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Ernährungstrend Fasten: Wie gesund ist der Nahrungsverzicht?

Fasten hat eine alte Tradition und kommt trotzdem nie aus der Mode. Was müssen herzkranke Menschen dabei beachten?

Teller mit Herz und Stethoskop
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Heilfasten, Basenfasten, Intervallfasten – es gibt viele Arten, auf Essen zu verzichten oder es stark einzuschränken. Fasten ist angesagter denn je, aber ist es auch gesund? Lesen Sie hier, welche Methoden zu empfehlen sind und worauf herzkranke Menschen achten sollten.

Fasten als Modeerscheinung? Von wegen!

Wer fastet, ist trendy. Dabei ist dies kein modernes Phänomen. Seit Urzeiten ist der menschliche Stoffwechsel auf Phasen ohne Nahrungsaufnahme eingestellt – anders ging es auch nicht: Schlechte Ernten, Naturkatastrophen, Kriegszeiten oder Epidemien zwangen unsere Vorfahren immer wieder zu Hungerphasen. Nicht immer steckt Zwang hinter dem Fasten.

In fast allen Religionen wird es seit jeher freiwillig betrieben. Christen bereiten sich beispielsweise seit dem Jahr 400 durch Fasten auf das Osterfest vor. Moslems fasten im Ramadan 30 Tage lang und essen erst nach Sonnenuntergang etwas. Und im Hinduismus halten sich die Menschen ebenfalls an zahlreiche Fastenregeln.

Doch auch in der Medizin hat der freiwillige Nahrungsverzicht oder das starke Einschränken der Nahrungsaufnahme eine lange Tradition. Das Heilfasten wird beispielsweise seit Jahrtausenden betrieben. Selbst Hippokrates (um 460 bis 370 v. Chr.) soll einst gesagt haben: „Wenn die Krankheit auf ihrer Höhe ist, dann muss die knappste Nahrungszufuhr erfolgen.“

Kann Fasten Krankheiten heilen? Experte klärt auf

Fasten ist der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für begrenzte Zeit – so definiert es die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung und stellt gute Leistungsfähigkeit ohne Hungergefühl in Aussicht: Fasten wirke sich auf Körper, Geist und Seele positiv aus. Ist das tatsächlich so?

„Bei bestimmten Krankheiten kann Fasten wirklich eine lindernde Wirkung haben“, sagt Professor Hans Hauner, Leiter des Instituts für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar in München und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Herzstiftung. Eine dieser Erkrankungen sei Diabetes Typ 2. „Menschen, die phasenweise fasten, können an Gewicht verlieren und dadurch ihre Stoffwechselwerte günstig beeinflussen“, erklärt Hauner.

So sei es auch bei Rheuma. „Durchs Fasten kann die Entzündungsaktivität zurückgehen, wodurch es kurzfristig zu weniger Beschwerden und Schmerzen kommen kann.“ Dass Fasten auch bei Krebs helfe, weist der Ernährungsmediziner jedoch zurück. „Hier ist Nahrungsverzicht sogar kontraproduktiv, weil der Körper an Widerstandsfähigkeit verliert.“

Fasten und abnehmen – funktioniert das?

Viele Menschen fasten mit einem ganz bestimmten Ziel: Sie möchten ihr Gewicht reduzieren. Doch das ist laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung e.V. nicht der richtige Weg. So sieht es auch Ernährungsmediziner Professor Hans Hauner: „Eine kurze Fastenzeit kann zwar dazu führen, dass man ein paar Kilos verliert. Sie sind nach Beendigung des Fastens aber in der Regel schnell wieder zurück.“

Menschen, die abnehmen möchten, rät Hans Hauner eine generelle Ernährungsumstellung. Er empfiehlt die "10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)" oder die mediterrane Kostwomit er weder Pasta noch Pizza meint, sondern frisches Obst, Gemüse, Fisch, Nüsse und Olivenöl. Mit Salz sollte hingegen, so gut es geht, sparsam umgegangen werden.

