Zum akuten Herzinfarkt kommt es dann, wenn eine Arterie, die ein bestimmtes Herzmuskelareal mit Sauerstoff versorgt, plötzlich verstopft und damit die Sauerstoffversorgung unterbrochen ist. Therapieziel ist es, diese Verstopfung so schnell wie möglich mit einem Herzkatheter zu beseitigen.
Bei dieser Prozedur fällt dann unter Umständen auf, dass weitere Verengungen von Herzkranzgefäßen vorliegen – eine sogenannte Mehrgefäßerkrankung. Häufig wird dann nicht nur das akut verschlossene Gefäß wiedereröffnet, sondern es werden auch weitere Engstellen gleich mit beseitigt. Doch haben die Patienten davon auch langfristig einen Vorteil? Eine Studie aus Dänemark gibt hierzu nun Aufschluss.
Stenosen: Warten oder gleich mitbehandeln?
In der Studie waren mehr als 600 Patienten mit akutem Herzinfarkt und Mehrgefäßerkrankung per Zufall zwei Behandlungsgruppen zugeordnet worden:
- Gruppe 1: Nur die für den Herzinfarkt ursächliche Arterie wurde per Herzkatheter wiedereröffnet.
- Gruppe 2: Nach der Akutphase wurden zusätzlich weitere verengte Herzkranzgefäße (Stenosen) per Herzkatheter behandelt.
Alle Patienten wurden zehn Jahre lang nachbeobachtet. Dabei wurde geprüft, ob es Unterschiede gab hinsichtlich erneuter Herzinfarkte, erneut notwendiger Herzkatheter-Behandlungen und der Sterblichkeit.
Langfristig kein Unterschied bei den Todeszahlen
Das Ergebnis der Vergleichsstudie war deutlich: Die Sterblichkeit insgesamt war in den beiden Gruppen nach zehn Jahren nicht unterschiedlich. So starben in der Gruppe mit Wiedereröffnung nur der für den Infarkt relevanten Arterie 78 Personen (25 %) im Vergleich zu 74 (24 %) in der Gruppe mit vollständiger Revaskularisierung aller entdeckten Stenosen. Es gab auch keinen entscheidenden Unterschied hinsichtlich eines erneuten Herzinfarkts.
Wie zu erwarten, mussten allerdings jene Patienten, bei denen allein die Herzinfarktarterie versorgt worden war (Gruppe 1), sich später häufiger erneuten Herzkatheter-Therapien unterziehen als jene in Gruppe 2. Ein ausgeprägterer Gesamtnutzen bei vollständiger Revaskularisierung war bei jungen Patienten, Patienten mit Dreigefäßerkrankung und Patienten mit mindestens einer sehr ausgeprägten Stenosen in einer nicht Herzinfarkt-relevanten Arterie zu beobachten.
Transparenz: Daher beziehen wir unsere Infos
10-Year Outcome of Complete or Infarct-Artery-Only Revascularization in STEMI with Multivessel Disease (DANAMI-3-PRIMULTI); J Am Coll Cardiol 2025; https://doi.org/10.1016/j.jacc.2025.05.013
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
