Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Baustein der menschlichen Zellen und hat unter anderem auch besondere Bedeutung für die Funktion des Gehirns. In einer aktuellen Studie haben sich nun Forscher mit der Frage beschäftigt, ob es bei einer intensiven LDL-Senkung langfristig zu ungünstigen Folgen für die Leistungsfähigkeit des Gehirns kommt. Die Ergebnisse kürzerer Studien lieferten bisher zwar beruhigende Ergebnisse. Doch wie sieht das bei lange anhaltender Therapie mit dauerhaft sehr niedrigen LDL-Werten aus?
LDL-Studie lief über fünf Jahre
In der Studie wurden daher 417 Patienten mit einer nachgewiesenen atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung über rund fünf Jahre nachbeobachtet. Sie hatten alle zuvor an einer anderen Studie teilgenommen, bei der sie mit dem Wirkstoff Evolocumab oder Placebo behandelt worden waren. Evolocumab (Handelsname Repatha) ist ein humaner monoklonaler Antikörper und Arzneistoff aus der Gruppe der PCSK9-Inhibitoren (Hemmer) und wird zur Behandlung der familiären Hypercholesterinämie eingesetzt oder wenn Statine nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirken.
Jährlich wurde nun mit kognitiven Funktionstests geprüft, ob die fortgesetzte Behandlung, die die LDL-Cholesterin-Konzentration im Blut im Mittel unter 35 mg/dl gesenkt hat, die kognitiven Funktionen des Gehirns möglicherweise beeinträchtigt. Die Studienteilnehmer waren um Durchschnitt 62 Jahr alt, gut zwei Drittel waren Männer.
Beruhigende Langzeitergebnisse
Die Haupterkenntnis: Unter der Therapie mit Evolocumab änderten sich die kognitive Funktion der Patienten, die mit diesem Medikament behandelt wurden, nicht. Auch fünf Jahre nach Behandlungsbeginn lag der ursprünglich für die kognitiven Funktionen gemessene Wert in der gleichen Größenordnung wie vor Beginn der Therapie. Es gab auch keinen Unterschied, ob Patienten in der ersten Studie Placebo erhalten hatten und dann auf Evolocumab wechselten oder auch schon zuvor den PCSK9-Hemmer erhielten und somit im Durchschnitt sogar sieben Jahre lang behandelt wurden.
Fazit
Die Erkenntnisse dieser Studie stimmen mit früheren Studienergebnissen überein, die ebenfalls keine kognitive Beeinträchtigung unter der Behandlung zeigten, selbst bei Patienten, die LDL-Cholesterin-Werte unter 20 mg/dl erreichten. Somit ist davon auszugehen, dass selbst eine massive Senkung der Konzentration von LDL-Cholesterin im Blut nicht mit einer Abnahme der kognitiven Gehirnfunktion einhergeht.
Einschränkend ist allerdings zu sagen, dass die Studiengruppe nicht sehr groß war. Auch muss weiter geprüft werden, ob die Ergebnisse auf Erwachsene mit erhöhtem Demenzrisiko übertragen werden können.
Long-Term Cognitive Safety of Achieving Very Low LDL Cholesterol with Evolocumab; NEJM Evid 2025; DOI: 10.1056/EVIDoa2400112
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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