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Einer Endokarditis vorbeugen

Die Endokarditis ist eine gefährliche Krankheit. Wer profitiert von der Endokarditisprophylaxe? Und wer benötigt kein Antibiotikum?

Frau beim Zahnart
rh2010 - stock.adobe.com ASS braucht für die meisten zahnärztlichen Eingriffe nicht abgesetzt zu werden, da es sich dabei in den meisten Fällen um Eingriffe mit einem niedrigen Blutungsrisiko handelt.

Endokarditis-Prophylaxe vor allem beim Zahnarzt 

Früher hat man vor zahnärztlichen oder auch bestimmten chirurgischen Eingriffen allen Patientinnen und Patienten mit Endokarditis-Risiko kurz vor der Behandlung ein Antibiotikum gegeben. Aufgrund wissenschaftlicher Studien wird heute eine andere Strategie empfohlen.

Denn zum einen hat sich gezeigt, dass die Gefahr, dass es zu einer Entzündung der Herzinnenhaut kommt geringer ist, als zunächst angenommen. Zum anderen sind auch Antibiotika keineswegs harmlos. 

Antibiotika haben als Medikamente entsprechende Nebenwirkungen und ein verbreiteter, nicht nötiger Einsatz kann zu Resistenzen führen. Werden Bakterien widerstandsfähig (resistent), wirken die Arzneistoffe nicht mehr. Wenn es dann darauf ankommt, lassen sich Infektionen nur noch schwer behandeln. 

Heute erhalten daher nur noch Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten vorbeugend ein Antibiotikum – und in der Regel auch nur noch vor bestimmten zahnärztlichen Eingriffen. Die Antibiotika-Prophylaxe wird empfohlen bei Patient/innen:

  • die schon einmal eine infektiöse Endokarditis hatten.
  • mit chirurgisch implantiertem Herzklappenersatz (biologische wie auch künstliche Klappe).
  • mit katheterbasiertem Ersatz (TAVI) der Herzklappen insbesondere der Aorten- oder Pulmonalklappe. Für Patienten mit katheterbasierter Reparatur der Mitral- oder Trikuspidalklappe sollten Antibiotika ebenfalls erwogen werden.
  • bei denen Fremdmaterial zur Herzklappenreparatur verwendet wurde (z. B. Klappenring, künstliche Sehnenfäden).
  • mit implantiertem Herzunterstützungssystem (VAD).
  • mit schweren angeborenen Herzfehlern, die nach wie vor bestehen und mit Blauverfärbung von Gesicht und Fingern (Zyanose) verbunden sind.
  • mit angeborenen Herzfehlern, wenn sie operativ oder mit Kathetertechnik behandelt wurden und dabei künstliches (prosthetisches) Material, etwa für einen Shunt oder Conduit, verwendet wurde.
  • mit angeborenen Herzfehlern in den ersten sechs Monaten nach einem chirurgischen Eingriff, wenn dabei der Defekt behoben und kein künstliches Material (etwa eine Gewebeprothese) verwendet wurde. 

Endokarditis-Prophylaxe

Abbildung von Medikamenten

Medikamenten-Unverträglichkeit

Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, falls Sie bestimmte Antibiotika nicht vertragen oder falls Sie weitere Medikamente einnehmen.
Bild von einer Medikamentenflasche

Antibiotikum zur Prophylaxe

Als erste Wahl wird Amoxicillin (oral) empfohlen. Bei bekannter Unverträglichkeit eignen sich auch Cefalexin oder Azithromycin bzw. Clarithromycin.
Abbildung von einer Spritze

Durchführung

Patientinnen und Patienten bekommen das Antibiotikum einmalig 30 bis 60 Minuten vor dem Eingriff – meist als Tablette. Alternativ auch gespritzt.

Bei welchen Eingriffen sollten Antibiotika vorsorglich gegeben werden?