Hans Hauner: „Diese Art der Ernährung ist reich an ungesättigten Fettsäuren und kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt senken.“

Die Kunst des Gewichtsverlusts: Wie purzeln die Pfunde?

Wer sich zum Ziel gesetzt hat, sein Körpergewicht zu reduzieren, sollte vor allem verstehen, worauf es dabei ankommt. Letztlich steckt eine einfache Rechnung hinter den purzelnden Kilos auf der Waage: Wer weniger Kalorien aufnimmt, als er verbraucht, wird abnehmen. Denn dann zapft der Körper seine Fettreserven an und bringt sie damit zum Schmelzen.

Wer langfristig Erfolge haben möchte, sollte auf Dauer ein moderates Kaloriendefizit anstreben. Crash-Diäten und kurzzeitiges Fasten sind in der Regel nicht geeignet, weil sie nach Beendigung der strikten Essensregeln häufig zum gefürchteten Jo-Jo-Effekt führen. Das heißt, der Körper holt sich nach der Diät ganz schnell das wieder zurück, was ihm vorher weggenommen wurde und legt erst recht Fettpölsterchen als Reserve an.

Dem trendigen Intervallfasten wird nachgesagt, dass genau dieser Jo-Jo-Effekt ausbleibt und eine langfristige Gewichtreduktion möglich ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt das Intervallfasten dennoch nicht als langfristige Gewichtsregulierung, da beispielsweise bisher konkrete Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl fehlen. Zudem liegen noch keine wissenschaftlichen Studien zu Langzeitfolgen des Intervallfastens vor.

Herzkranke sollten auf extreme Fasten-Formen verzichten

Dürfen Herzpatientinnen und -patienten auch fasten? Hier rät Professor Hans Hauner zu Vorsicht. Grundsätzlich sollten Patientinnen und Patienten ihren Fasten-Wunsch vorab mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen und vor allem auf extreme Formen wie Null-Diäten komplett verzichten.

„Man darf nicht vergessen, dass sich beim Fasten die Nährstoffzufuhr massiv verändert“, betont Ernährungsmediziner Hans Hauner. Zu wenig Kalium könne beispielsweise bei Herz-Patientinnen und -Patienten mit Herzrhythmusstörungen eben solche auslösen. Eine moderate Energieeinsparung von etwa 500 bis 800 kcal pro Tag pro Tag sei jedoch auch für Menschen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder Herzinsuffizienz möglich.

Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz sollten allerdings auf ein echtes Fasten besser verzichten. Bei ihnen spielt regelmäßiges Wiegen eine besondere Rolle, da es durch Wasseransammlung zu Gewichtsschwankungen kommen kann. Hier sagt dann die Gewichtskontrolle weniger über die Energiebilanz aus, sondern mehr über die Behandlung und den Verlauf der Herzinsuffizienz.

Fasten: Welche Arten gibt es?

Keine andere Fastenart ist derzeit so angesagt wie das Intervallfasten. Dabei wird tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet. Viele Menschen praktizieren die 16:8-Variante – das bedeutet: 16 Stunden rein gar nichts zu essen und in dieser Zeit nur ungesüßten Tee oder Wasser zu sich zu nehmen. Möglich ist auch die 5:2-Formel. Dabei essen die Fastenwilligen an fünf Tagen der Woche normal und schrauben die Kalorienzufuhr an den zwei verbliebenen Tagen auf ca. 500 Kalorien herunter.

Ziel des Intervallfastens ist vor allem die Gewichtsabnahme. Die Fastenmethode soll als langfristige Ernährungsform übernommen werden können. Ernährungsmediziner Hans Hauner betont jedoch: „Es ist nicht nachgewiesen, dass diese Art der Ernährung gesünder ist als andere.“ Hauner hält solche Fastenformen dann für akzeptabel, wenn die Anwenderinnen und Anwender mit den Vorgaben gut zurechtkämen und sich wohlfühlten. Nach seiner Erfahrung hielten aber nur wenige Menschen Intervallfasten für längere Zeit ein.

