Artikel

Lachen und Humor – eine herzgesunde Medizin

Lachen wirkt positiv auf Körper und Psyche. Welche Effekte sind nachgewiesen und wie wird Lach- und Humortraining in der Medizin eingesetzt?

Ehepaar lacht herzlich auf dem Sofa
©InsideCreativeHouse - stock.adobe.com

Je älter wir werden, desto weniger lachen wir. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder etwa 400 mal pro Tag lachen – ein Erwachsener hingegen nur noch etwa 20 mal. Damit verschenken wir möglicherweise wichtiges gesundheitliches Potenzial. Denn in der Wissenschaft gibt es viele Belege für den gesundheitsfördernden Effekt von Lachen, etwa eine Gefäßerweiterung und das Absinken des Stresshormons Cortisol. Das wird inzwischen auch in Therapien in Form von strukturiertem Lach- und Humortraining genutzt.

Lachen bringt den Körper in Hochform

Rund 300 Muskeln werden beim Lachen in unserem Körper angespannt, 17 allein im Gesicht. Wir können sogar einen Muskelkater bekommen, wenn wir viel lachen. Für kurze Zeit ist der Organismus beim Lachen sehr aktiv – ähnlich wie beim Sport. Durch verstärkte Atmung wird zum Beispiel mehr Sauerstoff aufgenommen, das Herz schlägt schneller und pumpt mehr Sauerstoff durch die Gefäße.

Und auch der Stoffwechsel wird angeregt. Dabei werden unter anderen Glückshormone (Endorphine – wirken auch schmerzlindernd) und Serotonin ausgeschüttet sowie vermehrt Killerzellen und Immunglobuline (verstärken die Abwehr) produziert. Insgesamt wird der Parasympathikus aktiviert. Das ist der Teil unseres Nervensystems, der die inneren Organe einschließlich Herz und Blutgefäße versorgt und für Regenerationsprozesse relevant ist. Stressreaktionen werden wiederum durch seinen Antagonisten, den Sympathikus, gesteuert. Die Folge von Lachen: Das Stresshormon Adrenalin wird unterdrückt, im Blut sinkt daher der Spiegel des bei Stress erhöhten Hormons Cortisol. Nach einer Lachsalve entspannen sich dann die Gefäße so, dass der Blutdruck nachweislich sinkt.

Die Erforschung des Lachens

Die Wissenschaft, die sich mit den oben genannten Auswirkungen des Lachens – den psychischen wie den körperlichen – beschäftigt, nennt man Gelotologie. Das Wort „gelos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Lachen, Gelächter“. Als einer der Begründer gilt der amerikanische Psychiater William F. Fry, der in den 60er Jahren begann, über die Auswirkungen des Lachens zu forschen. Seither sind zahlreiche Studien über die positiven Auswirkungen von Lachen und Humor erschienen – vor allem für das Immunsystem und für die Psyche (Entstressung), aber auch zur Schmerzlinderung.

Das Bewusstsein dafür, welche positiven Effekte Lachen haben kann, führte dann auch dazu, Menschen gezielt zu vermehrtem Lachen zu motivieren und entsprechende Angebote zu entwickeln. Diese werden zum Teil auch in der Behandlung von Kranken eingesetzt. Seit bereits 25 Jahren bringen zum Beispiel die KlinikClowns in Deutschland Freude und Lachen in Kinderkliniken, auf Stationen mit schwerkranken Erwachsenen oder in Einrichtungen für Senioren oder Menschen mit Behinderung, mit dem Ziel Heilungsprozesse zu fördern und die Patienten emotional zu stabilisieren. In England gibt es im Rahmen eines Projekts aktuell sogar „Lachen auf Rezept“. Dabei arbeiten speziell ausgebildete Lachtherapeuten mit traumatisierten Patienten.

Lachen und Humor trainieren – geht das?

Im privaten Bereich ist vielen das Lachyoga bekannt, das sich zunehmender Beliebtheit etwa in Gesundheitskursen erfreut. Bei der professionellen Form handelt es sich um eine Kombination aus Lach- und Atemübungen, für die es speziell ausgebildete Lachtrainer gibt. Lachyoga (Hasya Yoga) ist in Indien schon seit über 50 Jahren bekannt. Von dort aus hat es in den 90er Jahren der Arzt Dr. Madan Kataria weiterentwickelt und durch die Gründung von Lachclubs – der erste entstand in Mumbai – schließlich weltweit bekannt gemacht. Seiner These zufolge unterscheidet das Gehirn nicht zwischen echtem und geübtem Lachen, daher wird zunächst motorisch mit Klatsch-, Dehn- und Atemübungen kombiniert mit pantomimischen Übungen zum Lachen angeregt. So soll das anfangs künstliche Lachen schließlich in natürliches Lachen übergehen.

