Vorhofflimmern bedeutet, dass die Vorhöfe des Herzens aus dem üblichen Rhythmus gekommen sind. Die Vorhofmuskulatur zieht sich dabei nicht regelmäßig zusammen, um Blut in die linke und recht Herzkammer zu transportieren, sondern die Vorhöfeflimmern sehr schnell und unkoordiniert.
Dass die Verbreitung dieser Rhythmusstörung zunimmt zu, hängt zu einen mit dem steigenden Lebensalter in der Bevölkerung zusammen, aber auch mit verbreiteten Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Nun haben US-amerikanische Wissenschaftler auch untersucht, ob auch große Hitze für das vermehrte Auftreten von Vorhofflimmern relevant sein könnte.
Studie nutzte Daten implantierter Geräte
Um zu prüfen, ob sich große Hitze auf das Auftreten von Vorhofflimmern auswirkt, haben die Wissenschaftler die Daten von über 3000 Patienten ausgewertet, die ICD (implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren) oder CRT- (kardiale Resynchronisationstherapie)-Systeme tragen. Die Speicher dieser Geräte wurden ausgelesen und stundenweise analysiert. Insgesamt wurden knapp 3900 Ereignisse einer Herzrhythmusstörung erfasst, davon die meisten (etwa 2500) aus den Vorhöfen (atrial). Rund 1400 entstanden aus den Herzkammern (ventrikulär).
Vorhofflimmern meist tagsüber
Die Vorhofflimmern-Episoden traten bevorzugt tagsüber zwischen 9 und 16 Uhr auf, etwas seltener abends, und kaum nachts oder in den Morgenstunden. Zugleich wurden Zeiten mit Vorhofflimmern bei normaler Außentemperatur (um 19°C) und mit Zeiten während Hitzeperioden (ab 39°C) miteinander verglichen.
Das Ergebnis: Es gab eine eindeutige Beziehung zwischen der Höhe der Außentemperatur und dem Auftreten dieser Rhythmusstörung. Die Häufigkeit nahm mit zunehmender Temperatur zu: bei 39 Grad Celsius um das 2,6-fache, bei 42 Grad Celsius um das Dreifache.
Interessanterweise trat Vorhofflimmern zudem an Werktagen häufiger auf als an Wochenenden. Die Autoren vermuten, dass dies damit zu tun hat, dass an Wochenenden das Stressniveau geringer und Schlafqualität und Therapietreue in Bezug auf Medikamente höher ist. Für ventrikuläre Tachykardien/Kammerflimmern wurde – anders als beim Vorhofflimmern – kein eindeutiger Zusammenhang mit den Temperaturen festgestellt. Tendenziell war hier eher Kälte ungünstig, nicht aber Hitze.
Hitze – ein neuer Risikofaktor für Vorhofflimmern?
Der Klimawandel geht mit zunehmend häufigeren Hitzeperioden einher. Es gibt daher Überlegungen, gefährdete Patienten besser zu überwachen – wenn sie keine ICD oder CRT-Systeme tragen, wie in der Studie, dann z.B. mit Hilfe von Smartwatches, die über Sensoren für den Herzrhythmus verfügen. Neuerdings werden in medizinische Geräte auch Temperatursensoren integriert.
Die Wissenschaftler vertreten aufgrund ihrer Studie die Ansicht, dass gefährdeten Patienten besonders in Hitzeregionen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Denn bislang finde extreme Hitze als potenzieller Risikofaktor für das Entstehen von Vorhofflimmern in ärztlichen Leitlinien keine Beachtung. Generell sollte Klima-bedingten kardialen Komplikationen mit entsprechender Beratung und mit gezielten Maßnahmen vorgebeugt werden.
Alahmad B et al. JAMA 2025; 14: e040352 DOI: 10.1161/JAHA.124.040352 1
Experte
- 60323 Frankfurt am Main
- [email protected]
- www.herzzentrum-an-der-alster.de
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.

Infomaterial bestellen
-
Zurück in den Takt: Vorhofflimmern (2022)
PDF: 6,22 MB -
20 Fragen - 20 Antworten Vorhofflimmern
PDF: 781,97 KB