Das Heilfasten wird seit Jahrtausenden zur Gesundheitsprävention angewendet und soll bestimmte Krankheiten wie Migräne, Fibromyalgie und chronische Entzündungen positiv beeinflussen – diese Wirkung soll das Heilfasten auch auf das metabolische Syndrom ausüben. Und nicht nur das: Heilfasten hat das Ziel, den Geist und die Seele zu reinigen.

Eine Heilfastenkur ist auf zirka zwei bis vier Wochen angelegt und beginnt am ersten Tag mit einer Darmreinigung. Diese Reinigung findet mit Hilfe eines Abführmittels oder eines Einlaufs statt. Die Darmreinigung soll die Verdauung auf das Fasten einstellen, das Hungergefühl eindämmen und dadurch die Nahrungseinschränkung erleichtern. An den folgenden Tagen dürfen zwischen 250 und 500 Kalorien aufgenommen werden.

Wichtiger Hinweis: Das Heilfasten sollte stets unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden. Laut Ernährungsmediziner Hans Hauner eignet es sich als ein Einstieg in eine gesündere Ernährungsweise. Tatsache sei aber, dass die meisten Menschen nach einer Heilfastenkur rasch wieder zunähmen.

Basenfasten gehört zur Alternativmedizin und soll dabei helfen, den Körper zu „entsäuern“. In der Fastenzeit werden nur sogenannte basische Lebensmittel verzehrt. Dazu zählen Gemüse, Obst, hochwertige Pflanzenöle und bestimmte Nüsse.

Wichtig zu wissen: Für die Wirkung des Basenfastens gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise. Es ist nicht nachgewiesen, dass säurebildende Lebensmittel den Säure-Basen-Haushalt im Körper stören. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät davon ab, das Basenfasten langfristig anzuwenden.

Die Nulldiät ist die strengste Form des Fastens und um es gleich vorwegzunehmen: Ernährungsmediziner Professor Hans Hauner rät davon ab – und zwar sowohl kranken als auch gesunden Menschen. Bei der Nulldiät nehmen die Menschen keinerlei feste Nahrung zu sich, sondern ausschließlich Wasser oder ungesüßten Tee. Die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen bleibt dabei unweigerlich auf der Strecke.

Für eine kurze Zeit kann der Körper das zwar aushalten und auf Reserven zurückgreifen. Aber über längere Zeit kann die Nulldiät zu Kreislaufproblemen, Müdigkeit, Muskelkrämpfen oder Kopfschmerzen führen. Außerdem baut sich Muskeleiweiß ab.

Fazit: Fasten ja oder nein? Das sagt der Experte

Auch wenn Fasten im Trend liegt, sollte es gut überlegt sein und vorbereitet werden, sagt Ernährungsexperte Professor Hans Hauner vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. Vor allem Herzpatientinnen und -patienten sollten keine Alleingänge planen, sondern jede Fastenmethode vorab mit einer Herz-Spezialistin oder einem Herz-Spezialisten besprechen.

Vom derzeitigen Intervallfasten-Hype müsse man sich nicht unter Druck setzen lassen. Der Experte betont noch einmal: „Ich sehe in dieser Ernährungsmethode keinen großen Vorteil gegenüber einer ausgewogenen Ernährung.“ Sinnvoll könne das Intervallfasten für Menschen sein, die abnehmen möchten und dafür klare Regeln benötigen. Nachteil sei jedoch, dass darunter das soziale Leben – wie beispielsweise gemeinsame Abendessen mit Freunden – leiden könne.

Viel mehr als das Fasten empfiehlt Professor Hans Hauner sowohl gesunden als auch kranken Menschen eine gesunde Ernährung, die schmeckt und sich einfach zubereiten lässt – wie z.B. die mediterrane Kost.

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https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/heilfasten/?L=0

https://www.aerzteblatt.de/archiv/205110/Intervallfasten-Essen-mit-Blick-auf-die-Uhr

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Fasten-hilft-koerpereigener-Muellabfuhr-308742.html

https://www.uni-ulm.de/fileadmin/website_uni_ulm/iui.gesfuermit/Newsletter/Newsletter_Fasten_Juni_2018.pdf

aerztegesellschaft-heilfasten.de

https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/?L=0