u. a. die chirurgische Behandlung der KHK, Herzklappenerkrankungen, Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz sowie Herz- und Kunstherztransplantationen.
Download- und Bestellangebot
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Nach der Bypass-OP (2015)
PDF: 4,02 MB -
Die Bypassoperation: Was ist heute möglich? (2020)
PDF: 617,46 KB -
Stent oder Bypass? (2020)
PDF: 511,61 KB -
Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (2020)
PDF: 8,62 MB
Unsere Empfehlungen
Unsere Quellen:
- Internet: https://www.dgthg.de/de/node/332 (Stand 2018)
- Internet: https://www.ahajournals.org/doi/pdf/10.1161/CIRCOUTCOMES.116.002708 (Stand 2020)
- Internet: https://www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(19)30253-8/fulltext (Stand 2019)