Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Man liest überall viel über Vitamin D. Auch in der Werbung wird Vitamin D immer stark angepriesen. Ich würde gerne wissen, ob Vitamin D auch gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hilft. Und: Sollte man sich den Vitamin-D-Wert bestimmen lassen? (Melanie B., Bruchsal)
Experten-Antwort:
Nach meiner Ansicht macht die Messung von Vitamin D wenig Sinn und ist überflüssig, von begründeten Ausnahmefällen einmal abgesehen. Nach den derzeit genutzten Normwerten für 25-Hydroxy-Vitamin-D, der Vorstufe von biologisch aktivem Vitamin D im Körper, hätten 80 Prozent aller Deutschen einen Vitamin D-Mangel. Nach dem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gilt derzeit, dass Erwachsene etwa fünf Mikrogramm Vitamin D pro Tag aufnehmen sollen, Menschen im Alter über 65 Jahren eher 20 Mikrogramm, weil dann die körpereigene Synthese abnimmt. Meiner Meinung nach macht daher eine Supplementierung am ehesten im höheren Lebensalter Sinn, allerdings ist auch in diesem Alter der Nutzen einer Vitamin-D-Gabe nicht wirklich klar.
Im letzten Jahr wurden z.B. die Ergebnisse einer sehr großen Studie berichtet, in der geprüft wurde, ob eine Supplementierung mit Vitamin D vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützt. Weder diese Studie noch vorherige, kleinere Studien konnten einen Nutzen der Vitamin-D-Supplementierung im Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse zeigen. Grundsätzlich ist zu Vitamin D zu sagen, dass es eigentlich ein körpereigenes Hormon ist und der Körper die Vorstufe von Vitamin D auch selbst in der Haut bei Sonnenbestrahlung bilden kann – das macht 80 bis 90 Prozent der notwendigen Vitamin-D-Versorgung aus.
Für eine ausreichende Versorgung genügt es laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung, Gesicht, Hände und Arme zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche für zehn bis 25 Minuten unbedeckt der Sonne auszusetzen. In den Wintermonaten greift der Körper auf Vitamin D zurück, das er im Fett- und Muskelgewebe gespeichert hat.
Experte
Prof. Dr. Hans Hauner, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e. V., Leiter des Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin.