Sowohl zur Vorbeugung von Herzerkrankungen als auch bei bestehender Erkrankung wird zu regelmäßiger körperlicher Aktivität geraten, weil dies sich positiv auf die Lebenserwartung auswirkt. Nach den Leitlinien wird bei Erwachsenen über alle Altersgruppen hinweg eine Zeit von mindestens 150 Minuten Aktivität pro Woche (bei mittlerer Intensität) empfohlen, zum Beispiel je 30 Minuten an fünf Tagen der Woche. Alternativ kann auch Sport mit hoher Intensität für mindesten 75 Minuten betrieben werden für einen merklichen gesundheitlichen Nutzen.
Unklar ist allerdings, ob dieser Nutzen auch noch im höheren Lebensalter vorliegt. Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, haben Wissenschaftler die Daten aus vier multinationalen Megastudien mit mehr als zwei Millionen Teilnehmern im Alter zwischen 20 und 97 Jahren analysiert. Gut die Hälfte der Teilnehmer waren Frauen. Sie wurden über im Durchschnitt gut elf Jahre beobachtet. Im Studienzeitraum starben knapp neun Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen.
Was durch Bewegung erreicht werden kann
Das erfreuliche und motivierende Ergebnis: Verglichen mit inaktiven Menschen war insgesamt das Risiko zu sterben (Mortalitätsrisiko) bei jenen Studienteilnehmern, die das empfohlene Aktivitätslevel erreichten, um 14 Prozent geringer - bei einem doppelt so hohen Pensum sogar um 22 Prozent. Immerhin noch acht Prozent geringer war das Mortalitätsrisiko bei Erreichen des halben Pensums.
Insgesamt senkte körperliche Aktivität das Risiko, vorzeitig zu sterben, über alle Altersstufen hinweg. Diese Minderung der Sterblichkeit war jedoch sogar etwas ausgeprägter bei älteren als bei jüngeren Altersgruppen, wenn das empfohlene Aktivitätsniveau erreicht wurde und nochmals deutlicher, wenn ältere Menschen sich stärker körperlich belasteten.
Die Wissenschaftler untersuchten auch den Zusammenhang von Alter und beeinflussbaren Gesundheitsfaktoren wie Rauchen, Gewicht, Alkoholkonsum und Bildung sowie den Zusammenhang mit einem Leben ohne Bluthochdruck und Diabetes. Auch hier gab es einen Alterszusammenhang mit der Sterblichkeit. Doch anders als bei der körperlichen Belastung war der Einfluss der Gesundheitsfaktoren bei jüngeren größer als bei älteren Menschen.
Fazit
Körperliche Aktivität mindert die Sterblichkeit in allen Altersstufen, im höheren Lebensalter noch ausgeprägter als im jüngeren. Dieses Ergebnis bestätigt auch umfangreiche Forschungsarbeiten, in denen sich bei älteren Erwachsenen die körperliche Aktivität ebenfalls durchweg als entscheidender Faktor für bessere Überlebenschancen im weiteren Leben gezeigt hat.
Somit gilt: Wer rastet, der rostet. Regelmäßige Bewegung kennt keine Altersgrenze und ist auch im höheren Lebensalter empfehlenswert.
Physical Activity and All-Cause Mortality by Age in 4 Multinational Megacohorts, JAMA Networks, Nov. 2024, doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.46802
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
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