Beim Humortraining gilt der amerikanische Professor für Psychologie Paul McGhee als Pionier, der viel Grundlagenforschung zum Thema Humor und Lachen betrieb. Auf der Basis seiner Annahme, dass es sich bei Humor nicht um eine Eigenschaft handelt, sondern um eine erlern- und veränderbare Fähigkeit, entwickelte er gemeinsam mit zwei Kolleginnen ein entsprechendes Training. Dabei werden über einen meist siebenwöchigen Zeitraum neben grundsätzlichen Informationen zum Thema Humor, auch Aspekte wie Witzeerzählen, Komik in Alltagssituationen, über sich selbst lachen können und Humor als Bewältigungsstrategie in Stresssituationen vermittelt.

Studien zum Nutzen von Lachen und Humor

Etliche Studien untermauern inzwischen die gesundheitsfördernden Effekte, überwiegend auf die Psyche. Hier eine Auswahl von Untersuchungsergebnissen, die vor allem kardiovaskuläre Effekte im Fokus hatten.

In einer großen Studie aus Japan mit rund 21.000 Männern und Frauen im Alter von 65 Jahren und älter wurde erhoben, wie häufig die einzelnen Teilnehmer im Laufe ihres Alltags lachten. Dabei wurde deutlich, dass diejenigen, die mehrmals täglich lachten, unabhängig vom Geschlecht, weniger Herzerkrankungen oder Schlaganfälle aufzeigten als jene, die selten oder nur gelegentlich lachten. (1)

US-Forscher von der University of Maryland haben wiederum in einer kleinen Untersuchung herausgefunden, dass Lachen die Durchblutung verbessert und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann. Dazu prüften sie bei jedem Studienteilnehmer per Ultraschall die Durchblutung der Hauptschlagader des Oberarm. Lustige Filmszenen verbesserten dabei den Blutfluss bei 19 von 20 Teilnehmern – und zwar um 50 Prozent. Gewaltszenen aus einem Kriegsdrama minderten hingegen bei 14 der 20 Teilnehmern den Blutfluss um die Hälfte. (2)

In einer anderen Studie verglichen die Forscher des Center for Preventive Cardiology der Universität Maryland die humorvollen Reaktionen von 300 Personen anhand einer Befragung. Die Hälfte der Teilnehmer hatte entweder einen Herzinfarkt erlitten oder sich einer Koronararterien-Bypass-Operation unterzogen. Die anderen 150 waren gesunde, gleichaltrige Teilnehmer ohne Herzerkrankungen. Ergebnis: Menschen mit Herzerkrankungen erkannten Humor seltener oder nutzten ihn weniger, um aus unangenehmen Situationen herauszukommen. Sie lachten generell weniger, selbst in positiven Situationen, und sie zeigten mehr Wut und Feindseligkeit. (3)

Forscher der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder zeigten ebenfalls einer Gruppe erwachsener Versuchsteilnehmer humorvolle Videos und stellten fest: Während des Lachens reduzierte sich bei allen Teilnehmern die Herzrate um durchschnittlich 7,6 Schläge pro Minute. Danach stieg die Herzrate wieder, blieb jedoch etwa drei Schläge unterhalb des Ausgangswerts. Und: Die Atmung wurde effizienter. (4)

Wissenschaftler am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart haben wiederum bei Patienten mit therapieresistenter Angina-Pectoris bestätigen können, dass sich mit einem gezielten Lachtraining selbst bei diesen schwer kranken Herzpatienten mit immer wiederkehrenden Brustschmerzen positive Gesundheitseffekte erzielen lassen. Bei den Betroffenen nahm die depressive Stimmung ab, sie hatten weniger Stresshormone im Blut und sie wurden wieder sozial aktiver. (5)

Experte

Professor Dr. med Peter Ong
Prof. Dr. Peter Ong

Unser Informationsmaterial

Nicht nur Lachen kann sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken. Lesen Sie in unseren Sonderdrucken auch, welchen Effekt zum Beispiel Musik aufs Herz hat und welche Rolle die Psyche hat.

Zum Podcast

Senioren die lachen
Robert Kneschke
Heute schon gelacht? Dann bekommen Sie in dieser Podcastfolge die passende Anregung dazu und Infos, wie Lachen positiv aufs Herz wirkt.

(1) Laughter is the Best Medicine? A Cross-Sectional Study of Cardiovascular Disease Among Older Japanese Adults;  https://www.jstage.jst.go.jp/article/jea/26/10/26_JE20150196/_article

(2) Michael Miller et al: Vortrag beim Kongress 2005 der Amerikanischen Kardiologen in Orlando, https://www.sciencedaily.com/releases/2005/03/050309111444.htm

(3) Inverse association between sense of humor and coronary heart disease; DOI: 10.1016/s0167-5273(01)00470-3

(4) Salutogene Effekte des Lachens und der Herzratenvariabilität. In: Praxis - Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 92 (2013), S. 146-156

(5) Effect of humor training on stress, cheerfulness and depression in patients with coronary artery disease and refractory angina pectoris; DOI: 10.1007/s00059-019-4813-8