Bei allen Eingriffen im Bereich der Mundhöhle, bei denen Bakterien in den Blutstrom eingeschleppt werden können. Eine derartige Gefahr besteht immer dann, wenn die Schleimhaut oder das Zahnfleisch verletzt wird oder es beim Entfernen infizierter Zähne blutet. Als Eingriffe, die ein hohes Risiko für das Entstehen einer Endokarditis bergen, gelten daher: 

  1. oralchirurgische Eingriff e (z.B. Ziehen von Zähnen, Implantatchirurgie, Versorgung von Zahnfleisch- und Knochentaschen bei Parodontose, Gewebeentnahmen)
  2. sämtliche zahnärztliche Eingriffe, die mit Manipulationen am Zahnfleisch oder im Wurzelbereich der Zähne verbunden sind einschließlich der professionellen Zahnreinigung. 

Bei allen anderen Eingriffen, z.B. an Haut und Weichteilen, am Atmungstrakt (Bronchoskopie), Magen-Darm- oder Urogenitaltrakt, sollte keine vorbeugende Antibiotikatherapie erfolgen. Allerdings ist bei nicht-zahnärztlichen Interventionen vor allem am Herzen, der Haut, bei Transfusionen, einer Dialyse, einer Knochenmarkpunktion oder einer endoskopischen Untersuchung besonders streng auf ein keimfreies Behandlungsumfeld zu achten, um das Risiko einer Bakteriämie zu minimieren.

Endokarditis-Risiken durch die Zahnhygiene verringern 

Von Kindesbeinen an lernen wir, wie wichtig es ist, sich regelmäßig die Zähne zu putzen – und zu zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Eine gute Mundhygiene schützt auch vor Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis). Dazu gehört auch, dass Entzündungen des Zahnbettes (Parodontose) oder bakterielle Zerstörungen der Zähne (Karies) umgehend saniert werden. Weniger Bakterien im Mund-Rachen-Raum verringern das Krankheitsrisiko. Vor allem Herzpatienten mit einem hohen und auch mit einem mittleren Risiko wird daher zur strikten Einhaltung von Hygienemaßnahmen geraten. 

Eine Antibiotika-Prophylaxe ist hingegen bei einem mittleren Risiko nur selten nach individueller Risikoabwägung durch den Arzt nötig. Ein mittleres Risiko haben Patienten mit

  • rheumatischer Herzkrankheit
  • nicht-rheumatischer degenerativer Klappenerkrankung
  • angeborenen Klappenanomalien wie einer bikuspiden Aortenklappe
  • implantierten elektronischen Geräten wie Herzschrittmacher oder Defibrillator
  • hypertropher Kardiomyopathie

Patienten mit leicht erhöhtem Risiko benötigen in der Regel keine speziellen vorbeugenden Maßnahmen und keine Antibiotikatherapie vor Eingriffen im Mundraum.

Endokarditis-Risiken durch Eingriffe am Herzen verringern 

Ärztinnen und Ärzte werden trotz der Möglichkeit, Risikopatientinnen und -patienten prophylaktisch Antibiotika zu geben, immer versuchen, die Grunderkrankung zu behandeln. Das heißt: Spezialisierte Herzchirurginnen und -chirurgen behandeln heute schon Säuglinge oder Kleinkinder mit angeborenen Herzfehlern – und senken das Risiko einer Endokarditis. 

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
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    Herbert E. Ulmer

    Prof. Dr. med.

2023 ESC Guidelines for the management of endocarditis: Developed by the task force on the management of endocarditis of the European Society of Cardiology (ESC)European Heart Journal, Volume 44, Issue 39, 14 October 2023, Pages 3948–4042, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad193

2 Kommentare
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Wilhelm Vortherms 79295 Sulzburg

Ich habe eine neue Aortenklappe bekommen.

Reinhard Ludwig Siegen

bei geplanter Koloskopie:
was muss nach Herzinfakt, bei 1 Stent,
Vorhofflimmern ( Methohexal UND Lixiana)
ACE-Hemmer (Ramipiril),
Cholesterin-Senkung (Ator-Vastatin)
grundsätzlich beachtet werden?
vielen Dank im voraus
MfG
Reinhard Ludwig

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