News

Diabetiker profitieren von niedrigen Blutdruckwerten

In der chinesischen BPROAD-Studie mit 13.000 zuckerkranken Menschen schützten Blutdruckwerte um 120 mmHg Herz und Nieren.

Bluthochdruck plus Diabetes besonders kritisch fürs Herz 

Bluthochdruck ist die häufigste Begleiterkrankung bei Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Die Kombination aus Diabetes und Bluthochdruck erhöht dabei das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärker als Bluthochdruck allein. In der chinesischen BPROAD-Studie wurde nun bei etwa 13.000 Menschen mit langjährigem Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck verglichen, welcher systolische Blutdruckwert sich auf die Herzgesundheit besser auswirkte. Als Bluthochdruck waren Werte über 130 mmHg trotz Therapie bzw. Werte über 140 mmHg ohne Behandlung definiert.

Verglichen wurden dann Zielwerte niedriger als 120 mmHg, die durch eine intensivere Therapie erreicht wurde, mit Werten unter 140 mmHg, die durch eine moderate Therapie erzielt wurden. Die Teilnehmer – knapp die Hälfte davon Frauen – waren im Schnitt 64 Jahre alt, ihr Ausgangsblutdruck lag bei 140/76 mmHg, und ihr BMI betrug etwa 27 und der Taillenumfang durchschnittlich 95 Zentimeter. Die Therapie wurde anfangs monatlich, später dann alle drei Monate kontrolliert. Dabei wurden auch Blut- und Urinproben geprüft.

Wie wirkte sich die intensive Therapie aus?

Nach einem Jahr betrug in der intensiv behandelten Gruppe der systolische Blutdruck durchschnittlich 121,6 mmHg (insgesamt hatten 60 Prozent der Patienten einen Zielblutdruck unter 120 mmHg erreicht) in der Vergleichsgruppe betrug er 133,2 mmHg. Nach insgesamt gut vier Jahren stellten die Wissenschaftler dann fest, dass es in der intensiv behandelten Gruppe zu weniger schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Ereignissen (wie Todesfälle, Schlaganfälle, Herzinfarkte und Krankenhausaufenthalte wegen Herzschwäche) gekommen war. Auch das Risiko für Nierenschäden, erkennbar an einer sogenannten Albuminurie, war in der intensiv behandelten Gruppe deutlich niedriger. 

Welche Nebenwirkungen traten auf?

In beiden Behandlungsgruppen kam es ähnlich oft zu starken unerwünschten Therapieeffekten – etwa bei jedem Dritten. Allerdings traten unter einer intensiven Blutdrucksenkung etwas häufiger Beschwerden durch einen niedrigen Blutdruck (Hypotonie) auf und es kam häufiger zu eine erhöhten Kaliumwerten in Blut.

Was ist aus der Studie zu schließen?

Frühere Studien hatten widersprüchliche Ergebnisse zu der Frage geliefert, ob eine intensive Blutdrucksenkung sich vorteilhaft auf das kardiovaskuläre Risiko auswirkt. Durch die neue BPROAD-Studie, die gezielt die Risikogruppe der Diabetiker mit Bluthochdruck umfasste, schlägt nun das Pendel eher in Richtung von Zielwerten unter 120 mmHg. Vor allem Schlaganfälle scheinen sich so vermeiden zu lassen. Eine intensive Blutdrucktherapie erfordert jedoch regelmäßige Kontrollen, um Beschwerden durch eine Hypotonie oder einer Hypokaliämie entgegenwirken zu können. 

Intensive vs. Standard Blood Pressure Lowering in Patients with Diabetes; www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2412006

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz